Grevenbroich Nach Brand: Familie fürchtet den Ruin

Grevenbroich · Familie Freisinger lebt seit dem Brand ihrer Wohnung in einem Container der Stadt. Dafür soll sie jetzt Gebühren an die Verwaltung zahlen. Gleichzeitig verlangt die Vermieterin der ausgebrannten Wohnung weiterhin Mietzahlungen.

 Daniela Freisinger mit ihren vier Kindern vor dem Container Am Rittergut. Sie hofft darauf, dass ihre Familie möglichst bald wieder in eine richtige Wohnung umziehen kann.

Daniela Freisinger mit ihren vier Kindern vor dem Container Am Rittergut. Sie hofft darauf, dass ihre Familie möglichst bald wieder in eine richtige Wohnung umziehen kann.

Foto: Richter

Die Kinder putzen vor der Tür ihre Fahrräder und tollen draußen herum, in den Räumen drinnen ist es ihnen schnell zu eng. Familie Freisinger - Vater André, Mutter Daniele und die vier Kinder Lia-Celina, Zoe-Joline, Jaden-André und Levin-André - leben seit dem Brand in ihrer Wohnung am Lerchenweg am 22. Dezember in einem Container der Stadt. Viel Platz gibt es dort nicht: "Wir haben zwei Räume plus Küche, Toilette und Dusche", berichtet Daniela Freisinger. Ursprünglich konnte noch ein weiterer Raum genutzt werden, doch dann habe die Stadt mitgeteilt, dass dieser Raum für eine andere Familie gebraucht werde. "Die sind aber nicht gekommen", so Freisinger.

Neben der Enge bereitet der Familie auch eine Gebührenforderung der Stadt Sorge: 712 Euro sollen die Freisingers dafür bezahlen, dass sie in dem Container untergekommen sind. "Wir müssen auch die Miete für die Wohnung weiter zahlen", berichtet Freisinger, zudem habe sie Kosten für die Müllentsorgung der unbrauchbar gewordenen Besitztümer aus der alten Wohnung. Früher, so erklärt die Mutter, habe das Geld, das ihr Mann im Rahmen seiner Umschulung bekommt, zusammen mit Wohngeld und Kindergeld gereicht. Nun sei das Wohngeld gestrichen worden: "Wenn man nicht mehr in der Wohnung lebt, fällt das Wohngeld wohl weg", sagt sie. "Wir müssen aber weiter die Miete zahlen", betont sie nochmals und äußert ihr Unverständnis über die Entscheidung. Freisinger hofft nun auf Unterstützung vom Jobcenter: "Wenn das Amt das nicht übernimmt, ist das unser finanzieller Ruin", macht Daniela Freisinger ihre Notlage klar. Sie fragt sich, wovon sie dann das Essen für die Kinder bezahlen soll. Auf Gelder aus einer Hausratversicherung kann sie nicht setzen. Sie habe zum 1. Januar eine neue Versicherung abschließen wollen, berichtet Freisinger. Wenige Tage vorher kam es dann zum Brand.

Stadtsprecherin Ines Hammelstein bestätigt, dass die Stadt Gebühren für die Unterbringung verlange, dies sei per Satzung festgelegt. Die Stadt sei verpflichtet zu helfen, um eine Obdachlosigkeit zu verhindern. "Und jeder, der in einer Unterkunft für Wohnungslose lebt, muss Gebühren zahlen", macht sie deutlich. Bei dem Container werden 37,37 Euro pro Person und Monat fällig, hinzu kommen 2,50 Euro pro Quadratmeter im Monat. Auch sei festgelegt, wie viel Platz einer Person zustehe. Der Container sei für insgesamt zehn Personen geeignet, so Hammelstein. Die Familie habe laut Vorgaben nur Anspruch auf zwei der Räume. Zum Wohngeld erklärt die Stadtsprecherin, dass dieses für eine bestimmte Wohnung gezahlt werde. Wenn diese Wohnung nicht mehr bewohnt werde, entfalle die Anspruchsgrundlage.

Ein Sprecher des Jobcenters kann sich auf Nachfrage nicht zur Familie Freisinger äußern. Er versichert aber, dass die Mitarbeiter jeden Einzelfall sorgfältig prüfen. "Die Unterstützung in schwierigen Situationen erfolgt mit besonderem Augenmaß", betont er.

(NGZ)
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