Duisburg Loveparade: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Duisburg · Gut dreieinhalb Jahre nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg mit 21 Toten hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen mutmaßliche Verantwortliche erhoben. Das teilten die Ermittler am Dienstag in Duisburg mit.

 Die Grafik zeigt die Besucherströme bei der Loveparade und die Rampe, die zum Festivalgelände führte.

Die Grafik zeigt die Besucherströme bei der Loveparade und die Rampe, die zum Festivalgelände führte.

Foto: dpa

Die Ermittlungen um das tragische Geschehen seien abgeschlossen, so die Staatsanwaltschaft. Die Anklageschrift sei beim Landgericht Duisburg eingegangen, sagte ein Gerichtssprecher am Dienstag. Das Landgericht muss nun prüfen, ob es das Hauptverfahren gegen die Beschuldigten eröffnet.

Einzelheiten wollen die Ermittler am morgigen Mittwoch bei einer Pressekonferenz erläutern. Bei dem Termin um 10 Uhr in der Rheinhausenhalle wird Horst Bien, Leiter der Staatsanwaltschaft, über den Verfahrensabschluss sprechen. Erwartet werden Antworten etwa auf die Fragen, wer zu den Beschuldigten zählt und wie der Tatvorwurf lautet.

Loveparade-Unglück 2010 - Bilder der Zugangsrampe
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Die Zugangsrampe - der Unglücksort

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Früheren Medienberichten zufolge sollen von den einst 16 Beschuldigten nur noch zehn angeklagt werden. Rainer Schaller, Inhaber der Fitness-Kette McFit und Geschäftsführer von Lopavent, hatte ebenso wie Duisburgs damaliger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) nicht zu den Beschuldigten im Ermittlungsverfahren gezählt. Auch gegen Polizeibeamte wurde seitens der Staatsanwaltschaft nicht mehr ermittelt. Übrig sollen nun noch Mitarbeiter des Bauamtes der Stadt und Lopavent sein.

Vertreter der Opfer sehen dem Prozess kritisch entgegen. "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen", hatte Opferanwalt Julius Reiter kürzlich gesagt. Ob Beschuldigte überhaupt verurteilt würden, sei nicht sicher, hatte zudem Jürgen Hagemann vom Loveparade-Selbsthilfeverein erklärt.

In den dreieinhalb Jahre dauernden Ermittlungen zur Loveparade-Katastrophe haben Polizei und Staatsanwaltschaft eine riesige Menge an Daten und Beweismitteln ausgewertet. Allein 35.000 Blatt Hauptakten füllen Aktenordner, die aufeinandergelegt eine Höhe von sechs Metern ergeben würden, berichtet die Staatsanwaltschaft.

Für die Ermittlungen haben rund 90 Polizeibeamte und sechs Staatsanwälte mehr als 3500 Zeugen vernommen und Hunderte Terabyte Daten ausgewertet. Sie sichteten 900 Stunden Videomaterial von Überwachungskameras und Besucherhandys. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft wurden zudem mehrere umfangreiche Gutachten erstellt, die Aufschluss über das Geschehen geben sollen.

#Loveparade #Prozess Prof. Dr. Julius Reiter: "Die Großen lässt man laufen." http://t.co/wJSvJ3tNmd

Am 24. Juli 2010 war bei der Duisburger Loveparade eine Massenpanik entstanden. Im Zugangsbereich des Veranstaltungsgeländes des Technofestes wurden 21 junge Menschen erdrückt oder zu Tode getreten. Hunderte wurden verletzt. Es hatte nur einen einzigen Ein- und Ausgang gegeben.

Die Zugangsrampe sei viel zu klein für die Besucherströme gewesen, hatte der britische Massendynamik-Experte Keith Still resümiert. Ihm zufolge war es mit dem von der Stadt genehmigten Konzept nicht einmal theoretisch möglich, das Fest gefahrlos durchzuführen.

(RP/dpa)
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