Analyse "The same procedure as every year...."

Erkrath · Warum Detlef Ehlert jetzt wieder als Bürgermeisterkandidat der SPD in Erkrath antritt. Mit einer starken Rede schaffte er es, zwei Drittel der Parteimitglieder hinter sich zu bringen. Seine Gegner befürchten aber, dass er die Wahl im September 2015 verlieren wird.

 Klaus Bauer gratuliert Detlef Ehlert zur Wahl. Sabine Lahnstein schaut zu.

Klaus Bauer gratuliert Detlef Ehlert zur Wahl. Sabine Lahnstein schaut zu.

Foto: wie

Mehr als 100 SPD-Mitglieder im rappelvollen Ratssaal, Spannung, echte Gefühle, Wortgefechte und laute Buh-Rufe: Die Versammlung der SPD am Montagabend, bei der Detlef Ehlert erneut zum Bürgermeisterkandidaten gewählt wurde, bot einen hohen Unterhaltungswert. Einige Zuschauer fühlten sich an den Fernseh-Klassiker "Dinner for one" erinnert, der jedes Jahr an Silvester ausgestrahlt wird. Zur Erinnerung: Vor jedem Gang des Menüs fragt Butler James: "The same procedure as last year, Miss Sophie?. Die erwidert: "The same procedure as every year, James" (Auf Deutsch: "Der gleiche Ablauf wie im vergangenen Jahr, Miss Sophie?" - "Der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr, James").

"So läuft es doch auch bei uns in der SPD, wir nominieren immer den Gleichen", sagte ein Mitglied in der Versammlung. Auch andere SPD-Rebellen forderten endlich einen Neuanfang. Mit Ehlert habe man schon 2009 die Wahl nicht gewinnen können, warum sollte es also diesmal klappen? Ein tiefer Einblick in die Partei, der es offenbar auch nicht bessergeht, als der Erkrather CDU. Alte gegen Junge - ein Generationenkonflikt. Dazu das übliche Erkrather Theater: Das Problem mit den drei Stadtteilen. Eine ältere Dame brachte es auf den Punkt: "Das ist doch peinlich, wie sich die Ortsverbände Hochdahl, Alt-Erkrath und Unterfeldhaus beharken. Wir sollten als Parteien wieder eine Einheit bilden." Der Applaus zeigte - vielen sprach sie damit aus der Seele. Die Hochdahler wollten mit Sabine Lahnstein eine starke Frau als Kandidatin, sind aber gescheitert. Nicht weil Sabine Lahnstein nicht das Zeug dazu hätte.

Ehlert ist und bleibt halt ein Polit-Profi, das hat er gelernt, dazu kommt Talent. Reden kann er gut - wenn auch manchmal leider viel zu lange. Am Montag saß sein Text aber auf den Punkt. Nicht zu lang, nicht zu kurz und dazu die richtige Mischung: "Ich liebe Erkrath", "Ich habe Wissen, Können, Führungskraft, Erfahrung, Bekanntheit...". Knapp zwei Drittel der 102 Stimmberechtigten stimmten für Ehlert. Aber das ist wahrlich seine letzte Chance.

(RP)
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