Birgit Schikora Kita-Streik: Wie sich Eltern unterstützen

Grevenbroich · Nach insgesamt drei Streiktagen in den städtischen Kitas zieht Jugendamtsleiterin Birgit Schikora eine Zwischenbilanz. Sie lobt die Unterstützung der Eltern und erklärt, weshalb die gezahlten Elternbeiträge für die Streiktage nicht erstattet werden.

 Jugendamtsleisterin Birgit Schikora hat Verständnis für den Arbeitskampf der Erzieherinnen - und lobt die Eltern für ihr Engagement während des Streiks.

Jugendamtsleisterin Birgit Schikora hat Verständnis für den Arbeitskampf der Erzieherinnen - und lobt die Eltern für ihr Engagement während des Streiks.

Foto: LB

Die ersten drei Kita-Streiktage hat Grevenbroich überstanden. Wissen Sie schon, ob in den kommenden Tagen wieder städtische Kitas wegen des Arbeitskampfs der Erzieherinnen geschlossen bleiben müssen?

Birgit Schikora Wir versuchen natürlich, auf kurzem Weg zu erfahren, wie es weiter geht - auch um die Eltern frühzeitig über mögliche Maßnahmen informieren zu können. Bislang sieht es so aus, als müsste in Grevenbroich in der kommenden Woche nicht erneut mit streikbedingten Schließungen gerechnet werden. Allerdings müssen wir momentan davon ausgehen, dass es im Juni auch bei uns mit dem Streik weitergehen könnte.

Wie viel Bauchschmerzen bereitet Ihnen der Streik? Schließlich sind zahlreiche Eltern betroffen - und nicht für jeden Kitaplatz gibt es Ersatz.

Schikora Natürlich ist Druck da, denn der Kita-Streik bedeutet auch für die Familien Druck. Am Donnerstag blieben in Grevenbroich zum Beispiel sieben der 16 städtischen Kitas geschlossen, in vier weiteren gab es nur eingeschränkten Betrieb. Insgesamt waren 500 Eltern betroffen. Andererseits haben sich die Eltern hervorragend eingebracht - und sich zum Beispiel untereinander bei der Kinderbetreuung während der Streiktage geholfen. Das hat uns die Arbeit sehr erleichtert und einen wichtigen Beitrag geleistet, dass wir die Situation gut meistern konnten und es zu keinen gravierenden Problemen kam.

Sie appellieren stets an die Eltern, diese mögen im Falle von Schließungen privat eine Lösung suchen und nicht auf die Notfallplätze zurückgreifen. Ist das nur der bequemere Weg für die Stadt, weil die Betreuung sonst nicht zu stemmen wäre?

Schikora Nein. Eine Betreuung im privaten Umfeld ist an den Streiktagen aus pädagogischer Sicht einfach die beste Lösung, da die Kinder ansonsten den Tag mit ganz neuen Betreuungspersonen und natürlich auch fremden Kindern verbringen müssten. Das wäre für die Kinder eine besondere Belastung, der man sie nicht ohne Not aussetzen sollte. Kinder müssen sich an ein neues Umfeld in der Regel erst gewöhnen, deshalb setzen wir ja in den Kitas bei der Eingewöhnungszeit auch darauf, die Kinder Schritt für Schritt an den Kita-Alltag heranzuführen.

Nicht alle Eltern können jedoch eine Betreuung im privaten Umfeld organisieren. Wie hat es mit den Notfallplätzen in anderen Kitas geklappt?

Schikora Sehr gut. Auch bei der extra eingerichteten Hotline hatten wir verhältnismäßig wenig Anrufer mit Problemen. Aber wir profitieren während des Streiks sicherlich auch von der Größe unserer Stadt. Im Vergleich zu Großstädten wie Düsseldorf oder Köln haben wir da sicher den ein oder anderen Vorteil.

Zum Beispiel?

Schikora Der Anteil der Alleinerziehenden ist in Grevenbroich vergleichsweise gering, zudem geht es nicht so anonym wie in einer Großstadt zu. Das schlägt sich in der Nachbarschaftshilfe unter Eltern nieder. Statt über Notgruppen wird die Betreuung vielerorts nach dem Prinzip "Eltern für Eltern" aufgefangen. Ich würde sogar sagen, dass die Versorgung über die Notgruppen nur deshalb so gut funktioniert, weil wir dieses intakte Netz engagierter Eltern in Grevenbroich haben.

Es werden aber auch Forderungen laut, dass die geleisteten Elternbeiträge für die Betreuung und die Verpflegung in einer Kita für die Streiktage erstattet werden sollen. Die FDP hat inzwischen einen entsprechenden Antrag für die nächste Ratssitzung gestellt. Wie stehen Sie dazu?

Schikora Es gibt dazu einen Erlass aus dem NRW-Innenministerium. Eine Erstattung der Beträge ist demnach in Kommunen, die sich im Nothaushalt befinden oder denen die Überschuldung droht, nicht zulässig. Laut Landkreistag NRW schließt dies Kommunen ein, die sich im Haushaltssicherungskonzept oder im Haushaltssanierungsplan befinden. Dies ist in Grevenbroich der Fall. Im Übrigen ist mit den Eltern darüber hinaus auch im Vertrag über die Teilnahme an den Betreuungsangeboten der städtischen Kitas und Familienzentren geregelt, dass die Beiträge und Entgelte im Falle von Schließungen - wie durch Streik - zu zahlen sind.

Haben Sie Verständnis für den Arbeitskampf der Erzieherinnen?

Schikora Ja - zumal die Anforderungen an das Personal in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sind.

ANDREAS BUCHBAUER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort