Hückeswagen Wirte für Lockerung des Rauchverbots

Hückeswagen · Die Gastronomen der Schloss-Stadt sind sich einig: Die Gäste verweilen nicht mehr in so gemütlicher und entspannter Atmosphäre in der Kneipe, was dem Geschäft nicht gut tut. Deshalb soll wieder im Lokal geraucht werden dürfen.

Seit 2013 darf in den Kneipen und Gaststätten in NRW nicht mehr geraucht werden. Die rot-grüne Landesregierung hatte mit dem Nichtrauchergesetz für rauchfreie Lokale gesorgt. Pünktlich zur Landtagswahl am 14. Mai haben nun CDU und FDP das Nichtrauchergesetz als Wahlkampfthema erkannt: Eine Lockerung als Absichtserklärung ist in den Wahlprogrammen sowohl der Christdemokraten als auch der Liberalen zu finden.

Birgit und Gunter Bergfeld, die im April 2016 die Altstadt-Gaststätte "Kö 3" an der Kölner Straße übernommen hatten, wäre eine Lockerung der bestehenden Gesetze ganz recht: "Gerade in der kalten Jahreszeit ist der Unmut unter den Gästen schon recht hoch, wenn sie zum Rauchen in die Kälte müssen", sagt der Wirt. Im Sommer sei das nicht so schlimm, da gehe man "eben mal frische Luft schnappen". Seiner Frau fehlt durch das Rauchverbot auch ein wenig die Gemütlichkeit für die Gäste: "Wenn einer oder zwei zum Rauchen rausgehen, sind sie aus dem Gespräch raus. Das beobachtet man schon, dass sie dann auch nicht so schnell wieder mit dabei sind." Ihr Mann ergänzt: "Ich gehe ab und zu mit raus und rauche eine - und das Erste, was ich da von den Gästen zu hören bekomme, ist: dieses dämliche Rauchverbot!"

Friedhelm Reich, der Anfang dieses Jahres mit "Friedels Music Hall" ins ehemalige "Paul's" am Schmittweg gezogen war, sieht das ähnlich: "Ich habe zwar das Zelt, in dem die Gäste rauchen können. Aber wenn es später am Abend wird und dann 25 bis 30 Leute draußen sind und sich beim Rauchen unterhalten, wird das für die Nachbarn schnell störend laut." Auch Reich sorgt sich weniger um wegbleibende Gäste als um die Atmosphäre: "Wenn die Gäste drinnen rauchen dürften, dann ginge es mit Sicherheit viel gemütlicher und entspannter zu." Ein Gast der "Music Hall", der gerade im Zelt eine Zigarette raucht, ist sich jedoch sicher, dass den Ankündigungen keine Tatsachen folgen werden. "Das ist doch in die hohle Hand versprochen", sagt er.

Auch Andreas Roerding-Veldboom, Inhaber der Kneipe "Zum Alten Markt" an der Marktstraße, glaubt nicht, dass die konservativ-liberalen Politiker Nägel mit Köpfen machen werden, wenn sie gewählt werden würden: "Ich glaube da nicht dran - auch wenn es mich freuen würde, wenn es so käme", sagt Roerding-Veldboom. Ihm seien durch das Rauchverbot Kunden weggeblieben. "Das habe ich schon deutlich gemerkt." Zudem habe er beobachtet, dass das Verbot noch nicht in den Köpfen der Menschen angekommen sei. "Immer wieder beobachte ich Gäste, die sich im Gespräch unbewusst eine Zigarette anstecken. Die müssen wir dann natürlich direkt nach draußen bitten." Sogar ganze Gesellschaften - Nichtraucher wie Raucher - würden sich nach draußen begeben, und dann sei der Schankraum plötzlich praktisch leer. "Das ist natürlich nicht im Sinne des Erfinders", sagt der Wirt.

Kolpinghaus-Wirt Walter Milone sieht ebenfalls die Wahlen als Hauptgrund für den Vorstoß von CDU und FDP. "Wenn das aber tatsächlich kommen sollte, dann bin ich der Erste in der Stadt, bei dem wieder geraucht werden darf", versichert er. Er habe vor allem bemerkt, dass die Gäste seit dem Rauchverbot nicht mehr so lange in seiner Gaststätte blieben. "Früher saßen sie richtig lange am Tresen, haben geknobelt, sich unterhalten - heute bleiben die Gäste im Schnitt viel kürzer hier", sagt Milone.

Ein älterer Herr sitzt am Tresen und sagt: "Man sollte bei den reinen Bierwirtschaften anfangen und das Verbot aufheben. Wo gegessen wird, ist das Verbot ja sinnvoll, aber doch nicht in reinen Schankbetrieben."

Walter Milone sieht die Verantwortung beim Wirt am besten aufgehoben. "Jeder sollte die Entscheidung selber treffen können", sagt er. "Das ist dann doch eine faire Sache."

(wow)
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