Hilden Einsatz im verrauchten Klassenzimmer

Hilden · 25 Retter der Freiwilligen Feuerwehr Hilden üben an der Astrid-Lindgren-Schule die Rettung von Verletzten.

 Ein "verletztes" Kind wird aus dem Schulgebäude getragen. Die Bedingungen bei der Übung waren so realitätsnah wie möglich.

Ein "verletztes" Kind wird aus dem Schulgebäude getragen. Die Bedingungen bei der Übung waren so realitätsnah wie möglich.

Foto: Olaf Staschik

In den ersten Minuten scheint alles eher komisch zu sein. Andreas Laimann torkelt und spielt einen von Lösemitteldämpfen völlig abgeschossenen, orientierungslosen Hausmeister. Alles sei prima. Die beschmierten Schultische längst gereinigt, mit so einem Superzeug, das einer der fünf nachsitzenden Schüler von zu Hause mitgebracht habe. "Die Filzstiftspuren gingen ab wie nix", lallt Laimann. Doch dann passiert's. Zwei laute Silvesterkracher simulieren die Durchzündungen, aus der Tür eines Klassenraums im ersten Stock quillt plötzlich dichter Rauch. Alarm für die Freiwillige Feuerwehr - die muss nun zeigen, was sie kann. Denn was Nachbarn und Autofahrer am Mittwochabend An der Verlach und vom Hof der Astrid-Lindgren-Schule aufschrecken ließ, war ... alles bloß eine Übung.

Brandinspektor Andreas Laimann war Initiator und Einsatzleiter in einer Person. "Solche Trainings helfen uns, das Gelernte in möglichst realitätsnahen Situationen anzuwenden." Sitzen alle Handgriffe, stimmt die Kommunikation der Retter untereinander, behalten die Gruppen die Übersicht? Eben noch standen die vermeintlichen Opfer - Nils (15), Janek (15) und Stefan (13) - scherzend beieinander. Nun liegen sie wie bewusstlos am Boden. Ein auch in Diskotheken eingesetzter Vernebler verteilt Rauch. Ungiftig, aber zäh und dicht. Binnen Minuten kann niemand mehr die Hand vor Augen sehen.

Und die Rauchmelder tun, wofür sie an die Decke geschraubt wurden. Sie melden Rauch - und schalten damit die schulweite Alarmanlage ein. Spätestens die extrem laute Sirene lässt alle 25 beteiligten Rettungskräfte vergessen, dass dies bloß eine Übung ist. Außen am Schulgebäude geht der Wagen mit der Drehleiter in Stellung. Ein Feuerwehrmann klettert in den Korb und nimmt ein C-Rohr mit.

Durch das Gebäude soll sich ein weiterer Trupp unter Atemschutz mit einem Schlauch vorarbeiten. Der Rauch quillt auch ins Treppenhaus. Die beiden Männer tragen und ziehen rund 30 Kilogramm Ausrüstung und den Schlauch in den ersten Stock. Als die Alarmanlage ausgeht, ist minutenlang nur ihr Schnaufen zu höheren. Und das Zischen des Atemgeräts. Immerhin tragen sie die Hälfte ihres Körpergewichts als Schutzausrüstung nach oben. Vor der Tür des verqualmten Raums gehen die beiden in die Knie. Ducken sich und öffnen langsam die Tür. Nur so würden sie einer mehr als 1000 Grad heißen Stichflamme entgehen, wenn ein Brand plötzlich frischen Sauerstoff bekommt.

Nach und nach werden die drei Verletzten-Darsteller der Jugendfeuerwehr gefunden, untersucht und auf Tragen zum Verletzten-Sammelplatz gebracht. Erst dort stehen zwei von ihnen grinsend auf und laufen direkt wieder ins Gebäude hinein. Die Einsatzkräfte sollen noch zwei Vermisste aufspüren.

Längst ist das Schulgebäude von Feuerwehrwagen umzingelt. "In einem Ernstfall müssten wir nicht nur das eigentliche Feuer löschen - sondern auch ein Übergreifen der Flammen auf Nachbargebäude verhindern. Je nach Windrichtung und -stärke haben die Retter dafür manchmal nur Minuten zur Verfügung und müssen dabei an alles denken. Und auf den Funk achten. Wahrlich kein einfacher Job. Auch deshalb gibt es mindestens zwei Mal pro Monat eine Übung für die Aktiven.

Dann beendet Andreas Laimann die Übung. "Mir hat insgesamt gefallen, was ich gesehen habe." Einräumen, Abrücken. Wenn der Ernstfall kommt, wissen die freiwilligen Feuerwehrleute nun, wie sich so ein Brandchaos anfühlt.

(dne)
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