Hückeswagen Mindestlohn macht Taxi-Chef zu schaffen

Hückeswagen · Taxiunternehmer Rainer Dickoph sieht dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro ab 1. Januar skeptisch entgegen. Steigen doch dadurch die Kosten. Den durch den Kreistag genehmigten Preisanstieg sieht er als zu gering an.

 Gute Miene zum vermeintlich bösen Spiel macht Rainer Dickoph. Der Taxiunternehmer muss allen seinen Fahrern ab dem 1. Januar den Mindestlohn zahlen. Das ist für die kleine Firma nicht so ohne Weiteres zu stemmen.

Gute Miene zum vermeintlich bösen Spiel macht Rainer Dickoph. Der Taxiunternehmer muss allen seinen Fahrern ab dem 1. Januar den Mindestlohn zahlen. Das ist für die kleine Firma nicht so ohne Weiteres zu stemmen.

Foto: Nico Hertgen

Rainer Dickoph macht klare Unterschiede zwischen dem Oberbergischen und dem Rhein-Sieg-Kreis sowie den Großstädten. Während woanders fest angestellte Taxifahrer gerade einmal 4,50 bis 6,50 Euro brutto verdienten, "bezahle ich meinen schon lange 8,80 Euro - und liege damit über dem Mindestlohn", sagt der 56-Jährige im Gespräch mit der BM. Seine 25 Aushilfen erhalten sechs Euro netto in der Stunde. Zudem führt Dickoph für sie 30 Prozent Pauschalabgaben für Renten- und Krankenversicherung und Steuern an die Knappschaft ab.

Bis zum Sommer habe er gedacht, das Nettogehalt der Aushilfsfahrer sei wie brutto anzusehen. Dann bekämen sie jetzt etwa 7,80 Euro die Stunde. "Ich hätte einen Euro mehr gezahlt, und wir wären über dem Mindestlohn gewesen." Doch Dickoph hatte falsch gerechnet: Der Mindestlohn beträgt 8,50 Euro - plus die Nebenkosten. "Bei den Festangestellten sind die Abgaben dagegen inklusive - das ist doch nicht nachvollziehbar", meint der Hückeswagener.

Der Taxiunternehmer sieht "keine Luft mehr nach oben. Ohne die geplante Tariferhöhung wäre der Mindestlohn für uns nicht machbar", sagt er. Dabei hatten die oberbergischen Taxiunternehmen eine drastischere Preiserhöhung gefordert. Doch die Mehrheit im Kreistag, der die Fahrpreise festlegt, lehnten die geforderten 30 Prozent ab. Zwar steigen ab 2015 die Preise (s. Kasten), allerdings moderater. Da nutzte es auch nichts, dass viele Taxifahrer vor der Sitzung des Kreisausschusses vor der Gummersbacher Kreishaus Anfang Dezember mit einem Hupkonzert demonstriert hatten. "Ich wäre gerne dabei gewesen", verrät Dickoph. Doch er musste einige Touren in Hückeswagen übernehmen.

Das Problem gerade im ländlichen Bereich ist mannigfaltig. "Wir müssen einen 24-Stunden-Dienst leisten, denn wir Taxiunternehmen zählen zum Öffentlichen Personennahverkehr", erläutert der 56-Jährige. Schon jetzt seien damit in Städten wie Hückeswagen die Kosten kaum wieder hereinzufahren, schließlich gebe es hohe Fixkosten für den Fuhrpark, das Gebäude, die Personalkosten und die Versicherungen. Allein letztere liegen bei etwa 40 000 Euro im Jahr.

Unter der Woche, sonntags bis donnerstags, ist auf dem Land zudem nicht so viel los, dass ständig Taxis im Einsatz sind. Bis 3 Uhr ist die Taxizentrale, An der Schlossfabrik, besetzt; danach wird das Telefon auf den Bereitschaftsdienst umgestellt. "In der Regel ist wochentags gegen Mitternacht Schluss", erzählt Dickoph. Mitunter wird danach noch der eine oder andere Kneipengast gefahren, aber die wenigen Euro dafür sorgen nicht gerade für die Deckung der Kosten, geschweige denn für einen Gewinn.

Eigentlich müsste Dickoph, sagt er, jetzt Aushilfen entlassen, um Kosten zu senken. Doch eher das Gegenteil wird der Fall sein, denn: Die Fahrer im Nebenjob dürfen monatlich maximal 450 Euro verdienen. Dafür fahren sie demnächst weniger, weil sie einen höheren Stundenlohn haben. Um aber den geforderten 24-Stunden-Dienst aufrecht zu erhalten, müssen wohl mehr Fahrer eingestellt werden.

Immerhin kann Dickoph auf feste Touren wie Kranken- und Geschäftsfahrten - etwa zum Flughafen - setzen. Auch die Schulbustouren und der Linienverkehr für die OVAG nach und von Radevormwald bringen Geld in die Kasse. "Sonst wäre das nicht möglich", versichert Dickoph. Sorgen bereitet ihm allerdings, dass noch nicht klar ist, ob die Krankenkassen angesichts der anstehenden Preiserhöhung mehr zahlen werden.

Viele Kunden hätten Verständnis dafür, dass die Taxifahrt demnächst teurer wird, versichert Dickoph. Doch bis es soweit ist, wird es wohl Februar werden. "Denn erst einmal müssen die Wagen zum Eichamt", erläutert er. Die Uhren und die Software müssen umprogrammiert und geeicht werden.

Die Gebühr fürs Eichen sei im Übrigen von 53 auf 58 Euro pro Wagen erhöht worden. "Das sind mal eben fast zehn Prozent", sagt Dickoph.

(RP)
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