Geldern Seit 25 Jahren ein Familienunternehmen

Geldern · Vor einem Vierteljahrhundert hatte Monika Wilkes eine Idee: Sie wollte in Geldern einen Laden für gebrauchte Kinderkleidung eröffnen. Die Familie war zuerst skeptisch. Heute ist ihre jüngste Tochter dort in der Ausbildung.

 Drei Generationen, ein Familienunternehmen: Geschäftsführerin Monika Wilkes mit ihrer Tochter Tamara und ihrer Mutter Brigitte Weiß.

Drei Generationen, ein Familienunternehmen: Geschäftsführerin Monika Wilkes mit ihrer Tochter Tamara und ihrer Mutter Brigitte Weiß.

Foto: markus van offern

Richtige Familienbetriebe, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, sind mittlerweile nicht mehr so häufig zu finden. Aber es gibt sie noch. Zum Beispiel in Geldern am Rande der Fußgängerzone auf der Hülser-Kloster-Straße. Dort betreibt Monika Wilkes den Kinder-Second-Hand-Shop. Am 22. Mai seit einem Vierteljahrhundert.

1991 begann alles auf dem Parkplatz gegenüber vom jetzigen Laden. Dort war das Geschäft einige Jahre drin, bis es ausziehen musste. Wilkes: "Da war früher Willert Wolle drin. Dann wurden die Häuser verkauft. Und wir haben durch Zufall erfahren, dass der Dritte-Welt-Laden frei wird. Den haben wir dann gekauft." Danach hat die Familie viel Zeit und Geld investiert, hat das Geschäft umgebaut, renoviert, alles aufgebaut und ist 1998 mit dem Geschäft über den Parkplatz dort eingezogen. "Und jetzt sind wir hier", sagt die Geschäftsführerin. "Ich habe so lange bei meinen Eltern gequengelt, bis beide ihr Okay gegeben haben. Und dann haben wir den Versuch gestartet."

Von Anfang an ist ihre Mutter Brigitte Weiß dabei. Obwohl sie bei der Idee zuerst skeptisch war, sagt sie: "Da war ich erst gar nicht für. Aber dann hat Monika mich überredet, und später habe ich auch gemerkt, dass das ja gut klappt." Rückblickend ist sie froh, dass sie sich damals für den Laden entschieden hat: "Das hat mir immer Spaß gemacht. Ich war ja auch lange dabei."

Auch Wilkes Großmutter hat in den ersten Jahren noch mitgearbeitet, bevor sie verstorben ist, erinnert sich Wilkes: "Damals ist sie zwei bis drei Mal pro Woche mit dem Zug von Goch nach Geldern gekommen und hat hier mitgeholfen." Eine Zeit lang hat die Geschäftsführerin auch Aushilfen beschäftigt, bis die älteste Tochter bei ihrer Mutter in die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gegangen ist. "Wir sind ein richtiger Familienbetrieb", sagt ihre Mutter: "Mein Vater macht die Steuern, kümmert sich um die Buchführung. Auch mein Mann hilft schon mal aus, meine Tante springt ein. Und wenn Not am Mann ist, packt auch meine Mutter nochmal mit an."

Mittlerweile macht die jüngere Tochter Tamara Wilkes in dem Kinder-Second-Hand-Shop ihre Ausbildung. Sie ist von klein auf mit dem Geschäft aufgewachsen. Die 21-Jährige ist im zweiten Lehrjahr. "Für mich ist das hier eigentlich keine Arbeit, sondern normal, dass ich hier bin."

Das Generationenübergreifende findet sich auch bei der Kundschaft wieder: "Wir haben hier treue Stammkunden. Früher haben sie für ihre eigenen Kinder Sachen gekauft oder von ihnen gebracht. Heute kaufen sie für ihre Enkelkinder." Gebrauchte Kleidung und andere Sachen aus zweiter Hand zu kaufen, ist mittlerweile in Mode. 1991 aber war das anders, erzählt Wilkes: "Damals ging man ja noch so ein bisschen mit versteckter Hand in so einen Laden." Second-Hand habe heute kein muffiges Image mehr. Kindersachen sind eben teuer, werden viel gebraucht, und die Kleinen sind auch schnell wieder rausgewachsen: "Viele denken halt 'Was soll ich für die kurze Zeit das alles neu kaufen?'", sagt Wilkes.

Die Leute kommen auch einfach gerne zum Gucken. In dem Gelderner Geschäft gibt es nicht nur Kleidung, sondern auch Bücher, Spielzeug, Autositze und Türgitter. Die "aktuelle Kollektion" ist eben immer davon abhängig, was die Kunden für Waren reinbringen. Auch darauf ist die Geschäftsfrau angewiesen: "Am Anfang mussten wir unsere Ware aus Haushalten selbst kaufen, um überhaupt mit einem vollen Laden aufmachen zu können." Das hat sich allerdings geändert: Das Lager in dem kleinen Laden ist voll, die aktuelle "Kollektion" wechselt fast wöchentlich einmal durch. Der Verkauf läuft nun über Kommission - das heißt, den Erlös vom Verkauf teilen sich Händler und Kunde. Gibt es für das Stück innerhalb von drei Monaten keinen Käufer, bekommt der Kunde es zurück oder Monika Wilkes spendet die Kleidung nach Bosnien für einen guten Zweck.

Für die Zukunft hat die Geschäftsfrau noch zwei echte Wünsche: "Ich möchte gerne noch 20 Jahre weitermachen, bis ich 70 bin. Das wäre toll. Und das Schönste wäre natürlich, wenn eine meiner Töchter den Laden übernehmen würde."

(RP)
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