Jüchen Ein Netzwerk für das Leben mit Demenz

Jüchen · Nicht nur Demenzkranke, auch Angehörige brauchen Hilfe. Senioren-Netzwerk, Rotes Kreuz und Alzheimer-Gesellschaft schaffen Angebote.

1,2 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an Demenz, in Jüchen sind demnach rund 270 betroffen. Die Zahl der Altersverwirrten steigt, und damit auch die Zahl der Angehörigen, die sie oft rund um die Uhr betreuen. "Nicht nur der Kranke, auch die betreuenden Verwandten brauchen Hilfe", betont Sandra Menge. Die Mitarbeiterin der Alzheimer-Gesellschaft Kreis Neuss/Nordrhein hielt gestern erstmals im Seniorenzentrum Haus Maria Frieden den Vortrag "Demenz erkennen und verstehen". Weitere Veranstaltungen sollen folgen. In Jüchen entsteht zurzeit ein Netzwerk von Hilfen für das Leben mit Demenz. Das Senioren-Netzwerk, das Rote Kreuz und die Alzheimer-Gesellschaft kooperieren dabei, bündeln ihre Kräfte.

"Wir möchten das Thema Demenz mehr ins Bewusstsein bringen", erklärt Heinz Schneider von der Caritas, der das Seniorennetzwerk begleitet. Das startete im Herbst mit dem Roten Kreuz eine Seminarreihe "Leben mit Demenz". Bei einem "Fachtag Demenz" am 18. Oktober im Marienheim erfahren Angehörige etwa, wie sie mit schwierigen Verhaltensweisen des Demenzkranken umgehen. Aus der Zusammenarbeit der Organisationen entstand vor kurzem der "Gesprächskreis für pflegende Angehörige" der Alzheimer-Gesellschaft im Haus Maria Frieden. Dabei erfahren die Teilnehmer, dass sie mit ihren Problemen nicht allein stehen.

Die Demenzkranken können in dieser Zeit ins "Café Nostalgie", das das Seniorenzentrum bereits seit Jahren anbietet. "Wir singen, kochen oder bracken beispielsweise mit den Besuchern, um Erinnerungen zu wecken und für ein positives Lebensgefühl zu sorgen", schildert Sozialarbeiterin Sigrun Meuter. Gestern hielt parallel zum "Café Nostalgie" Sandra Menge ihren Vortrag. Woran erkennt man Demenz? "Oft fällt es erstmals auf, wenn der Kranke immer wieder das Gleiche erzählt. Wenn er über ein halbes Jahr lang gehäuft etwa Gegenstände verliert und Termine vergisst, sollte man auf jeden Fall zum Arzt und zur Beratungsstelle gehen", erklärt die 30-Jährige. Heilbar sei Alzheimer nicht. "Aber man kann mit Medikamenten und Therapien das Fortschreiten verlangsamen."

Tipps gibt sie für Umgang mit dem Kranken: "Er merkt ja , dass etwas nicht stimmt, schämt sich oft." Die Angehörigen sollten sich "in seine seine Lage versetzen, versuchen ihn zu verstehen. Wenn er etwas Falsches sagt, dann ist das seine Wahrheit. Wenn man dann einfach sagt: ,Das stimmt nicht' - was hat er dann noch?", so Menge.

Deutlich wurde gestern, welche Belastung Demenz für den Pflegenden bedeutet. "Manchmal stoße ich an meine Grenzen, weiß mir keinen Rat mehr", sagt eine Besucherin, die ihren Mann pflegt. "Wir denken daran, in einem nächsten Schritt in Jüchen einen Kreis von Ehrenamtlern aufzubauen, die für einige Stunden in die Familie gehen und die Betreuung übernehmen", sagt Schneider. So erhält der Angehörige eine kurze Auszeit, "um einzukaufen, zum Friseur zu gehen - oder mal ein Buch zu lesen", ergänzt Sandra Menge.

(NGZ)
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