Kommentar: Unsere Woche Ein Kapitel der Vergangenheit

Duisburg · Duisburg stand ganz im Zeichen des Gedenkens an die Opfer der Loveparade - vor vier Jahren. Aber nicht in diesem Jahr! Wäre der Tunnel an der Karl-Lehr-Straße nicht gesperrt gewesen und hätten nicht die Medien auch überregional an das "Fünfjährige" erinnert, hätten wohl noch weniger Duisburger in dieser Woche daran gedacht, was am 24. Juli 2010 hier passiert ist. Für die meisten ist das furchtbare Ereignis längst ein Kapitel aus der Vergangenheit, an das man sich nicht mehr denken möchte. Erinnert man sich an den ersten Gedenktag oder sogar an die Veranstaltungen zum Gedenken in den Tagen und Wochen nach der Katastrophe, so ist die breite Masse lange zur Tagesordnung übergegangen. Da ist es gut, dass zumindest unser Oberbürgermeister den Angehörigen der Toten, die auch diesmal wieder nach Duisburg angereist waren, die Hand entgegenstreckte und ihnen signalisierte, dass er Ansprechpartner für ihre Sorgen und Nöte ist und bleibt.

Im Fernsehen waren in den vergangenen Tagen noch einmal die grausamen Filmausschnitte zu sehen, die ahnen ließen, wie groß das Gedränge an diesem Schreckenstag gewesen ist, und die zeigten, wie sich Retter um Verletzte bemühen und Tote zudecken, wie Besucher tränenüberströmt umherirren und - wie hilflos die Stadt tagsdrauf reagiert hat. Weil Ex-Ob Sauerland nicht mehr mit Medien spricht und die Öffentlichkeit weitgehend meidet, gab es kein Wort zum "Fünfjährigen" von ihm. Doch was hätte er auch sagen sollen? Dass es ihm gut geht, dass ihm alles leid tut, dass er nicht auf der Anklagebank sitzt, weil er seinerzeit als OB nicht verantwortlich war?

Egal, wie er sich geäußert hätte, er hätte nur wieder eine neue Protest-Lawine und Empörungswelle losgetreten. Wie gut, dass er geschwiegen hat! hch

(RP)
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