Grevenbroich Polizei ermittelt gegen Feuerwehrleute

Grevenbroich · Schlimmer Verdacht bei der Feuerwehr: Zwei Kameraden sollen für eine Brandserie verantwortlich sein, die in den vergangenen Jahren vor allem die Bürger in den Stadtteilen Barrenstein und Allrath in Angst und Schrecken versetzte.

Grevenbroich: Polizei ermittelt gegen Feuerwehrleute
Foto: Staniek

Nach einer Vielzahl von Bränden in den vergangenen Jahren in Barrenstein und Allrath gibt es jetzt einen schlimmen Verdacht: Mehrere Feuerwehrleute sollen für die Taten verantwortlich sein. Laut Polizei hat es bei ihnen bereits Hausdurchsuchungen gegeben, die Feuerwehr hat insgesamt zwei Helfer beurlaubt.

Grevenbroich: Polizei ermittelt gegen Feuerwehrleute
Foto: Staniek

Vor allem 2011 hatten die mutmaßlichen "Feuerteufel" die Menschen in Allrath und Barrenstein in Angst und Schrecken versetzt. Im Abstand von wenigen Wochen brannte es dort immer wieder. Eine Kartoffel-Lagerhalle ging in Flammen auf, ebenso ein Gewächshaus, Teile einer Werkstatt und eine Scheune. Der Brandserie zugeordnet wurde ein Brand gesetzter großer Reifenstapel sowie Strohbrände auf Feldern. Der Schaden ging insgesamt deutlich in die Millionen.

Grevenbroich: Polizei ermittelt gegen Feuerwehrleute
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Lange Zeit schien die Polizei im Kampf gegen den oder die Brandstifter machtlos, jetzt allerdings scheint es bei den Ermittlungen einen Durchbruch zu geben. "Wir haben in der Vergangenheit bei bestimmten Personen in Grevenbroich Häuser und Wohnungen durchsucht", sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold: "Diese Durchsuchungen sind per richterlichem Beschluss angeordnet worden."

Juni 2011: Lagerhallenbrand in Grevenbroich
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Juni 2011: Lagerhallenbrand in Grevenbroich

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Was bei den Durchsuchungen konkret gefunden wurde, wollte Arnold gestern nicht sagen. "Die Ermittlungsverfahren laufen, sie sind noch nicht abgeschlossen." Dennoch scheinen die Zwischenergebnisse so überzeugend gewesen zu sein, dass sie die Führung der Grevenbroicher Feuerwehr zum Handeln gezwungen haben. "Wir haben die beiden freiwilligen Feuerwehrleute vor rund einer Woche beurlaubt. Sie mussten Pieper, Melder und Schlüssel abgeben", berichtet Feuerwehrchef Udo Lennartz.

Er und seine Kollegen aus der Führung der Grevenbroicher Wehr sind spürbar betroffen. "Es ist ein schlimmer Verdacht. Zutrauen würde ich es keinem. Wir müssen aber abwarten. Man hat schon Menschen an den Pranger gestellt, die im Nachhinein gar nichts gemacht hatten." In diesem Fall allerdings scheint es anders zu sein. Lennartz hat ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach vorliegen, in dem von Ermittlungen in insgesamt 13 Fällen von Brandstiftung die Rede ist. Die Taten sollen sich zwischen den Jahren 2011 und 2013 ereignet haben.

"Weitere Angaben dazu wollte die Staatsanwaltschaft auch uns gegenüber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen. In jedem Fall haben wir sofort reagiert und die Beurlaubung angeordnet", betont Udo Lennartz. Bürgermeisterin Ursula Kwasny befürwortet das Vorgehen ihres Feuerwehrchefs: "Mit der vorsorglichen Beurlaubung hat er korrekt gehandelt", sagt sie. Die Grevenbroicher Verwaltungschefin macht aber auch deutlich: "Bisher ist noch keine Schuld bewiesen." Wie Kwasny gestern gegenüber unserer Zeitung betonte, dränge sie "auf eine lückenlose Aufklärung".

Nach Ansicht von Experten kommt es immer wieder vor, dass Feuerwehrleute, die eigentlich Brände bekämpfen sollen, selbst zum Brandstifter werden. Der Kriminologe und Brandexperte Frank Dieter Stolt hat dieses Phänomen untersucht. Seinen Angaben zufolge werden unter den 1,3 Millionen freiwilligen Feuerwehrleuten in Deutschland pro Jahr etwa 40 zum Brandstifter. 3000 von ihnen wurden in den vergangenen 60 Jahren von deutschen Gerichten wegen Brandstiftung verurteilt. "Diese Menschen legen Feuer, um anschließend bei den Löscharbeiten zum Helden zu werden", berichtet Stolt in seiner Analyse.

Sollte sich der Verdacht gegen die freiwilligen Feuerwehrleute aus Grevenbroich erhärten, müssen sie mit einer Anklage vor Gericht rechnen. Hier drohen bei einer Verurteilung wegen Brandstiftung bis zu zehn Jahre Haft, außerdem müssten die "Feuerteufel" auch mit erheblichen Regressforderungen der betroffenen Brandopfer rechnen.

(NGZ)
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