Hilden Illegale Fesselungen waren Heimaufsicht bekannt
Düsseldorf · Die Heimaufsicht des Kreises Mettmann hat bereits am 2. Februar 2010 bei einer Kontrolle des Hauses Ahorn in Hilden Hinweise auf illegale Fesselungen erhalten. Das geht aus Unterlagen der AOK Rheinland/Hamburg hervor, die Auftraggeberin des Medizinischen Dienstes ist.
Nach Angaben eines AOK-Sprechers sei der Medizinische Dienst daraufhin mit einer Anlass-Kontrolle beauftragt worden. Bei einem Besuch am 17. August 2010 hätten rechtswidrige Fesselungen aber nicht mehr festgestellt werden können. Bei dem Termin seien wie üblich zehn Prozent der Bewohner befragt worden. Es habe in 24 Punkten Beanstandungen gegeben. Diese seien aber nicht gravierender Natur gewesen. Nach Abschluss der Visite vergab der Medizinische Dienst dem Heim die Pflegenote 1,4.
Die soll jetzt noch einmal überprüft werden. "Aufgrund der aktuellen Berichterstattung in der Rheinischen Post werden wir das Haus in der kommenden Woche noch einmal besuchen. Dabei werden wir die Schwerpunkte auf die Bereiche Demenzversorgung, Fesselungen und Gewalt legen", sagte der Sprecher.
Auch die Heimaufsicht des Kreises Mettmann untersuchte das Haus gestern noch einmal. Dabei gab es keine Beanstandungen: "Alle Fesselungen waren sachgerecht und gerichtlich genehmigt", betont Manfred Vollmer, Chef der Heimaufsicht beim Kreis Mettmann. Nach den Beanstandungen im Februar habe das Heim seine Mitarbeiter entsprechend geschult. Mit dem abgebildeten gefesselten und gestürzten Rollstuhlfahrer habe man sprechen können. Der Mann habe — nach neun Monaten Wartezeit — im Juni von seiner Kasse ein sturzsicheres Gefährt erhalten.
Nach den Erfahrungen von Eugen Brysch, Vorsitzender der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospizstiftung, sind sexuelle Übergriffe unter Patienten in deutschen Heimen an der Tagesordnung: "Das ist ein großes Tabuthema. Man kann solche Übergriffe nicht einem Haus anlasten. Entscheidend ist, ob die Mitarbeiter bei so etwas weggucken oder bereit sind, notfalls auch unbequeme Entscheidungen zu treffen."
