Duisburg Schritt zur Aufarbeitung des Traumas

Duisburg · Zu den Angeklagten beim Loveparade-Prozess wird vermutlich Rechtsdezernent Rabe gehören, dessen Zeit als Beigeordneter in Duisburg wohl beendet sein dürfte.

Kranzniederlegung an Gedenkstätte
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Mit der Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe tut sich Duisburg nach wie vor sehr schwer. Vor allem auf Drängen der Opferorganisationen ist zwar im vorigen Jahr am Unglücksort eine Gedenkstätte für die 21 Toten und die vielen hundert Verletzten errichtet worden. Aber ein "Wallfahrtsort" für die Duisburger ist sie nicht.

Auch die 21 Rost ansetzenden Blumenkübel auf der Bahnhofsplatte, in denen jeweils eine Magnolie steht — für jedes Todesopfer eine — werden eher wenig beachtet. Aufarbeitung geht zudem weit über das Zurschaustellen der Anteilnahme hinaus. Im Rathaus beispielsweise hat die Katastrophe bislang lediglich eine einzige personelle Änderung nach sich gezogen. Adolf Sauerland wurde als Oberbürgermeister abgewählt. Das war es aber auch.

 Zu den Angeklagten beim Loveparade-Prozess wird vermutlich Rechtsdezernent Rabe gehören.

Zu den Angeklagten beim Loveparade-Prozess wird vermutlich Rechtsdezernent Rabe gehören.

Foto: studio47

Mit dem Loveparade-Prozess könnte einer der wichtigen Schritte zur Aufarbeitung des Traumas getan werden. Wie viele Mitarbeiter der Stadt wegen möglicher Fehler bei Planung und Genehmigung des Events letztlich auf der Anklagebank sitzen werden, ist noch nicht sicher. In diesem, vielleicht auch erst im kommenden Jahr wird mit dem Beginn des Prozesses gerechnet, den die Staatsanwaltschaft seit dem verhängnisvollen Sommertag im Jahr 2010 vorbereitet. Ihre Anklageschrift liegt bekanntlich dem Bundesstaatsanwalt zur Prüfung vor. Der Prozess wird voraussichtlich in einem der großen Säle des Düsseldorfer Messe-Zentrums stattfinden, weil in Duisburg kein geeigneter Raum zur Verfügung steht.

Schon allein wegen des erwarteten großen Medieninteresses — zu Beginn und am Ende — reichten die Säle im Duisburger Landgericht nicht aus. Und die Mercatorhalle steht bekanntlich nicht zur Verfügung.

Zu den Angeklagten wird vermutlich Duisburgs 2006 zum Dezernenten bestellte Wolfgang Rabe gehören. Über die Frage, ob er als Angeklagter gleichzeitig Beigeordneter der Stadt mit den Sachgebieten Recht und Ordnung sein kann, ist zumindest offiziell noch nicht diskutiert worden. Dass sich der Oberbürgermeister aber bereits mit dem Thema befasst hat, davon ist auszugehen.

Aus politischen Kreisen ist zu hören, dass man am liebsten die Gunst der Stunde nutzen will, um Rabe, 60 Jahre alt, ganz schnell in den Ruhestand zu schicken und einen neuen Rechtsdezernenten zu wählen. Seine Wiederwahl gilt als nahezu ausgeschlossen, zumal nicht nur die Mehrheitsfraktion aus SPD, Linken und Grünen seine Arbeit kritisiert, sondern auch aus den Reihen seiner christdemokratischen Parteifreunde immer wieder Störfeuer zu hören ist.

Für Irritationen hat bereits gesorgt, dass die Staatsanwaltschaft angeblich gegen Polizeibeamte keine Anklage erheben will. Für die Verteidigung eröffnet sich damit allerdings die Chance, Polizisten, die bei der Loveparade im Einsatz waren oder an den Beratungen im Vorfeld teilnahmen, als Zeugen zu hören. Auf diesem Wege ließe sich die Rolle der Ordnungshüter gleichfalls herausarbeiten, die sie bei dem Zustandekommen der tödlichen Massenpanik möglicherweise gespielt haben.

(RP)
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