Erkrath/Kreis Raubserie: Brutale Täter stehlen Handys

Erkrath/Kreis · In den vergangenen zwei Wochen sind vor allem Jugendliche auf offener Straße angesprochen und ausgeraubt worden. Die Täter haben es auf die mehrere Hundert Euro teuren Telefone abgesehen. Die Polizei gibt Verhaltenstipps.

 In Hochdahl wurden Jugendliche in den Magen geboxt, weil sie ihr Handy nicht rausrücken wollten. Einem Jugendlichen wurde auch ein Messer an den Hals gehalten.

In Hochdahl wurden Jugendliche in den Magen geboxt, weil sie ihr Handy nicht rausrücken wollten. Einem Jugendlichen wurde auch ein Messer an den Hals gehalten.

Foto: dpa

Das neue Iphone von Apple kostet um die 700 Euro. Vor allem bei Jugendlichen sind die Smartphones sehr beliebt. Ob im Bus, in der Schule oder in der Freizeit - kaum noch einer geht ohne raus. Es gilt, bei WhatsApp oder Facebook keine Nachrichten von Freunden zu verpassen. Ganz nebenbei kann man mit den Geräten auch Musik hören.

 Polizeisprecher Ulrich Löhe: "Wer überfallen wird, sollte sich nicht zur Wehr setzen. Viel wichtiger ist eine möglichst genaue Täterbeschreibung. Und: So schnell es geht, die Polizei informieren".

Polizeisprecher Ulrich Löhe: "Wer überfallen wird, sollte sich nicht zur Wehr setzen. Viel wichtiger ist eine möglichst genaue Täterbeschreibung. Und: So schnell es geht, die Polizei informieren".

Foto: Staschik, Olaf (ola)

Doch die Smartphones wecken auch Begehrlichkeiten. Längst nicht jeder kann sich immer das neueste Modell leisten. Was unter Jugendlichen lässig als "Abzocke" bezeichnet wird, ist in Wahrheit ein lupenreiner Raubüberfall. Und davon gab es im Erkrather Stadtteil Hochdahl in den vergangenen Wochen gleich mehrere.

Rückblende: In der Unterführung am Rosenhof trafen am Montagabend, 29. September, drei 15- bis 17-jährige Schüler aus Hochdahl auf zwei junge Männer. Die drei Jugendlichen wurden angesprochen, bedroht und dabei zur Herausgabe von Handys und Bargeld aufgefordert. Als die Jugendlichen dieser Aufforderung nicht nachkamen, wurde einer mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Obwohl die Überfallenen zwei Handys und Bargeld aushändigten, "verabschiedete" sich der Haupttäter mit einem Boxhieb zum Magen des zuvor bereits geschlagenen Opfers. Gesamtwert der Beute: rund 800 Euro.

Nur einen Tag später, am Dienstag, 30. September, gegen 13.25 Uhr, sprachen drei Männer einen 15-jährigen Schüler an der Haaner Straße in Erkrath, in Höhe der Bushaltestelle an. Einer der Männer fragte den Jugendlichen nach seinem Handy. Als der Schüler ihm erklärte, dass er keins besitzt, hielt ihm der Mann ein Messer an den Hals. Ein zweiter Mann forderte den Jungen auf, mitzukommen. Gemeinsam ging man zu einem Parkplatz in der Nähe der Sandheide. Dort forderten die drei Männer den 15-Jährigen auf, seine Wertsachen herauszugeben.

Der Schüler holte seine Kopfhörer und sein Handy hervor. Die Männer nahmen ihm die Sachen weg und entfernten sich mit ihrer Beute. Obwohl der Überfallene die Täter beschrieb - einer hatte eine Tätowierung in Form eines Dreiecks am linken Auge und eine Tätowierung an der rechten Hand - fehlt bis heute jede Spur.

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Foto: RP-Grafik

Nur eine Woche später, wieder an einem Montagabend, geschah der nächste Raub. Wieder war die Haaner Straße in Erkrath der Tatort. Gegen 23 Uhr ging ein 18-Jähriger vom Bahnhof Millrath in Richtung Gruitener Straße. Auf seinem Weg wurde er von zwei Männern verfolgt.

An der Haaner Straße griff einer der Männer dem jungen Mann von hinten in die Hosentasche und entnahm ihm das Handy. Der Täter gab dem 18-Jährigen eine Kopfnuss, der daraufhin leicht verletzt zu Boden ging. Beide Personen flüchteten mit dem Mobiltelefon, das einen Wert von mehreren Hundert Euro hat, in unbekannte Richtung.

Für Polizeisprecher Ulrich Löhe sind das Verbrechen, "wie sie überall und jederzeit vorkommen können" - das habe nicht speziell etwas mit Hochdahl zu tun. Wie sollen sich Opfer verhalten, wenn sie auf einmal von mehreren Leuten eingezingelt werden? "Man muss nicht sofort seine Taschen leeren, aber man sollte sich auch nicht zur Wehr setzen", sagt Löhe.

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Foto: Dietrich Janicki

Im Zweifelsfall sei die eigene Gesundheit wichtiger, als jedes hochwertige Telefon oder Bargeld im Portemonnaie. Auf keinen Fall sollte man nun auf die Idee kommen, sich selbst etwa mit Schreckschusswaffen oder Pfefferspray selbst zu bewaffnen. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es dann oft gegen das Opfer eingesetzt wird", so Löhe. Pfefferspray etwa gegen den Wind gesprüht werde schnell zum Bumerang.

Viel wichtiger sei es, sich die Täter so gut es geht einzuprägen um später bei der Polizei eine möglichst genaue Beschreibung abgeben zu können. Wie groß, wie schwer, auffällige Narben, auffällliger Schmuck - mit solchen Angaben habe man eher eine Chance, die Täter zu ermitteln. Ganz wichtig: So schnell es geht die Polizei alarmieren und nicht eine Stunde später, wenn man zu Hause ist. Sonst sind die Täter über alle Berge.

Nach dem Überfall könne man Passanten ansprechen und sie nach ihrem Mobiltelefon fragen. Löhe appelliert aber auch an die Bevölkerung. Wenn Täter später gefasst werden, sagen immer wieder einige: "Das hab ich doch schon lange geahnt". Wenn man den Verdacht habe, dass jemand eine Straftat begangen hat, sollte man sich ruhig bei der Polizei melden. "Wir fahren dann hin und überprüfen das Alibi", sagt Löhe. Es habe aber schon Fälle gegeben, wo Überfälle nur vorgetäuscht wurden. Nicht weil die Versicherung dann das neueste Modell bezahlt, sondern meist die Eltern der "beraubten" Jugendlichen, so Löhe. Doch wer eine Straftat vortäuscht und dabei sogar noch Anzeige bei der Polizei erstattet, macht sich selbst strafbar.

In den vergangenen zwei Tagen verzeichnete die Polizei erneut zwei Überfälle, bei denen Handys gestohlen wurden. Am Donnerstag, gegen 17.15 Uhr, spazierte ein 23-jähriger Mann auf dem Gehweg der Sandheider Straße in Richtung Beckhauser Straße. Der junge Erkrather hielt dabei, nach eigenen Angaben, sein Smartphone in der Hand und blickte auf das Display des Gerätes. In Höhe der Einmündung Brechtstraße entriss ihm plötzlich eine unbekannte männliche Person das Handy und entfernte sich mit der Beute fluchtartig in Richtung Stadtweiher.

Die Beschreibung - 1,70 Meter groß, etwa 25 Jahre alt und kurze Haare ist nicht wirklich präzise genug.

(RP)
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