Erkelenz. Elite der Westukraine spielt Beethoven

Erkelenz. · Die Junge Philharmonie Ukraine Lemberg eröffnete die Saison der Meisterkonzerte der Kreis-Volkshochschule. Die Besucher in der Stadthalle bereiteten dem Orchester und Solistin Liya Petrova einen sehr herzlichen Empfang.

 Georg Mais dirigierte das Orchester aus Lemberg in der Erkelenzer Stadthalle.

Georg Mais dirigierte das Orchester aus Lemberg in der Erkelenzer Stadthalle.

Foto: JÜRGEN LAASER

Konzentration und Klang-Reichtum prägten den Einstieg in die aktuelle Reihe der VHS-Meisterkonzerte. Auf Einladung der Anton-Heinen-Volkshochschule widmete die Junge Philharmonie Ukraine Lemberg ihren Auftritt in der Stadthalle ausschließlich einem Komponisten, um an dessen Werk überbordende Gestaltungsfreude und Hingabe zu demonstrieren. Unter Georg Mais' Dirigat servierte das Orchester aus Ludwig van Beethovens Schaffen die Ouvertüre "Coriolan" Opus 62, das Violinkonzert D-Dur Opus 61 und schließlich die Sinfonie Nr. 3 Es-Dur "Eroica".

Beethoven schrieb die Ouvertüre für die Tragödie "Coriolan" seines Zeitgenossen Heinrich von Collin. Der Stoff erzählt von einem römischen Feldherrn, von verletztem Stolz, Gewissenskonflikten, Selbstmord - von aufgewühlten Emotionen also. Und so war auch die technisch disziplinierte Interpretation ein Abbild der Affekte: Es brodelte, es gab nervöse Spannungsmomente, Dramatik im forcierten Spiel, abrupte Absätze, aufgeladene Streichertremoli, aber auch lyrisch weich ausgespielte Passagen. Zum sanften Legato lächelte der Dirigent.

Mais verzichtete auf einen Dirigentenstab. Er schien zuweilen die Klänge mit den Händen zu formen und sie etwa wie in einer Schale aufzufangen, um an anderer Stelle einen harten Schnitt vorzugeben. Das sanft singende Spiel der Celli und ein behutsames Pizzicato wurden schließlich klangmalerisch zum Symbol für Tod und Ruhe.

Geigerin Liya Petrova zelebrierte das Solo im Violinkonzert. Ganz in Weiß gekleidet, stach die junge Künstlerin vom klassischen Schwarz der Orchestermitglieder ab. Das betonte optisch ihre Solistenrolle, während das Zusammenspiel in Dialogen sowie in Wechseln von aufflammendem Spiel und Zurückhaltung absolut stimmig war. Im virtuosem Vortrag ließ Petrova ihr Instrument singen, jubeln und leicht emporschwingen, fragil bis ins feinste Pianissimo erklingen und temperamentvoll erstrahlen.

Der "Eroica" war der zweite Konzertteil vorbehalten. Noch einmal gestaltete das Orchester unter Mais' Leitung großzügig, temperamentvoll, wie auch fein differenziert. Der rasche Eingangssatz fand einen beeindruckenden Gegenpol im ernst und dunkler gefärbten "Marcia Funebre", während das Scherzo im quirligen und doch feinnervigen Charakter überzeugte. Wechselnde Instrumentengruppen setzten feine Akzente, wie etwa die Hörner. Mahnend klang das Fagott beim zweiten Satz heraus. Zum Presto aus dem Finale ließ das Orchester ein letztes Mal den Klang souverän aufbrausen.

Etliche Besucher unterstrichen ihren begeisterten Applaus, indem sie sich von den Plätzen erhoben. Mais dirigierte schließlich auch diese Begeisterung. Er deutete über eine Geste ein Piano an, um sich mit den Worten zu verabschieden: "Nach so etwas kann man keine Zugabe geben".

(anw)
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