Geldern Ganz große Gefühle beim Poetry Slam

Geldern · Sina Honnen hatte sich den Terror von Paris zum Anlass des Schreibens genommen. Arkadiusz Piatek punktete mit Humor rund um die Zahl Elf und eine Kaffeebohne. Das Publikum honorierte beides.

 Sina Honnen aus Veert trägt ihren Text "Regen am Fenster" vor. Darin geht es ihr um die Wahrnehmung der Terroranschläge in Paris.

Sina Honnen aus Veert trägt ihren Text "Regen am Fenster" vor. Darin geht es ihr um die Wahrnehmung der Terroranschläge in Paris.

Foto: Thomas Binn

Zum fünften Mal fanden in der Tonhalle der Kreismusikschule die Gelderner Poetry-Slam-Stadtmeisterschaften statt.Die Begeisterung an dieser Kunst scheint nicht nur ungebrochen, sie nimmt offenbar zu. "Die Spannung steigt, die Nervosität auch", sagte Christel Terhorst vom Kunstverein in ihrer Begrüßung: "Wir hatten zum ersten Mal den Fall, dass wir mehr Anmeldungen hatten, als wir berücksichtigen konnten."

Poetry Slam ist eine Art Dichterwettstreit. Jeder Teilnehmer hat gute fünf Minuten Zeit, um einen selbst verfassten und bisher nicht veröffentlichten Text ohne Hilfsmittel wie Musik vorzutragen.

Durch das Programm führte unterhaltsam der Profi-Slammer Marian Heuser, der später Unterstützung von seinem Slam-Kollegen Sascha Thamm erhielt. Er erklärte das Vorgehen: In zwei Vorrunden wurden sechs beziehungsweise fünf Texte präsentiert. Das Publikum gab Noten von 1: "Respekt, dass Du das laut vorgetragen hast", bis hin zu 10 Punkten: "Wunderbar." Zu diesem Zweck wurden an sieben Zuhörer im Publikum Punktetafeln verteilt. Bei der Bewertung sollte auch die Meinung der benachbarten Zuschauer berücksichtigt werden: "Ihr seid das Zünglein an der Waage!"

Als Sacrifice, "Opferlamm" trug Heuser seinen Text "Fliege" vor: "Ein Text ohne Wertung um einen Maßstab zu finden, an dem man sich am Abend orientieren kann." Und dann ging es los.

In der ersten Runde präsentierten Lea Fricke, Dana Krölls, Tabea Kisters, Sina Honnen, Lucas Roland und Klara-Marie Hetjens ihre Arbeiten und gaben tiefen Einblick in die jugendliche Gefühlswelt: von dem Versuch, aus der Monotonie auszubrechen bis hin zum Verlust einer wichtigen Freundschaft.

Ins Finale zog Sina Honnen aus Veert mit 46 von 50 möglichen Punkten ein: "Besondere Situationen verlangen besondere Texte. Dieser Text geht an alle, die letzte Woche in Paris waren und an die, die seitdem ein mulmiges Gefühl im Magen haben."

Nach einer Pause ging es mit Arkadiusz Piatek, Lena Marie Borgards, Tamara Balfanz, Florian Maaßen und Maria Fleischer weiter. Ein satirischer Text über die Zahl "Elf" sicherte Arkadiusz den Einzug ins Finale. Mit 46 Punkten belegte Lena Marie Borgards aus Sonsbeck den dritten Platz mit einem Text über das Schreiben: "Ich bin das Schreiben. Gäb's nicht das Schreiben, gäb's mich nicht so!"

Im Finale trafen Arkadiusz und Sina aufeinander. Arkadiusz blieb seiner Linie treu und stellte einen humoristischen Text über das Leben der Kaffeebohne vor. Sina bot "200 happy days" und schlug darin vor, eine Liste für schöne Erlebnisse anzufertigen. Nach einer spannenden Abstimmung war klar: Arkadiusz lag mit 47 Punkten ganz knapp vor Sina mit 46 Punkten und gewann so die Stadtmeisterschaft.

Veranstaltet wurde der Slam von dem Kunstverein Gelderland in Kooperation mit der Familienbildungsstätte Geldern-Kevelaer.

Der Kulturkreis ist im Jubiläumsjahr zum 25-jährigen Bestehen. Darum freute sich der Vorstand, dass Martin und Alexandra Link von der Goldschmiede Link als Preise drei kleine Ansteck-Mikrofone in Gold, Silber und Bronze entworfen und gesponsert hatten. Die Teilnehmer freuten sich, aber auch Martin Link hat es gefallen: "Das muss unbedingt wiederholt werden, ich finde das wirklich sehr, sehr gut. Und nächstes Jahr kommen wir auch wieder." Das musikalische Rahmenprogramm gestalteten Schüler und Lehrer der Musikschule "Plug and Play".

(ym)
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