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Serie: Traditionsunternehmen Die Dedens - 100 Jahre Händler auf der Kirmes

Grevenbroich · Familie Deden ist seit mehr als 100 Jahren auf den Kirmesplätzen vertreten. Das Unternehmen hatte seinen Ursprung in einer Zuckerbäckerei.

 Helga Deden (67) aus Orken führt mit ihrem Sohn Erik die alte Familientradition fort.

Helga Deden (67) aus Orken führt mit ihrem Sohn Erik die alte Familientradition fort.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Orken Helga Deden ist im Stress. Denn auf dem Neusser Kirmesplatz geht es zurzeit richtig rund - und da sind ihre Lebkuchenherzen, ihr Popcorn, Zuckerwatte und Schokofrüchte bei den Besuchern stark gefragt. Doch aus der Ruhe bringen lässt sich die 67-Jährige nie. Nicht vom Aufbau und auch nicht vom Kundenandrang. Schließlich ist sie seit fast 50 Jahren im Sommer jedes Wochenende auf dem Rummel vertreten. "Dedens Reise-Konditorei" oder "Dedens Fahrgeschäfte" sind aber schon seit mehr als 100 Jahren feste Begriffe auf den Kirmesplätzen der Region. Eine Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

In Neuss ist der 13 Meter lange Verkaufswagen voll mit Süßigkeiten aller Art nicht das einzige Geschäft der Familie: Zwischen Riesenrad und Geisterbahn ist auch ihr Sohn Erik vertreten, der ein Kinderkarussell betreibt. So wird es am kommenden Wochenende auch in Grevenbroich sein - ein Heimspiel für die Schausteller-Familie, die ihren Ursprung einst in der Orkener Zuckerbäckerei von Peter Deden fand.

"Peter Deden war der Vater von meinem Schwiegervater", sagt die 67-Jährige und zeigt auf eine historische Aufnahme von 1911. Peter Deden habe als Gründer des Traditions-Unternehmens schon damals Eis, Bonbons, Schokoflocken und andere Kirmesgebäcke hergestellt und in richtigen Buden auf den Kirmesplätzen verkauft. Sein Sohn Josef übernahm das Geschäft und verkaufte in einem Laden in Orken Back- und Konditorwaren.

"Und als ich meinen Mann Hans-Peter 1965 kennenlernte, war ich fortan mit von der Partie und beinahe jedes Wochenende auf Achse", erinnert sich Helga Deden. Mit ihm investierte sie in den Schaustellerbetrieb, eine Neuanschaffung folgte auf die nächste. Doch ihr Mann verstarb 1998, das Geschäft führt sie seitdem mit ihrem Sohn und ihrer Tochter alleine weiter. In dieser Zeit schafften die Dedens noch ein weiteres Karussell für kleine Veranstaltungen wie etwa den City-Frühling in Grevenbroich an, wo sie ebenfalls seit Jahren zu den Stamm-Ausstellern gehören. "Wir sind ein echtes Familienunternehmen. Und da sind wir auch stolz drauf", sagt die Kirmesfrau, die noch lange nicht ans Aufhören denkt. "Auch, wenn sich der Rummel in den vergangenen Jahren verändert hat", so die gebürtige Bedburgerin.

Gerade auf den kleinen Plätzen sei es in letzter Zeit ruhiger geworden, viele Kirmesplätze würden immer schwächer besucht werden. "Früher war die Kirmes oft der absolute Höhepunkt im Dorfgeschehen. Alle fieberten dem entgegen. Das ist heute leider nicht mehr so", erzählt Helga Deden

. Lediglich auf den großen Plätzen würde sich das Geschäft noch richtig rentieren. Aufgebaut werden Karussells und Verkaufswagen "seit Urzeiten" in Neuss, Grevenbroich und den kleinen Stadtteilen - doch auch die Rheinkirmes in Düsseldorf wird von Familie Deden seit nunmehr 30 Jahren regelmäßig angesteuert.

Helga Deden legt allerdings auch großen Wert darauf, in der Region zu bleiben. "Für mich käme es nicht in Frage, durch die ganze Bundesrepublik Deutschland zu touren", sagt sie. Sie möchte nach einem anstrengenden Kirmestag wieder zurück nach Orken fahren können. "Im Wohnwagen leben wir schon lange nicht mehr", sagt Deden schmunzelnd, deren Herz aber nach wie vor für die Kirmes schlägt: "Es ist einfach die Atmosphäre, die mich begeistert. Sowohl in Neuss als auch in Grevenbroich."

(cka)
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