Duisburg Unermüdlicher Einsatz für die Bosnienhilfe

Duisburg · Zum 80. Mal war Heribert Hölz jetzt in Bosnien. Er sorgt dafür, dass die Spenden auch dort ankommen, wofür sie bestimmt sind.

Der Krieg ist schon lange vorbei. Die Not der Menschen ist geblieben. Heribert Hölz weiß das aus eigener Erfahrung. Seit dem Ausbruch des Jugoslawien-Kriegs zu Beginn der 90er Jahre unterstützt er mit der von ihm ins Leben gerufenen Bosnienhilfe die Menschen dort, wo die Not am größten ist. Auslöser waren die schlimmen Fernseh-Bilder, die die Zerstörungen und die Verzweifelung der Menschen täglich ins heimische Wohnzimmer brachten und ihn nicht mehr losließen. "Da muss ich helfen", stand für den Sozialarbeiter fest.

An seinen ersten Transport erinnert er sich noch ganz genau. Trotz auftretender Bedenken - "Ich fuhr ja mitten in ein Kriegsgebiet" - machte er sich mit einem 7,5 Tonner, randvoll mit Lebensmitteln, auf den Weg. "Das war schon sehr abenteuerlich, was ich dort zu sehen bekam, hatte ich zuvor noch nie erlebt", schildert Hölz seine Eindrücke von der allerersten Hilfsfahrt. Der als einmalige Aktion gedachte Hilfstransport wurde zur Dauereinrichtung, mehrmals im Jahr machte sich Hölz gemeinsam mit seinen Mitstreitern auf den Weg in die am schlimmsten betroffenen Regionen Bosniens, wo der Krieg noch bis 1995 tobte. Kürzlich war Heribert Hölz zum 80. Mal in dem Land, das sich seit seiner Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowina nennt.

Auch zwei Jahrzehnte nach Beendigung des Krieges "kommt das Land nicht voran", stellt Hölz ernüchternd fest. Transporte mit Hilfsgütern finden nun nicht mehr statt, Hölz sorgt bei den jetzigen Touren dafür, dass die Spendengelder dort ankommen, wofür sie bestimmt sind.

"In weiten Teilen des Landes herrscht bittere Armut", weiß Hölz zu berichten, der auch als "Ruheständler" weiter für "seine" Bosnienhilfe aktiv ist. Allein in der Gegend um die Stadt Zenica herrsche eine Arbeitslosenquote von 75 Prozent, erläutert er die derzeitige Situation vor Ort.

In Zenica wird seit vielen Jahren eine Suppenküche unterstützt. Finanziert wird diese durch den Verkauf der in seiner Neukirchener Wohnung hergestellten Marmelade. Nicht nur dabei ist ihm seine Frau Ursula eine große Hilfe; auf diese Weise konnten bisher mehr als 50 000 Gläser produziert und für den guten Zweck verkauft werden.

Hölz arbeitet mit bosnischen Caritas-Vertretern und kirchlichen Institutionen vor Ort zusammen. Geholfen wird dort, wo die Not am größten ist, unabhängig von der religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit. Hölz bringt die Hilfsmaßnahmen auf den Punkt: "Es gibt keinen katholischen Hunger."

Die aktuellen Projekte stehen unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe". Dazu zählt die Gründung einer Kleinbauerngenossenschaft, der man den Kauf von Landmaschinen finanziert und auch die Vermarktung der Erzeugnisse gesichert hat "Das läuft sehr gut", sagt er. Unterstützt werden unter anderem auch zwei Kranken- und Alteneinrichtungen im Umland von Banja Luka und der Aufbau einer Obstplantage in einem völlig zerstörten Dorf. Auch hier konnte eine große Konservenfabrik als Abnehmer gewonnen werden. Spender haben auch die Möglichkeit, Familienpatenschaften für 25 Euro im Monat zu übernehmen, die über ein Jahr laufen und natürlich verlängert werden können.

Ganz pfiffig waren Heribert Hölz und seine Mitstreiter bei der Idee, ein Kleinbauern-Projekt zu fördern. Dazu werden Schaf-Patenschaften angeboten, wobei die Patenschaft für ein Schaf 120 Euro und für einen Schafsbock 150 Euro beträgt. Den Kleinbauern wird so eine Mini-Herde, bestehend aus fünf Schafen und einem Bock, zur Verfügung gestellt. Die Paten, 70 gibt es bereits, dürfen den Schafen Namen geben und erhalten ein Foto von ihrem "Patenkind". Auch nach der großen Flutkatastrophe in Bosnien im Mai dieses Jahres wurde Heribert Hölz mit seinem Team aktiv. Mit 60 000 Euro wurde im am schlimmsten betroffenen Gebiet eine Schreinerei aufgebaut, in der nun Möbel für die Menschen hergestellt werden, "die alles verloren haben". Das Ganze wäre ohne die vielen Kleinspender nicht möglich. "Ohne die könnte ich einpacken", sagt Hölz.

Heribert Hölz pflegt derzeit daheim die Kontakte zu Schulen, Kindergärten und anderen Institutionen, berichtet von der immer noch vorhandenen Not der Menschen und appelliert an die Spendenbereitschaft, damit die Hilfe, die, wie er sagt, "leider noch lange benötigt" wird, fortgeführt werden kann.

(pol)
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