Hückeswagen Eine große Chance für Flüchtlingskinder
Hückeswagen · Immer mehr Flüchtlinge kommen in diesen Tagen nach Deutschland. Auch nach Hückeswagen. Der Verein Gotteshütte startet im Herbst ein neues Projekt, bei dem minderjährige unbegleitete Flüchtlinge ein neues Zuhause finden können.
Was ist was - Begriffe zum Thema Flüchtlingsunterkünfte
Es ist gewissermaßen die Wiederholung, die die Mitarbeiter des Hückeswagener Vereins Gotteshütte praktisch zu Profis in Sachen "unbegleitete minderjährige Ausländer" (UMA) werden lässt. "Wir haben das Thema schon 2005 einmal gehabt, damals kamen sehr viele jugendliche Flüchtlinge aus Afrika nach Deutschland. Wir konnten einige davon im Kloster Kreuzberg in Wipperfürth unterbringen - und haben ihnen in kurzer Zeit soweit helfen können, dass sie in eigenen Wohnungen leben konnten. Das war schon ein enormer Erfolg", erinnert sich Jochen Tweer, bei der Gotteshütte für den Bereich Jugendarbeit verantwortlich.
Dann war plötzlich Schluss - es kamen schlicht keine minderjährigen Flüchtlinge mehr nach Wipperfürth. Heute sieht das allerdings ganz anders aus. Denn zurzeit quillt die Erstaufnahmestelle in Dortmund über, jeden Tag kommen Hunderte neue Menschen an. Natürlich auch Kinder. Die Konsequenz: Mitarbeiter aus Dortmund rufen bei der Gotteshütte an, mit der Bitte, 150 Jugendliche ohne erwachsene Begleitung aufnehmen zu können. "Utopisch, klar. Wir haben dann immerhin zwei Jugendliche in einer Wohngruppe unterbringen können. Die Dortmunder haben sich aber unheimlich darüber gefreut", sagt Sascha Viehoff, Chef der Gotteshütte. Klar ist: Auch Hückeswagen wird in der näheren Zukunft noch mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen. Auch Minderjährige. Es sind das Wie und das Wo, die momentan noch Sorgen bereiten. Aber die Gotteshütte arbeitet mit Hochdruck daran, zumindest einen kleinen Teil zur Lösung dieser Jahrhundertaufgabe beitragen zu können. "Es ist ein gesellschaftliches, ein politisches Problem. Und unsere Aufgabe und Verpflichtung sind es, der Gemeinde zu helfen, das Problem lösen zu können", betont Viehoff.
Deswegen wird nun im Herbst ein neues Projekt gestartet, die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren. "Wir haben ein mögliches Objekt in Wipperfürth gefunden, die Gespräche mit dem Bauamt laufen derzeit", erzählt Tweer und fügt an: "Aber Hückeswagen ist weiter im Blick, denn die Lösung in Wipperfürth ist leider nur temporär, wir wollen aber eine dauerhafte Lösung." Man hat auch das Hückeswagener Stadtoberhaupt schon auf seiner Seite: "Bürgermeister Dietmar Persian ist von dem Projekt sehr angetan", sagt Viehoff. Acht Plätze können im noch namenlosen Projekt betreut werden, wie Viehoff ergänzt: "Der Name ist angesichts der dringlichen Lage das letzte, um das wir uns kümmern werden. Derzeit laufen Bewerbungen, es werden 4,7 neue Stellen geschaffen. Wir wollen vor allem Mitarbeiter, die die sprachliche Hürde meistern können", sagt er,
Dafür hat man bereits einen kompetenten Partner gewonnen, sagt Tweer: "Jürgen Schwarz ist ehemaliger Bundespolizist, der auch in Afghanistan im Einsatz war. Jetzt arbeitet er beim Lernzentrum 'Impulse' in Wipperfürth." Schwarz hat zum Anti-Aggressionstrainer und Erlebnispädagogen umgeschult. "Er ist für unser UMA-Projekt genau richtig: Er kann die Sprache, aber er hat auch Ahnung von Tagestrukturen, Freizeitgestaltung, Gruppenintegration", sagt Tweer. Die Anforderungen an die jugendlichen Flüchtlinge seien schließlich ganz andere als an die sonstige Klientel der Jugendhilfe.
"Unsere deutschen Jugendlichen müssen ganz normal in Schule oder Ausbildung. Jugendliche Flüchtlinge können höchstens abends in den Deutschkursus. Unser neues Projekt soll eine Art Kompetenzzentrum werden", sagt Viehoff. Die Jugendlichen könnten dort neben der Sprache auch die hiesigen Gepflogenheiten kennenlernen: Welche Regeln gelten im Straßenverkehr? Wie verhalte ich mich im Supermarkt? "Diese Kompetenzen sollen die Jugendlichen erlernen, damit sie bei uns richtig ankommen können", betont Viehoff.
