Grevenbroich Elsener baut riesige Modellbahn-Welten

Grevenbroich · In seiner Freizeit steuert Ralph Geller, Bestatter von Beruf, lange Güterzüge und schnelle ICE. Der Elsener gehört zur seltenen Gruppe der "Teppichbahner", die in Hallen für wenige Tage große Modellanlagen aufbauen und betreiben.

 Ralph Geller (50) hat Eisenbahnmodelle verschiedener Größen. Die riesigen Anlagen, die er mit anderen Teppichbahnern in Hallen baut, entstehen im Maßstab 1:87 - wie die Modelle in der Mitte.

Ralph Geller (50) hat Eisenbahnmodelle verschiedener Größen. Die riesigen Anlagen, die er mit anderen Teppichbahnern in Hallen baut, entstehen im Maßstab 1:87 - wie die Modelle in der Mitte.

Foto: NGZ-Foto. L. Berns

Der Güterzug mit 35 Waggons, alle voll mit Kohle, muss entladen werden - etwas weiter wartet der lange Containerzug auf Einfahrt in den Bahnhof. Ralph Geller ist Stellwerker, Herr über einen großen Bahnhof mit bis zu einem Dutzend Gleisen. Kurzum: Der Elsener, von Beruf Bestatter, ist in seiner Freizeit "Teppichbahner" - Modelleisenbahner der besondereren Art. Ein, zwei Mal im Jahr trifft er sich mit zehn bis 14 Gleichgesinnten, die in angemieteten Hallen für wenige Tage riesige Anlagen auf dem Boden aufbauen und betreiben. Ein seltenes Hobby. "Ich kenne vielleicht 50 Teppichbahner in Deutschland, die zu solchen gemeinsamen Aktionen zusammenkommen."

Einige Lokomotiven, Gleise und ein paar Weichen, die auf dem Boden zusammengesteckt werden - so fängt für viele in der Kindheit das Modellbahnhobby an, und oft landet die kleine Anlage nach wenigen Jahren auf dem Speicher. So ähnlich war es auch bei Ralph Geller. Vor rund 20 Jahren entdeckte der Elsener aber das Hobby neu. Er trat dem Modell-Eisenbahn-Club (MEC) Grevenbroich bei, ist heute Vorsitzender. Später stieß er in Internet-Foren auf die Teppichbahning-Gemeinde - Modellbahn in ganz anderer Dimension. "Bei unserer größten Veranstaltung in der Schützenhalle in Bigge-Olsdorf im Hochsauerland haben wir auf 1300 Quadratmetern Fläche neun Bahnhöfe mit circa 1400 Metern Gleis verlegt." Das alles im Maßstab 1:87 - "im Original wären das 122 Kilometer ", sagt Geller begeistert. Teppichbahning ist mehr als ein Spiel für Große - es ist jede Menge Arbeit. "Ein bis drei Tage wird aufgebaut, dann ein bis drei Tage Betrieb gemacht - und dann alles wieder abgebaut."

Auf Landschaften wird kein Wert gelegt - Gleise, Weichen und einige andere Bauwerke reichen aus. "Das Tolle ist, dass die Anlagen vorbildgerechten Betrieb ermöglichen", beschreibt Geller den Reiz. Bis zu sechs Meter lang sind die Züge, die in selbstgebauten Ladestationen - zum Beispiel aus Holz, Metall und Lego gebaut - gefüllt oder geleert werden. "Als Kohleersatz zum Beladen nehmen wir geschwärzten Raps." Geller, der früher in der EDV-Branche gearbeitet hat, fährt nicht mit Kisten voller Gleise, sondern mit reichlich Computer-Technik zu den Treffen. "Ich bin Stellwerker, Rangierer und Zugführer." Die Züge steuert er per Tablet und Smartphone. "Modernste Digitaltechnik kommt zum Einsatz, um mit möglichst vielen Zügen fahren zu können." Zuweilen besteht der Fuhrpark in der Einsenbahnwelt auf Zeit aus mehr als 120 Zügen.

Zur kleinen Teppichbahner-Gemeinde gehören, wie Geller erzählt, fast nur Männer. Doch auch seine Tochter Ronja (15) war schon mehrere Male dabei. "Bei den Treffen herrscht eine fröhliche und zugleich konzentrierte Atmosphäre", erzählt sie. Schließlich sollen Verspätungen oder gar Unfälle vermieden werden.

Im Januar packt Geller wieder seine Technik ein, dann wird die gesamte Kelleretage in der Jugendherberge in Velbert für kurze Zeit zum Modellbahn-Paradies.

(NGZ)
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