Kommentar Steuern alleine machen die Stadt nicht schöner

Emmerich · Emmerich ist eine reiche Stadt. Wer hätte das gedacht angesichts der Trostlosigkeit mancher Ecken und der abenteuerlichen Gestalten, die sich in ihr tummeln? Doch was nutzen hohe Steuereinnahmen, wenn die Gewerbegebiete schicker sind als die Innenstadt?

Emmerich ist keine arme Stadt. Die Zahlen, die Kämmerer Ulrich Siebers in dieser Woche vorgelegt hat, bestätigen das. Die Stadtkasse befindet sich nicht im Minus. Im Gegenteil. Der Jahresabschluss wird gut werden.

Grund sind die Gewerbesteuereinnahmen. Deutschlands Wirtschaft brummt, Emmerich verdient gut daran, dass die hiesigen Unternehmen florieren. Und: Weil die zehn wichtigsten Gewerbesteuerzahler aus verschiedenen Branchen stammen, läuft die Stadt auch nicht Gefahr, von einer Monostruktur abhängig zu sein, die im schlimmsten Fall bei schlechten wirtschaftlichen Daten auch die Stad hinabzieht.

Doch bei den ganzen Steuer-Millionen dürfen wir den Widerspruch nicht vergessen, der so offensichtlich ist. Hier sind die blühenden (Gewerbe-)Landschaften, dort die vor sich hin dümpelnde Innenstadt. Es sei daran erinnert, dass vor wenigen Tagen ein Vertreter des Krankenhauses erklärt hat, dass es schwierig ist, Ärzte nach Emmerich zu bekommen. Nicht nur, weil junge Leute wenig Lust verspüren, aufs platte Land zu ziehen. Emmerich macht auf Außenstehende einfach keinen guten Eindruck. Der Emmericher selbst hat sich an die Schmuddelecken und wenig einladenden Einfallstraßen vermutlich schon längst gewöhnt. Wie anders ist es zu erklären, dass ein Steintor-Gelände jahrelang verkommt? Dabei ist es doch das Erste, was ein Fremder sieht, der von der Rheinbrücke kommend in die Innenstadt fährt!

Emmerich darf sich nicht darauf verlassen, dass die Millionen aus den Gewerbegebieten die Stadt schon irgendwie retten. Oder dass die Promenade ein Selbstläufer ist. Die Stadt muss schöner werden. Die Verwaltung muss denjenigen die Daumenschrauben anlegen, die ihre Häuser verkommen lassen. Hier sei nur an die alte Rheinfähre erinnert, die auf Emmerichs Vorzeigemeile steht. Es gibt rechtliche Möglichkeiten, den Abriss zu erzwingen. Oder eben einen vernünftigen Neubau. Warum die Stadtverwaltung diesen Weg nicht geht, ist mir ein Rätsel.

Deshalb sei noch einmal an die Initiative von CDU und BGE erinnert, die Emmericher Wirtschaftsförderung neu aufzustellen. Mit Geld, mit Personal. Das Ziel: die Innenstadt beleben. Es wird höchste Zeit. Wer es nicht glaubt, kann ja mal bei den wichtigen Gewerbesteuer-Zahlern nachfragen, ob ihre Geschäftsführer denn auch in Emmerich wohnen...

IHRE MEINUNG? SCHREIBEN SIE MIR AN CHRISTIAN.HAGEMANN@RHEINISCHE-POST.DE.

(RP)
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