Duisburg Mündelheimer wollen mehr Sicherheit

Duisburg · Nach dem Unfall, bei dem ein Lkw in ein DVG-Wartehäuschen schlitterte und mehrere Menschen schwer verletzte, wird der Ruf nach Konsequenzen laut. Gefordert wird ein schneller Anschluss des Mannesmannackers an die B288.

 Die Unfallstelle am Ehinger Berg ist geräumt. Vom Wartehäuschen ist nichts geblieben. Das Fahrtrichtungsschild wurde gereinigt.

Die Unfallstelle am Ehinger Berg ist geräumt. Vom Wartehäuschen ist nichts geblieben. Das Fahrtrichtungsschild wurde gereinigt.

Foto: andreas probst

Der Unfall, der am Mittwoch ganz Mündelheim erschütterte, mag auf einen Fahrfehler des Lkw-Lenkers zurückzuführen sein — darauf deutet zumindest derzeit einiges hin. Doch Fakt ist, dass das Lastwagenaufkommen in dem Stadtteil extrem hoch ist. Grund: Zwischen Mündelheim und Hüttenheim breiten sich etliche Unternehmen mit einem hohen Lieferverkehr aus. Ob HKM, der Paketdienstleister DHL oder beispielsweise Thyssen — sie alle bekommen Waren oder lassen sie per Lastwagen ausliefern. Wenn nun bald auch noch Audi auf dem Logport-II-Gelände an den Start geht, wird die Situation dadurch noch verstärkt werden. "Darum fordern wir schon solange, dass der Mannesmannacker direkt an die B 288 angeschlossen wird", sagt Wolfgang Schwertner für seine Partei, die CDU, und für den Mündelheimer Bürgerverein. Er könnte ebensogut für alle anderen bürgerschaftlichen und politischen Organisationen im Stadtteil sprechen. Denn in diesem Punkt herrscht Einigkeit.

In der Fernsehsendung "Lokalzeit" zeigte der WDR III am Mittwochabend, wie ein Bürger ein kreisrundes Verkehrsschild von Schmutz frei wischt, unter dem der weiße Richtungspfeil sichtbar wird, der auf den Fußgängerüberweg nahe der Unfallstelle hinweist. "Es mag sein, dass der Fahrer in der Dämmerung die Insel nicht gesehen hat. Aber diese so genannte Querungshilfe ist nötig. Weil die Uerdinger Straße so breit ist, wäre es für Fußgänger sonst sehr gefährlich, von der einen auf die anderen Straßenseite zu laufen", so Schwertner. Eine Alternative wäre eine Fußgängerampel.

"Auch 44 Stundenkilometer sind zu schnell"

Gegen den Lkw-Fahrer ist inzwischen ein Strafverfahren eingeleitet worden. Weil er mit seinem Fahrzeug die Verkehrsinsel laut der Spurenlage gestreift hat, wodurch das Fahrzeug ausbrach und auf die Haltestelle schleuderte, wird er sich vor Gericht verantworten müssen. Ob das verschmutzte Hinweisschild dabei eine Rolle spielt, wird sich im Prozess zeigen. Sicher ist, dass der Fahrer die Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 Stundenkilometern nicht überschritten hat. Er fuhr, so die Auswertung des Fahrtenschreibers, 44 Stundenkilometer.

"Auch 44 Stundenkilometer sind zu schnell", sagt Dirk Rahmacher, Hausmeister an der Mündelheimer Grundschule Im Reimel und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr im Ort. Das Verkehrsaufkommen auf der Uerdinger Straße sei enorm. Die Kinder, die die Straße überqueren, um in ihre Schule zu gelangen, müssten sich bisweilen durch Autoschlangen bewegen. Das Beste wäre, wenn auf der Uerdingerstraße eine ähnliche Fußgängerbrücke gebaut würde, wie sie bereits an der B 288 besteht. Als unmittelbare Konsequenz aus dem Unfall sollte eine Tempo-30-Zone im Wohnbereich der Uerdinger Straße geschaffen werden. Das sieht Schulleiterin Regina Teufel-Geraedts genauso. Sie kommt selber jeden Tag von der B 288, biegt dann links in die Uerdinger Straße ein, um dann wieder vor der Korbmacherstraße auf eine Lücke im Verkehr zu warten. Wichtig sei, dass die Tempo-30-Zone ständig kontrolliert werde, beispielsweise mit fest installierten "Starenkästen". Dirk Rahmacher und Regina Teufel-Geraedts erinnerten am Donnerstag an den Unfall, den vor zehn Jahren an fast derselben Stelle eine ihrer Schülerinnen hatte. Das Mädchen wurde damals ebenfalls von einem Lkw erfasst und schwer verletzt.

Die Umleitung des Schwerlastverkehrs über den Mannesmannacker, die die Uerdinger Straße stark entlasten würde, scheitert vor allem an den unterschiedlichen Zuständigkeiten. Die Uerdinger Straße ist eine Landes-, die B 288 eine Bundesstraße. Einigkeit mit der Stadt über die Planung und die Finanzierung eines solchen Projektes zu erzielen, ist da schwierig. Rund zehn Millionen Euro würde der Bau einer solchen Straße kosten. "Wenn alle Firmen im Umfeld von HKM einen Anteil davon zahlen würden, wäre die Summe schnell zusammen", so Schwertner. Am Donnerstag machte auch der Ortsverband Duisburg-Süd von Bündnis 90/Die Grünen auf die "prekäre Verkehrssituation und die planerischen Versäumnisse der letzten Jahre im Duisburger Süden" aufmerksam. "

Der jüngste Unfall in Mündelheim weist erneut auf den verkehrspolitischen Handlungsbedarf im Duisburger Süden hin. Besonders der Lkw-Verkehr hat hier in den letzten Jahren stetig zugenommen und eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht", so Anna von Spiczak, Direktkandidatin für Duisburg und Sprecherin des grünen Ortsverbands. Auch die Grünen fordern, dass die Pläne, den Mannesmannacker an die B 288 anzuschließen, schnell umgesetzt werden. "Nun ist die Stadt gefragt, in Zusammenarbeit mit Straßen.NRW endlich Fakten zu schaffen, weitere Verzögerungen durch die Verwaltung führen zu steigender Gefahr an Leib und Leben", so Dr. Birgit Beisheim, grüne Landtagsabgeordnete aus Duisburg. Sebastian Ritter, Sprecher des Grünen Ortsverbandes, ergänzt: "Es wird sehr deutlich, dass nicht nur aus Lärm- und Umwelt-, sondern auch aus Sicherheitsgründen ein nachhaltiges Verkehrskonzept entwickelt werden muss."

(RP/ac)
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