Emmerich "Lohnt nicht mehr": Stockhoff hört auf

Emmerich · Traditionsgeschäft an der Kaßstraße schließt. Ergibt sich durch Hausverkauf eine Chance für die Stadt?

 Werner und Karin Stockhoff in ihrem Geschäft. Die Räume lassen sich mit denen vom ehemaligen Modegeschäft "Get it" nebenan verbinden. Das wäre vielleicht eine Fläche, die namhafte Textiler in die Emmericher Innenstadt locken könnte.

Werner und Karin Stockhoff in ihrem Geschäft. Die Räume lassen sich mit denen vom ehemaligen Modegeschäft "Get it" nebenan verbinden. Das wäre vielleicht eine Fläche, die namhafte Textiler in die Emmericher Innenstadt locken könnte.

Foto: Markus van Offern

"Einer der letzten Dinos des Emmericher Einzelhandels geht", sagt Werner Stockhoff (59). Und er meint sich und seine Familie damit. Der bekannte Emmericher schließt sein Traditionsgeschäft an der Kaßstraße. Am Freitag beginnt der Räumungsverkauf. Einen Monat lang gibt es Rabatte auf Bücher, Schreib- und Geschenkwaren sowie Büromaterial. Danach dreht Stockhoff den Schlüssel rum und hofft, dass sich ein Käufer für das Objekt findet.

Allerdings geht der Kaufmann nicht so ganz. Um die Kunden seiner Bürogeräte kümmert er sich auch danach noch. Allerdings läuft der Kontakt dann über die Firma Ness, die in Emmerich an der Albert-Einstein-Straße ihren Sitz hat. "Hier kriegen mich die Kunden ja ab dem 1. August nicht mehr", sagt Werner Stockhoff und schaut sich in seinem Büro um.

Dieser Raum übrigens befindet sich ungefähr in der Mitte von drei Häusern, die alle der Familie Stockhoff gehören und miteinander verbunden sind. Die Häuser Hottomansdeich 1 und 5 sind das sowie das Ladenlokal an der Kaßstraße (Nummer 55).

Sie stehen zum Verkauf - und wer weiß, ob sich daraus für Emmerich nicht eine Chance ergeben kann. Die Immobiliengesellschaft der Stadtsparkasse bietet das Ensemble an. Direkt daneben liegen die ehemaligen Räume vom Modegeschäft "Get it" (ganz früher Spielwaren Heiming). Die Verkaufsflächen lassen sich miteinander verbinden. "Das wären locker 750 Quadratmeter", sagt Werner Stockhoff und erinnert daran, dass die Emmericher Wirtschaftsförderung seit Jahren beklagt, dass es für die Stadt zwar Anfragen von namhaften Textilern gibt, diese aber keine entsprechend großen Ladenlokale finden. Stockhoff und Heiming als XXL-Lösung wäre da vielleicht eine Möglichkeit für Emmerich.

Zumal es nicht unwahrscheinlich ist, dass irgendwann mal schräg gegenüber Elisabeth Iffland ihre Buchhandlung Ressing abgibt und diese Lücke der herbeigesehnte Durchbruch zwischen dem (neu gestalteten) Neumarkt und der Kaßstraße wird. "Dann wäre das hier natürlich eine Ia-Lage", sagt Werner Stockhoff.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Derzeit geht es erst einmal um andere Dinge. "2017 wäre das Geschäft 100 Jahre alt geworden", sagt er. Zwei Dinge macht er dafür verantwortlich, dass sich für ihn die Selbstständigkeit nicht mehr lohnt. "Der Handel im Internet ist Grund Nummer eins." Grund Nummer zwei: "Emmerich hat als Einkaufsstadt keinen guten Ruf. Die Kaufkraft fließt nach Kleve und Bocholt."

Schade findet er es deswegen, dass man nun sogar darüber nachdenkt, Emmerich in ein Outlet-Standort umzuwandeln. "Das klingt so, als ob man alles andere schon aufgegeben hat."

(RP)
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