Duisburg Szenen nach dem Leben geschrieben
Duisburg · Unter der Regie des prominenten Schauspielers Horst Naumann zeigt die Schauspielgruppe der Säule eine witzige, aber zum Teil auch kritische Szenenfolge über die Tücken des Älterwerdens. Die Truppe kann ab sofort gebucht werden.
Die meisten Szenen, die jetzt bei der Premiere im ausverkauften Kleinkunsttheater "Die Säule" gezeigt wurden, hat Martina Linn-Naumann zu Papier gebracht. "Geschrieben wurden die Sketche aber vom Leben", sagte die Leiterin der Säule nach dem Schlussbeifall. Die zwölfköpfige Amateurschauspielgruppe sorgte unter der Regie des prominenten Schauspielers und Wahl-Duisburgers Horst Naumann mit "Best Agers" für eine witzige, aber mitunter auch kritisch-bissige Theatervorstellung, bei dem es um das große Thema Alter geht.
Die Mitglieder der "Theatergruppe 50plus" können mit ihrer Neuproduktion an den Erfolg ihres ersten Theaterabends im vergangenen Jahr anknüpfen. Diesmal sitzen die Pointen vielleicht sogar noch besser als beim ersten Mal. Die kleinen Textunsicherheiten bei der Premiere am Donnerstagabend störten überhaupt nicht, wurden sie doch charmant überspielt, als Horst Naumann mit soufflierten Stichworten aushalf.
Die Stärke der bühnentauglichen Geschichten ist ihr Wiedererkennungswert. Das konnte man in der familiären Atmosphäre des Kleinkunsttheaters bei den spontanen Publikumsreaktionen unmittelbar spüren. Da wurde schmunzelnd genickt und zustimmend gebrummelt, als es in einem Sketch beispielsweise darum geht, wie Senioren überteuerte Decken und Cremes angedreht werden. Und da kam so etwas wie Genugtuung auf, als ein Senior die skrupellosen Verkäufer entlarvt. Martina Linn-Naumann und ihr Ehemann Horst Naumann legen großen Wert darauf, dass der Abend unterhaltsam ist. Zugleich verbirgt sich hinter allem Witz oft auch ein ernsthafter Hintergrund. So studieren etwa drei reife Damen die Todesanzeigen in Zeitungen, um herauszufinden, wo sie sich unerkannt in eine "Leichenschmausfeier" stehlen können. Die kleine, etwas makabre Gaunerei lässt einen schmunzeln, macht zugleich aber auf das Problem der Altersarmut aufmerksam. Und keinesfalls erfunden ist der Hinweis, dass einige Fernsehsender eine Altersgrenze bei Publikumsveranstaltungen gesetzt haben. Ab 70 darf man offenbar nicht mehr auf dem Bildschirm zu sehen sein! Überaus sympathisch ist der menschenfreundliche Grundton der "Best Agers", also der Menschen im besten Alter. Am Büdchen unterhält man sich buchstäblich über Gott und die Welt und entdeckt dabei, dass man gegenseitig viel dafür tun kann, sein Leben zu bereichern; auch über Herkunftsgrenzen hinweg. Toll, wie aktuelle Geschehnisse, beispielsweise der Rücktritt des Papstes oder sogar die Steueraffäre von Uli Hoeneß, in die Geschichten eingebaut werden.
Urkomisch sind die Szenen auf der Seitenbühne, bei der Martina Linn-Naumann im Snoopy-Pyjama die lebenslustige Mollige gibt, die sich als "nur untergroß" bezeichnet und mit ihrem schlanken Gegenüber am Frühstückstisch kabbelt. Nebenbei werden so die Umbaupausen auf der Hauptbühne überbrückt. Am Schluss stehen die Akteure gemeinsam für einen schmissigen Song auf der Bühne und feiern zu Recht ihre Freude am Theaterspiel. Ein schöner Erfolg für das Ensemble: Peter Baasen, Ellen Esser, Manuela Georgiadis, Evelyn Haferkamp, Gabriele Palm, Heidemarie Rotschopf, Angelika Schacht-Wilhelmi, Dr. Jürgen Tobergte, Brigitte Wickop und Klaus Wüllenweber.
Das Projekt "Theaterfreunde 50plus" wird vom Förderverein der Säule (Vorsitz Gabriela Grillo) und der EU unterstützt, so dass zwei Bürgerarbeitsplätze für Bühnenbild, Handwerk und Technik geschaffen werden konnten.
