Emmerich Storchenparade in der Wittenhorst

Emmerich · Es ist momentan das Schauspiel in der Wittenhorst. In der Nähe des Wasserwerks haben sich Störche niedergelassen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Doch bei den Tieren handelt es sich eigentlich schon um einen ganzen Storchenschwarm. Die komplette Wiese wird von den majestätischen Vögeln bevölkert. Karl Goris hat genau nachgezählt. "Das sind sage und schreibe 36 Tiere", berichtet der CDU-Ratsherr.

 Pferde und Störche vertragen sich auf der Wiese bestens. Anwohner haben nachgezählt: Es sollen 36 Vögel sein, die sich momentan in der Wittenhorst aufhalten.

Pferde und Störche vertragen sich auf der Wiese bestens. Anwohner haben nachgezählt: Es sollen 36 Vögel sein, die sich momentan in der Wittenhorst aufhalten.

Foto: Latzel

Die Vögel scheinen sich in der Wittenhorst richtig wohl zu fühlen und lassen sich auch von Schaulustigen nicht so recht aus der Ruhe bringen. Nur wenn ihnen jemand zu nahe kommt, erheben sich die Vögel in die Luft, nur um wenige Meter weiter dann wieder zu landen.

Auch die Pferde, die auf der selben Weide grasen, haben sich mit den Störchen offenbar angefreundet. Denn sie lassen sich von der munteren Vogelschar nicht aus der Ruhe bringen.

Wie Goris melden in diesen Tagen viele Naturfreunde am Niederrhein die Sichtung größerer Adebar-Ansammlungen. Wie mehrfach berichtet, haben sich die Bestände in den letzten Jahren gut entwickelt und für einen wahren Storchenboom am Niederrhein gesorgt.

An vielen Orten wurden Nisthilfen errichtet. Auch in Haldern beispielsweise. Aktuell sammeln sich die imposanten Segelflieger für die Reise südwärts in ihre Winterquartiere. Und die sind gar nicht mehr so weit entfernt wie früher.

Dr. Johan Mooij, bekannter Gänse-Experte und Geschäftsführer der Biologischen Station im Kreis Wesel, weiß von mehreren Sammelgebieten. So haben sich die Störche neben der Wittenhorst und dem Raum Lackhausen bei Wesel auch Niederwallach als Sammelplatz ausgeguckt. Dort sind es um die 30 Vögel. "Die meisten kommen wohl aus dem Norden und legen eine Zwischenrast ein", sagte Dr. Mooij im RP-Gespräch. "Sie warten auf besseres Wetter und damit auf mehr Thermik. Sonst müssten sie aktiv fliegen, und das tun sie nicht so gern. Lieber schrauben sie sich in warmen Luftströmungen hoch, um dann komfortabel und weit gleiten zu können."

Die Nässe der jüngsten Zeit kommt den wartende Störchen entgegen. Laut Mooij finden sie derzeit Nahrung genug. In Tümpeln, auf feuchten Wiesen und auch auf abgeernteten Feldern, wo kaputtgemähte Insekten oder Kleintiere schnabelgerecht bereitliegen. "Im September werden die meisten in Nordspanien sein, wo sie teils auch überwintern", sagte Mooij. Südafrika sei längst nicht mehr Ziel aller Störche.

Dabei scheinen Folgen des Klimawandels ineinanderzugreifen: Die größer werdende Sahara ist für die großen Vögel laut Mooij schon zu einer Todesfalle geworden, die sie am liebsten meiden. Parallel ist es in Südeuropa ausreichend warm für eine Überwinterung geworden. "Es überleben mehr, was auch der Erholung unserer Bestände zugutegekommen ist", sagt Mooij.

Die Aussichten sind also gut, dass von den Störchen in der Wittenhorst im kommenden Jahr viele zurückkommen.

(RP)
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