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RP-Serie Duisburger Geschichte und Geschichten Ein Hauch von Florenz - in Duisburg

Duisburg · Die ehemalige Reichsbankfassade und der Wirbel um den "Raub" der Eingangstür.

 Die demontierte Eingangstüre befindet sich heute in Wuppertal auf der Bankstraße 23, heute Sitz der Nationalbank, an die das Gebäude (samt Tür) verkauft wurde.

Die demontierte Eingangstüre befindet sich heute in Wuppertal auf der Bankstraße 23, heute Sitz der Nationalbank, an die das Gebäude (samt Tür) verkauft wurde.

Foto: harald küst

Das ehemalige Reichsbankgebäude auf der Düsseldorfer Str. 21 setzte vor 120 Jahren einen städtebaulichen Akzent. Später wurde das Gebäude eine Zentralbank-Filiale. Für Wirbel sorgte 1981 die Demontage der prächtigen Eingangstür. Duisburg wollte das Schmuckstück zurückhaben. Das Besondere war (und ist), dass Fassade und Tür die historisierende italienische Hochrenaissance repräsentieren.

Damals stand die Neubauplanung für den Umzug der Landeszentralbank an die Düsseldorfer Str. / Ecke Welkerstraße an. Das "alte" Reichsbankgebäude sollte verkauft werden. Die prächtige Eingangstür wollte das Direktorium vor dem Verkauf anderweitig sinnvoll nutzen. Die gerade restaurierte Wuppertaler Filiale würde durch den Einbau eine Aufwertung erfahren, so die Überlegung der Banker. Handwerker demontierten flugs die schmiedeeiserne Tür und bauten sie in die Wuppertaler Filiale ein. Die Aktion sorgte in der Folge für gewaltigen Wirbel. Duisburger Denkmalschützer zeigten sich über die "Nacht- und Nebelaktion" entrüstet. Bürgervereine forderten, die Tür zurück nach Duisburg zu bringen. Die dreiteilige Tür mit schmiedeeisernem Gitter mit Zierbändern und Eichenblattwerk mit Früchten war tatsächlich ein außergewöhnliches Kunstwerk. Das Oberlicht war mit dem Reichsadler und der Inschrift "Reichsbank" geschmückt. Eine Krone unter einem palmettenartigen Emblem komplettierte das symbolträchtige Ganze.

Auch Denkmalschützer forderten die Rückgabe der Tür. Der Duisburger SPD-Landtagsabgeordnete Pflug wollte im Oktober 1981 von der Landesregierung geklärt haben, ob es mit dem Geist des Denkmalschutzgesetzes vereinbar sei, wenn Teile entfernt und anderweitig verwendet werden. Die Landesregierung konnte in ihrer Antwort die Argumentation von Pflug zwar nachvollziehen, aber im Ergebnis sah sie "aus denkmalrechtlicher Sicht keine Möglichkeit, die Tür nach Duisburg zurückzuführen, da der Ausbau vor der "Unterschutzstellung durch die Duisburger Denkmalbehörde" vorgenommen wurde. Die Tür blieb in Wuppertal. Die Landeszentralbank versuchte, die Wogen zu glätten, und bot Duisburg ein "Ersatzkunstwerk" an. Bei der Übergabe des Bankneubaus (1984) zeigte sich Oberbürgermeister Josef Krings versöhnlich und regte an, "diese alte Geschichte" nun endlich zu vergessen.

1985 wurde das Duisburger Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Kaufinteressenten nahmen immer wieder Anstoß an den strengen denkmalschutzrechtlichen Vorgaben. Das Gebäude ging dann in den Conle Besitz über. 1995 verpachtete Henning Conle das Erdgeschoss an die Gaststätte Schacht IV/8. Seit 2011 steht es wieder leer. Die 1000 Quadratmeter Gastronomiefläche wird aktuell von der Quester Immobilien GmbH zur Vermietung angeboten.

Das imposante Gebäude vermittelt - trotz der ausgetauschten Eingangstür - einen Hauch von Florenz mitten in Duisburg. Es lohnt zu verweilen und die Fassade zu studieren. Der aufmerksame Betrachter entdeckt vielfältige Detailstrukturen: Das Quadermauerwerk im Erdgeschoss, die Rundbogenfenster im ersten Obergeschoss, die durch dreieckige Überdachungen gekrönt werden; all das entspricht den Stilformen der italienischen Hochrenaissance. Unter dem Flachdach verzieren ornamentale Gebinde (Festons) und Adlerplastiken die Fassade.

Als wuchtig hervorstehenden Schlussstein zeigt die Portalrundung einen Löwenkopf mit aufgerissenem Maul gleich einem aufmerksamen Wächter. Traditionelle Herrschaftssymbole wie Adler und Löwenkopf dokumentieren Macht und Status. Die Bank als Wächter der Geldstabilität des Reiches; diese symbolträchtige Deutung drängt sich förmlich auf. Die Bankfassade war zeittypisch und knüpft bewusst an die Palastarchitektur der großen florentinischen Bankiers an.

Neben der kunsthistorischen Bedeutung erzählt das Reichsbankgebäude viel über den damaligen Zeitgeist. Das Reichsbankgebäude entstand in wilhelminischer Zeit 1896/97 - es spiegelt das nationale Selbstbewusstsein, wirtschaftliche Stärke und die aufblühende Stadtkultur wider. Renommierte Architekten wie Stiller (Filiale Duisburg) und Hasek (Filiale Wuppertal) setzten damals die Wünsche ihrer Reichsbank-Auftraggeber meisterhaft um. Aus heutiger Sicht wird deutlich, dass die Architektur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Stil hatte, der in Duisburg deutliche Spuren hinterlassen hat. Dazu gehört auch die Fassade der früheren Bergisch-Märkischen Bank an der Claubergstr. 11. Sie ähnelt auffallend der Reichbankfassade. Kein Wunder - der Architekt war ebenfalls Hermann Stiller.

Zum Weiterlesen: Duisburger Forschungen, Band 31, Bauten des Historismus in Duisburg von Werner Burghoff. S.193-232. 72 Abbildungen zeigen Bürgerhäuser, Unternehmervillen und öffentliche Gebäude wie Rathaus, Tonhalle und Amtsgericht.

(RP)
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