Goch Der Blick hinter die Dinge

Goch · Was ist das Spannende im Alltag, wo steckt ein Abgrund hinter der gemütlichen Fassade? Gerda Bruske hat beides gefunden, überall in besagtem Alltag, rund ums Jahr. Das Buch der Pfalzdorferin ist nun im Handel.

goch-pfalzdorf Wieso hat noch niemand in der ach so vertrauten heimischen Umgebung dieses seltsame Schloss gesehen? Warum wollte die alte Nachbarin partout nicht, dass die Katze nachts bei Vollmond draußen herumlaufen durfte? Was macht ein Weihnachtsmann auf Arbeitssuche? Und – vor allem: Wie schlägt er sich in der restlichen Zeit des Jahres so durch? Wie kommt eigentlich in Zeiten der Massentierhaltung immer genau eine Feder in den Eierkarton? Tut die da beim Abpacken jemand rein, um was von glücklichen Hühnern vorzugaukeln? Geschichten, alltäglich, spannend und skurril, Erlebtes im kleinen und im Großen. Geschichten, auch Gedichte, in Deutsch und ein klein wenig in Platt, hat die Pfalzdorferin Gerda Bruske nun zwischen zwei Buchdeckel gebracht und bei Völcker in Goch drucken lassen.

Der künstliche Christbaum

Texte, die zeigen: Diese Frau hat den Blick für die "Dinge hinter den Dingen", sie entdeckt ebenso mit Leichtigkeit das Erstaunliche im Alltäglichen. Und das rund ums Jahr. Ganz aktuelles Beispiel: Warum sie, die Weihnachtsbäume, die frischen, eigentlich doch so mag, nun ein künstliches Exemplar im Wohnzimmer aufgebaut hat, auch das erklärt die Autorin mit leichter Feder, mit Augenzwinkern – und mit dem Blick fürs sprichwörtliche Detail. Ganz und gar unzerstochen (von Fichtennadeln nämlich) wird sie dieses Jahr Weihnachten feiern. Und sich dabei vorstellen, dass unter so manchem (echten oder künstlichen) Gocher Christbaum ein verpacktes Exemplar von "Herrford oder Mannheim – Kurzgeschichten für jede Jahreszeit" liegt. Viel- oder Wenigleser, Freunde dicker Romane oder kurzer Texte, Heiteres oder gar Gruseliges – wenn Gerda Bruske sagt, sie habe bei der Zusammenstellung ihres Buches darauf geachtet, dass für jeden etwas dabei sei, dann ist das absolut zutreffend. Wie ein roter Faden allerdings zieht sich durch alle Geschichten das Leitwort, zitiert von Alexandre Dumas, das die Autorin vorangestellt hat: "Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen!"

Dass das genau so ist – das Buch macht's deutlich. Die Pfalzdorferin hat große Freude daran zu erzählen, zu formulieren. Aber dann gleich ein Buch? Nun – vielleicht hätte sie sich nicht so ohne weiteres getraut, wären ihre Texte auf www.rp-online.de und da bei opinio, der Plattform, auf der ausschließlich Leser für Leser schreiben, so erfolgreich. Die Autorin, Jahrgang 1952, verheiratete Mutter von zwei Söhnen, schreibt seit Jahren dort gern, recht viel und mit großer Resonanz. Da weiteres Hobby des Pfalzdorfer Urgesteins das Roller fahren ist, nennt sie sich da "Rollerbraut". Auf dem blauen Buchdeckel, da steht nun aber der volle Name.

(RP)
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