Duisburg Jürgen Becker verteilt Freibier im Steinhof

Duisburg · "Dann wollen wir uns mal einen schönen Abend machen". Mit diesem Satz beginnt der Kölner Jürgen Becker seine Kabarett-Programme. So war es auch Samstag im Huckinger Steinhof. Und ein schöner Abend wurde es nicht nur für den Kölner, auch die knapp 500 Besucher hatten jede Menge Spaß bei seinem neuen Programm "Volksbegehren".

 Der Kabarettist Jürgen Becker lässt im übertragenen Sinn gerne mal die Hosen fallen - hier sogar in Wirklichkeit.

Der Kabarettist Jürgen Becker lässt im übertragenen Sinn gerne mal die Hosen fallen - hier sogar in Wirklichkeit.

Foto: Simin Kianmehr

Jürgen Becker ist für viele ein guter alter Bekannter. Seit vielen Jahren tourt er mit seinen Solo-Programmen durch die Lande, im WDR-Fernsehen hat die von ihm moderierte Satire-Sendung "Mitternachtsspitzen" längst Kult-Status erreicht. Zudem ist für viele WDR2-Hörer ein Freitagvormittag ohne Beckers "Frühstückspause", bei der er seit 1990 mit seinem Radio-Partner Didi Jünemann das politische Tagesgeschehen satirisch betrachtet, nicht vorstellbar.

Seit dem vergangenen Jahr erläutert Becker in seinem aktuellen Programm die "Kulturgeschichte der Fortpflanzung". Das macht er gewohnt locker und immer mit einem Augenzwinkern. Seine intelligenten und humorvollen Anmerkungen zu dem unerschöpflichen Thema "Liebe und Sexualität" sorgen dabei für ein "Dauerschmunzeln" im Publikum, auf vordergründige "Brüller" und "Schenkelklopfer" waren seine Programme noch nie ausgelegt.

Eigentlich sollte man froh sein, dass es beim Menschen anders ist als bei den Blattläusen, stellte Becker direkt zu Beginn klar. Die weiblichen Läuse benötigen für die Fortpflanzung nämlich gar keine "Lausbuben" und produzieren auch ohne männliches Zutun reichlich Nachwuchs. Die Frage "Zu mir oder zu dir?" stelle sich da zumindest nicht.

Seine Exkursion ins Reich der Erotik untermalt der Kölner mit zum Teil deftigen Gemälden alter Meister, die deutlich machen, dass Sexualität nicht nur in der heutigen Zeit ein aktuelles Thema ist. Heute wird das Internet als Informationsquelle in Sachen Erotik verstärkt genutzt, besonders Männer sind da offensichtlich sehr aktiv. Stutzig macht nur die bevorzugte Nutzungszeit. "Pornoseiten werden besonders häufig zwischen 9 und 17 Uhr aufgerufen" hat Becker ermittelt, der vermutet, dass man sich so auch zu Bürozeiten ab und an "einen schönen Tag" macht.

Seine Anmerkung, dass Paare häufig bis zu viermal in der Woche Sex haben, sorgte besonders bei den weiblichen Steinhof-Besuchern für kaum unterdrückte Lacher. "Aber viermal Oper in der Woche macht ja eigentlich auch keinen Spaß", merkte der Kölner an. Er kenne Paare, die einmal in der Woche sexuell aktiv sind und dabei sehr zufrieden sind: "Er montags und Sie mittwochs."

Dass ältere Männer sich häufig jüngere Frauen suchen, sei auch nicht unproblematisch. Einem fünfzigjährigem Freund, der sich eine Zwanzigjährige genommen hat, gab er zu bedenken: "Wenn du achtzig bist, ist die fünfzig. Was willst du dann mit einer so alten Frau?"

Zum Frauenbild im Allgemeinen hat sich der 56-Jährige auch so seine Gedanken gemacht. Auf der konservativen Schiene bewege sich ja die bayrische CSU, die die "normale Familie" in den Vordergrund stelle. Ob die Protagonisten bayrischer Politik da mit gutem Beispiel vorangingen, bezweifelt er stark: "Der Seehofer hat ein uneheliches Kind, Söder auch, Andi Scheuer ist geschieden." Allerdings sei es nicht mehr so, dass man in konservativen Kreisen die Frau an den Herd ketten wolle: "Jetzt ist die Kette so lang, dass auch Gartenarbeit möglich ist."

Mit einer angenehmen Überraschung beschloss Jürgen Becker den vergnüglichen Kabarettabend. Nach dem Motto "Drink doch eine met" gab es "Frei-Kölsch" für alle.

(RP)
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