Gelderland Halbzeit in der Fastenzeit

Gelderland · Drei Geistliche erzählen, wie es ihnen in den vergangenen Tagen ergangen ist und wie einfach oder schwer Verzicht sein kann. Oft geht es aber gar nicht um Dinge wie Süßigkeiten oder das Glas Wein.

 Theodor Prießen hat gemeinsam mit anderen Heilfasten gemacht.

Theodor Prießen hat gemeinsam mit anderen Heilfasten gemacht.

Foto: Seemann

Er wollte ein bisschen weniger rauchen, sagt Pfarrer Arndt Thielen von St. Maria Magdalena Geldern. "Statt einer ganzen Schachtel jetzt eine halbe am Tag." Ganz aufs Rauchen verzichten möchte er in der Fastenzeit bis Ostern aber doch nicht. Die Halbierung, "das ist schon anstrengend genug", sagt der Geistliche.

Eine andere Sache ist ihm da viel wichtiger. "Mehr Zeit fürs Beten" hatte er sich auf seine geistliche Agenda geschrieben. "Und das klappt wirklich." Dafür verzichtet er in seiner Mittagspause darauf, mal einen Blick in einen Krimi zu werfen, und auf Schlaf. Sein Fazit fällt von daher zur Hälfte der Fastenzeit sehr positiv aus. "Es ist bis jetzt sehr gut gelaufen", sagt Thielen. Nicht zuletzt habe es aber auch damit zu tun gehabt, dass er die erste Fastenwoche im Kloster Schönstatt verbracht habe für Exerzitien. "Viel beten, viel schlafen", fasst er die Zeit zusammen.

Arndt Thielen zieht eine positive Zwischenbilanz, nicht zuletzt dank der Exerzitien.

Arndt Thielen zieht eine positive Zwischenbilanz, nicht zuletzt dank der Exerzitien.

Foto: Binn

Die erste Fastenwoche hat Pfarrer Theodor Prießen in seiner Kerkener Heimatgemeinde verbracht. Aber nicht allein. Er suchte sich Mitstreiter, die gemeinsam mit ihm Heilfasten gemacht haben. Heilfasten bedeutet: nur Trinken, kein Essen.

Gestartet ist Prießen damit Aschermittwoch, am Ende waren es zehn Tage. "Die sind mir gut bekommen", sagt der Pfarrer. Er habe es genossen. "Man kann viel besser Gerüche und Düfte wahrnehmen", nennt er eine Veränderung. Mit zwölf Leuten habe er sich regelmäßig getroffen, insgesamt waren es an die 20 Menschen, die sich dem Heilfasten angeschlossen hatten. Wichtig ist Prießen das Motto, unter dem das Fasten in seiner Gemeinde steht: "Damit es mir gut geht." Er findet es wichtig, Fasten positiv verstanden zu wissen. Und gut gehen, das meine er nicht nur körperlich, sondern auch geistlich und seelisch. In seiner Videobotschaft vom Monat März, die auf der Internetseite der Kirchengemeinde St. Dionysius Kerken zu sehen ist, geht er darauf ein.

 Andere Prioritäten möchte Karin Dembek, hier mit Luther-Figur, setzen.

Andere Prioritäten möchte Karin Dembek, hier mit Luther-Figur, setzen.

Foto: mvo

Auch wenn das Heilfasten nun vorbei ist, so möchte Prießen in der restlichen Fastenzeit noch einen Unterschied zum Alltag haben, wenn man so mag, einen schmackhaften Unterschied. Er verzichtet auf Alkohol und wolle insgesamt reduzierter essen. Beim Kaffee verzichtet er auf die Süße. "Und das klappt dieses Jahr sehr gut", sagt Prießen fröhlich.

Auch für die evangelische Pfarrerin Karin Dembek aus Kevelaer ist die Zeit vor Ostern keine Zeit wie jede andere. Aktionen wie "Sieben Wochen ohne" hat sie sich nicht angeschlossen. "Aber ich denke darüber nach, was ich ändern kann." Konkret heißt das: "Abends nicht so viel Schokolade und Verzicht auf das Glas Rotwein."

Über das Motto der Aktion "Sieben Wochen ohne" hat sie sich Gedanken gemacht. Das Motto lautet "ohne sofort". Einerseits sei es gut, nicht ständig erreichbar zu sein, aber gerade in ihrem Beruf sei es nun einmal wichtig und richtig, sofort zu reagieren und ans Telefon zu gehen, wenn jemand Hilfe braucht. Sie wünscht sich von daher für die Fastenzeit eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Aufgaben als Pfarrerin. "Denn gefühlt werden die Verwaltungsaufgaben immer mehr."

Karin Dembek wünscht sich, mehr zum Eigentlichen des Berufs zurückkehren zu können. Statt weniger möchte sie wieder mehr Zeit für die Kernaufgaben wie Wortverkündigung, Seelsorge und Lehre haben. Fastenzeit ist eben nicht nur eine Zeit des Verzichts, sondern eine gute Gelegenheit, Prioritäten zu setzen.

(RP)
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