Grevenbroich Fleischfabrik Schoorel kämpft ums Überleben

Grevenbroich · Die Mitarbeiter von Schoorel bangen um ihre Jobs. Das Unternehmen musste Insolvenzantrag stellen. Kurz zuvor gab es eine Festnahme.

 Christoph Münzner hofft, dass die Firma Schoorel noch zu retten ist. Das Unternehmen musste Insolvenzantrag stellen.

Christoph Münzner hofft, dass die Firma Schoorel noch zu retten ist. Das Unternehmen musste Insolvenzantrag stellen.

Foto: Lothar Berns

Fleischspieße und Rouladen gehören zur Produktpalette des Unternehmens, das sich vor 30 Jahren in Wevelinghoven angesiedelt hat. Nun ist ungewiss, wie die Zukunft für die Firma Schoorel aussehen wird. Der Betrieb hat Insolvenzangetrag gestellt, die 19 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. "Wir wissen zurzeit nicht, wie es weitergehen soll", sagt Vertriebschef Christoph Münzner (60). Sein Ziel: "Die Firma muss erhalten bleiben."

Ein schwerer Betriebsunfall mit Todesfolge und der Absprung eines großen Kunden trieben Schoorel bereits im vergangenen Jahr in die Insolvenz. "Drei Gesellschafter haben daraufhin die Firma übernommen. Einer von ihnen hat uns jedoch betrogen und als Prokurist des Unternehmens erneut in große finanzielle Schwierigkeiten gebracht — er ist in der vergangenen Woche von der Polizei festgenommen worden", schildert Münzner.

Nach Angaben des Vertriebsleiters habe der ehemalige Mitarbeiter rund 60 000 Euro aus dem Unternehmen gezogen. "Viele offene Rechnungen wurden uns hinterlassen. Im Namen der Firma hat er Einkäufe getätigt, die zu 90 Prozent privater Natur waren", sagt Christoph Münzner. So habe er unter anderem argentinisches Rindfleisch bestellt und an Steakhäuser weiterverkauft. "Es wurden außerdem zwölf Handyverträge abgeschlossen, die dazu gehörenden Mobiltelefone hat er privat veräußert", berichtet Geschäftsleiter Richard Schiele. Auch ein Fernsehgerät sei auf Kosten von Schoorel bestellt worden. Die Firma stellte Strafanzeige.

"Diese kriminellen Machenschaften haben uns in große finanzielle Schwierigkeiten gebracht, so dass wir erneut Insolvenzantrag stellen mussten", erklärt Christoph Münzner. Er hofft darauf, dass die Firma noch zu retten ist: "Wir haben treue Kunden, die unsere Ware mögen. Die Aufträge sind da, so dass es weitergehen könnte — wenn das Geld da wäre", meint der Vertriebsleiter. Auch die Belegschaft sei motiviert, obwohl sie bereits seit zwei Monaten keine Gehälter mehr beziehe.

Nun müsse jedoch schnellstens Hilfe kommen, denn schon am Freitag droht dem Unternehmen eine Stromsperre. Das wäre ein weiterer Schlag, da reichlich Rohware in den Kühlhäusern lagert. "Schon Ende der vergangenen Woche sollte uns der Strom abgestellt werden. Nur durch den Einsatz des städtischen Wirtschaftsförderers Ulrich Held ist es gelungen, einen Aufschub zu erhalten", so Christoph Münzner.

Der 60-Jährige, der mit seiner Frau das Unternehmen aufgebaut hat, denkt nicht daran, kampflos aufzugeben. "Wir sind ein hochmoderner Betrieb, der in der Branche bekannt ist. Das lasse ich mir nicht von einem solchen Heini kaputt machen", zeigt sich Münzner entschlossen. Sollte der Betrieb gerettet werden, wird er wohl jedoch nicht mehr unter Schoorel firmieren. "Dieser Name ist jetzt leider verbrannt", sagt Münzner. Möglicherweise soll der Neustart unter der Bezeichnung "Air Frozen" gelingen. "Unsere Kunden wissen, wer hinter diesem Namen steht. Das alleine zählt", meint der Vertriebsleiter.

(NGZ/rl/top)
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