Hilden Hilden erhält Geld für Alleinerziehende

Hilden · Erfolgreiches Hildener Präventionsprogramm "wir2" wird von Walter-Blücher-Stiftung jetzt bundesweit angeboten.

Ihr Sohn war fast sechs, die Hildener Mutter alleinerziehend und voll berufstätig. "Ich war im Kindergarten eigentlich immer die Letzte, die ihr Kind abholte", erzählt sie heute und davon, wie ungeheuer belastend die Situation war, Kind, Job und die eigenen Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen.

Damals machte ein Aushang sie auf das Präventionsprogramm "PALME" für Alleinerziehende aufmerksam. Zwei Jahre ist das jetzt her und noch heute, so sagt die Mutter, zehren sie und ihr Kind von dem, was dort vermittelt wurde. "In erster Linie habe ich gelernt, wieder mehr mein Kind in seinen Bedürfnissen besser wahrzunehmen, besser zu spüren, wie es ihm geht und was es gerade braucht."

Seit 2006 wird das von der Universität Düsseldorf entwickelte Hilfsprogramm für Alleinerziehende in Hilden angeboten, statt "PALME" heißt es nun "wir2" und hat sich so etabliert, dass die Walter-Blücher- Stiftung Gütersloh es nun bundesweit ausweiten und unterstützen möchte.

"Aus medizinischer Sicht haben Alleinerziehende ein erhöhtes Risiko zum einen internistisch, aber vor allem psychisch zu erkranken. Sie erleben häufig nicht nur finanzielle Armut, sondern vor allem Armut in Beziehungen, geben sich oft selbst die Schuld an ihrer Situation und das ist letztlich die Eintrittspforte in die Depression", erläutert der Düsseldorfer Professor für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Dr. Matthias Franz. Er spricht weiter von einer auf das Kind übertragbaren "sozialvermittelten Infektionskette". "Das Kind kann anfangen, sich für das Leid der Mutter verantwortlich zu fühlen - und zunehmend Verhaltensauffälligkeiten entwickeln wie Aggression und Hyperaktivität."

Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist Ziel des präventiven Elterntrainings. Aufgeteilt in vier Module ( Mutter, Kind, Gesamtfamilie/ Partnerkonflikte, Alltag) in insgesamt 20 Sitzungen, sollen die psychischen Belastungen reduziert, die emotionalen Kompetenzen gestärkt und das allgemeine Wohlbefinden verbessert werden - allesamt mit dem Ziel, die Bindung und die Wahrnehmungen zwischen Mutter und Kind zu stärken.

Eine nachhaltig positive Wirkung sieht auch Gabriele Liebscher, Organisationsverantwortliche für das Projekt: "Rund einhundert Mütter haben bislang teilgenommen, Rückmeldungen zeigen einfach, dass viele von dem Erlernten langfristig zehren. Mitarbeiter in den Kindergärten erleben auch häufig, dass sich das Verhalten der Kinder positiv verändert."

"wir2" wendet sich an Alleinerziehende mit Kindern zwischen drei und zehn Jahren. Aber auch für alle anderen Eltern gibt es ein breitgefächertes Hilfsangebot. "Wir sind in Hilden vorbildlich vernetzt Unsere Devise heißt "Familienstadt", daran arbeiten wir ständig", resümiert Sozialdezernent Reinhard Gatzke.

(dani)
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