Erkelenz/Wassenberg Stadtspitzen mal wieder chancenlos
Erkelenz/Wassenberg · Altweiber ziehen Bürgermeister und ihre Gefolgsleute reihenweise den Kürzeren beim närrischen Streit um das Sagen in den Rathäusern. In Erkelenz und Wassenberg ergaben sich Peter Jansen und Manfred Winkens der Narrenmacht.
Länger als sonst zogen die Erkelenzer Karnevalisten gestern durch die Innenstadt. Sturmbedingt. Die Erkelenzer Karnevalsgesellschaft hatte das Altweibertreiben in die Stadthalle verlegt, und so hatten sich Verwaltungsspitze und Ratspolitiker im näher gelegenen neuen Rathaus verschanzt - dass dieses noch schneller einzunehmen war als das Alte Rathaus, an dem traditionell gefeiert wird, stellten die Erkelenzer Möhneleut mit ihrem Rammbock fest und freuten sich. Um so früher konnte die Feier mit Musik von "Hätzblatt", Hofsänger Markus Forg, "De 5 Flije" und der StadtratsBigBand sowie mit der Prämierung der schönsten Möhne im richtig gut besuchten Foyer der Stadthalle beginnen.
Vor einem Jahr war der Rosenmontagszug sturmbedingt abgesagt worden. Das Prinzenpaar Michael I. und Ute I. hingen daraufhin ein weiteres Jahr dran und hatte aus dieser Erfahrung heraus Verwaltung und Rat aufgefordert, beim Altweibertreiben als Glücksbringer zu erscheinen. Grüne Kleeblätter und viele Schornsteinfeger kamen so zusammen. Um für den Karnevalszug am Montag das Glück noch weiter zu steigern, gaben die Möhneleut den Politikern gestern zur Aufgabe, in zwei mal elf Minuten kleine Glückschweine zu verkaufen, "damit Rosenmontag auch garantiert die Sonne scheint", wie Obermöhne Uschi Skibba erklärte. Die Politiker lösten die Aufgabe in weniger als ein Mal elf Minuten. Ein gutes Omen. Und zuletzt war es das Prinzenpaar der EKG selbst, das Zuversicht darstellte. Die Möhneleut hatten ihm eine leere Leinwand aufgestellt, und was malten Ute I. und Michael I. - sie ein Kleeblatt und er die Sonne. Spätestens da war sich Bürgermeister Peter Jansen wohl sicher ("Montag kommt das Sönnchen raus"), dass es im Rückblick vielleicht doch nicht stimmen wird, was Ute I. zuvor festgestellt hatte: "Wir sind das stürmischste Prinzenpaar, das die EKG je hatte."
Auf dem Wassenberger Roßtorplatz gab es das klassische Wortgefecht zwischen Narren und Bürgermeister vor dem ultimativen Handgemenge um den Stadtschlüssel. Die KG Kongo hatte mit Sabrina van Meegdenburg und Denise Kurpick Frauenpower aufgeboten, um Bürgermeister Manfred Winkens kommunalpolitisch in die Enge zu treiben. Glasfaserausbau, Windradstreit, Eventstadt und Roßtorplatzüberdachung lieferten Stichworte für närrische Sticheleien. Für die Überdachung des Roßtorplatzes präsentierten die Narren die kostensparende Alternative: aufgespannte Kongo-Schirme. Der Bürgermeister pries die Segnungen der Glasfaser, sah schon die Stadt "als digitalen Nabel der Welt" und sich selbst mit Donald Trump chatten: ",Wassenberg first' wird der neue Slogan sein - ,America first' interessiert hier kein Schwein". Nach weiteren Ausflüchten des Bürgermeisters platzte den Narren der Kragen. "Uns reicht's: Stadtschlüssel her!" Winkens ließ dann, perfide, die Prinzenpaare aus Effeld, Orsbeck und Wassenberg an einem einzigen Schlüssel zerren. Den gab's dann in zwei Teilen: über den größten freute sich Kongo-Kinderprinz Louis.