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Jüchen Zu viele Besucher: Kirche wird umgebaut

Jüchen · Orgel raus, Menschen rein: Die evangelische Kirchengemeinde Kelzenberg hat die Orgel verkauft. Nun kann die Empore für 70 weitere Besucher umgebaut werden. Mit ihrem Zulauf gehört die Gemeinde zu den Ausnahmen in der Region.

 Die evangelische Kirche in Kelzenberg wird um 70 Plätze erweitert. Um Raum zu schaffen, hat das Pfarrer-Ehepaar Gabi und Bodo Beuscher die Orgel verkauft. An diese erinnert das Gehäuse, das wegen des Denkmalschutzes bleibt.

Die evangelische Kirche in Kelzenberg wird um 70 Plätze erweitert. Um Raum zu schaffen, hat das Pfarrer-Ehepaar Gabi und Bodo Beuscher die Orgel verkauft. An diese erinnert das Gehäuse, das wegen des Denkmalschutzes bleibt.

Foto: Tinter, Anja

Rote Zahlen will eigentlich niemand schreiben. Bis auf die evangelische Kirchengemeinde Kelzenberg - denn neue Mitglieder sind dort in Rot verzeichnet. Gabi Beuscher, Pfarrerin der Kirchengemeinde, konnte über ein Plus von 20 Gläubigen im vergangenen Jahr jubeln. Damit zählen die Kelzenberger zu den Ausnahmen im evangelischen Kirchenkreis Gladbach-Neuss.

Bis zu 300 Menschen drängen sich an jedem Sonntagmorgen in ihrem denkmalgeschützten Gotteshaus. "Wir haben nur Platz für 150 Gläubige, viele müssen auf den Stufen sitzen", sagt Pfarrer Bodo Beuscher. Für die Raumnot hat das Pfarrer-Ehepaar eine Lösung gefunden: Orgel raus, Menschen rein. "Die Baugenehmigung ist erteilt, die Pläne der Architekten liegen vor", so Gabi Beuscher. Nun könne der Umbau der Empore begonnen werden. Dafür werden die knapp 100 000 Euro genutzt, die der Verkauf der Kirchenorgel gebracht hat.

Von der "Königin der Instrumente" ist nur noch das leere Gehäuse auf der Empore geblieben - und das wird dort bleiben, auch wenn es Gabi Beuscher seufzen lässt: "Eigentlich ist es sinnlos, aber es darf wegen des Denkmalschutzes nicht entfernt werden." Dies war der Kompromiss, den sie und Ehemann Bodo eingehen mussten, um Platz für 70 weitere Menschen schaffen zu können. Die Trennung von der Orgel ist ihnen leicht gefallen: "Die Orgel spielt in unseren Gottesdiensten längst nicht mehr die zentrale Rolle", schildern die Beuschers und weisen auf den Flügel neben dem Altar. Stattdessen übernimmt eine der gemeindeeigenen Bands die muskalische Gestaltung des Gottesdienstes. Dabei blättern die Besucher auch in eigenen Liederbüchern. Diese hat ein Redaktionsteam selbst herausgebracht, "weil uns die vorhandene Auswahl nicht gefiel", sagt die Pfarrerin.

Der jetzige Umbau gehört zu einer Reihe von Bauvorhaben. Vor drei Jahren war die Renovierung der Kirche aus dem Jahr 1837 beendet worden. Zudem hatte die Gemeinde einen modernen, gläsernen Anbau (Kostenpunkt: rund 700 000 Euro) mitfinanziert. Er bildet mit Kirchencafé, Gemeindeamt, Saal, Küche, Lager und Gesprächsräumen neben dem Gotteshaus das Zentrum der Kelzenberger Gemeinde. Rund ein Jahr wird es dauern, bis die Empore umgebaut ist. Dazu gehört auch eine Außentreppe als zweiter Fluchtweg.

Die Zugkraft ihrer kleinen Gemeinde - einige Mitglieder kommen aus Düsseldorf, Erkelenz oder Nettetal - erklären sich die Beuschers so: "Wir versuchen, die Fragen der Menschen aufzugreifen." Tradition und Moderne ist für beide kein Widerspruch; dies zeigt die Kirche von 1875 und der moderne Anbau. Die Bibel stelle die Basis ihres Handels dar - und ihre Botschaft begeistert beide: "Der Inhalt der Bibel ist toll und das wollen wir auch so weitergeben", sagt Gabi Beuscher. Ohne Ehrenamtler würde das Gemeindeleben nicht funktionieren. "Jeder kann sich mit seinen Fähigkeiten einbringen", ergänzt Bodo Beuscher - beim Gottesdienst, in der Handwerker- oder in der Gartengruppe. Was sich beide für die Zukunft erhoffen: höhere rote Zahlen.

(NGZ)
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