Hückelhoven Blinde Sängerin mit Wolf auf Wolke sieben

Hückelhoven · Zwei Leidenschaften haben die Baaler und die Augsburgerin gemeinsam: Musik und Wölfe. Songs der blinden Sängerin laufen im Baaler Internetradio, jetzt gab sie hier ein Konzert und traf hautnah die Wolfshunde der Familie Mückter.

 Der tschechische Wolfshund Skelkur begrüßt Natascha Heinhaus auf "wölfische Art", und die Sängerin ist happy. Heute trifft sie echte Wölfe in Sonsbeck bei Jos de Bruin. Dieter Mückter (li.) hat die Begegnung arrangiert.

Der tschechische Wolfshund Skelkur begrüßt Natascha Heinhaus auf "wölfische Art", und die Sängerin ist happy. Heute trifft sie echte Wölfe in Sonsbeck bei Jos de Bruin. Dieter Mückter (li.) hat die Begegnung arrangiert.

Foto: JÜRGEN LAASER

Für Natascha Heinhaus haben sich einige Träume erfüllt: Dass sie einmal einen echten Wolf streicheln und mit ihm kuscheln kann. Dass ihre Musik, die sie seit vielen Jahren selbst komponiert und singt, einmal außerhalb der Heimat wahrgenommen wird. Dass sie im Radio moderieren kann. In diesem Sinne erlebt die blinde 42-Jährige jetzt gerade ein traumhaftes Wochenende bei neuen Freunden in Baal. Freitagabend gab sie ein Konzert in "Jupps Kneipe", heute wird sie in Gehegen des Hunde-Verhaltenstherapeuten Jos de Bruin in Sonsbeck wieder Wölfen auf den Pelz rücken dürfen, heute Abend ist sie in der "online-disko" ab 20 Uhr live auf Sendung.

Im Wildpark Lüneburger Heide hatte Natascha Heinhaus im April Gelegenheit, bei der Wolfsexpertin Tanja Askani Polarwölfe hautnah kennen zu lernen, sie zu streicheln, sich von ihnen beschmusen zu lassen. "Es war immer mein Traum, Wölfe anfassen zu dürfen", erzählt die Sängerin und Songwriterin bei ihrem Besuch in Baal. "Bei Tanja hat mich das so emotional gepackt, dass ich den Wolfssong geschrieben und ihr geschickt habe. Ich hatte überhaupt nicht vor, ihn online zu stellen." Askani stellte ein Video mit dem Song auf youtube, das seit Mitte April über 2200 Mal aufgerufen wurde. Die Bilder und Nataschas Stimme berühren die Seele.

In Baal stieß die Wolfs(hund)-begeisterte Familie Mückter auf den Song, nahm Kontakt zur Sängerin auf. "Sie hat uns eine CD geschickt. Jetzt spielen wir im online-Radio ihre Songs rauf und runter", berichtet Christel Mückter. Schließlich entstand die Idee zu Besuch und Konzert. Und natürlich sollten auch Wölfe eine Rolle spielen.

Dieter Mückter hält seit 13 Jahren Wolfshunde. "Der erste war ein Hybride, näher am Wolf", erinnert er sich. "Der wollte wissen, wer der Chef ist, hat mich anfangs oft gebissen." Hatte Mückter sich eingebildet, alles über Hundeerziehung zu wissen, musste er nun von seinem Vierbeiner mit dem wilden Charakter vieles lernen. Gelernt hat er auch in Sachen Fütterung: Während der heute zehnjährige Skelkur Fertigfutter schlecht vertrug, verdaute er frisches Fleisch besser. Daraus hat Mückter ein Geschäft gemacht: Er verkauft unter dem Label "Lobo pro" Frischfleisch zum Barfen.

Heute hat Dieter Mückter seine tschechischen Wolfshunde (mit Einschlag vom Karpatenwolf) im Griff. Hündin Anjuschka schnürt um die Besucher herum. Immer wenn Nataschas suchend ausgestreckte Hand ihr Fell trifft, lächelt die Sängerin. "Ich kann's nicht wirklich sagen, warum ich Wölfe so toll finde", sagt sie. Sie sind halt ihre "absoluten Favorits", besonders Polarwölfe, weil die sich schöner anfassen lassen, während ihr Grauwölfe "hibbeliger" vorkommen.

Die 42-Jährige, die einen schwarzen Labrador als Blindenhund hat, erzählt von einem Besuch in Finnland: "Bei Husky-Touren war ich vor einer Lodge nach 23 Uhr draußen. Es war mucksmäuschenstill, eiskalt, auf einmal heulte ein Wolf. Für mich ist das Musik." Die Musik hat sie in Baal auch hören dürfen. Mückter hatte Jos de Bruin mit dem drei Monate alten Kiba, einem Hudson-Bay-Wolf, eingeladen.

Natascha will wissen, ob der Kleine mit dem flauschigen Köpfchen heulen kann. "Aooouuuhhh" - de Bruin heult, dass die Resonanz in tiefen Bauchschichten vibriert, Kiba hebt den Milchzähnchen-Fang und stimmt ein. Natascha krault den Welpen, der mal ein weißer Polarwolf wird. Das macht sie glücklich - und das Interesse an ihren Songs: "Wenn man so lange gewartet hat, dass jemand Notiz nimmt von der Stimme, das ist für mich wie Wolke sieben."

(RP)
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