Kaarst Freundeskreis ist seit 70 Jahren eine "Frohe Runde"

Kaarst · Wenn Hans Bodewitz (86) auf sein Leben zurückblickt, so spielt die "Frohe Runde" dabei eine wichtige Rolle. In vier dicken Fotoalben ist das gesellige Treiben dieses seit nunmehr 70 Jahren bestehenden Freundeskreises auf sorgfältig beschrifteten Fotos festgehalten. "Nach Kriegsende trafen sich acht junge Männer im Anschluss an den Gottesdienst zum Frühschoppen an einem runden Tisch im Haus Motes", erinnert sich Bodewitz. "Am 13.2.1946 gründeten sie einen Kegelclub, und dieser Tisch wurde im Namen ,Frohe Runde' verewigt", erinnert sich der rüstige Senior, der kurze Zeit später durch einen Umzug nach Kaarst dazustieß.

 Viele Fotoalben von Hans Bodewitz dokumentieren das Vereinsleben.

Viele Fotoalben von Hans Bodewitz dokumentieren das Vereinsleben.

Foto: ati

Nachdem die englische Besatzung ihre Zustimmung zum mehr als drei Mitglieder umfassenden Verein gegeben hatte, stand dem wöchentlichen Kegeln nichts mehr im Wege. Der Club wuchs auf 16 Männer an und nahm 1948 als Jägerzug am wieder aufgelebten Schützenfest in Kaarst teil. "Damals durften wir nur in Zivil marschieren, erst ein Jahr später waren Uniformen und Gewehre erlaubt, Säbel jedoch erst ab 1950", erzählt Bodewitz schmunzelnd.

Nach 1950 wurde das Kegeln eingestellt, und man konzentrierte sich auf das Schützenwesen. Fortan trafen sich alle an jedem ersten Donnerstag im Monat:. "Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nur die Lokalitäten haben gewechselt", sagt er und ergänzt: "Es gibt jedes Mal eine Tagesordnung. Zuerst lassen wir Geburtstagskinder hochleben, dann wird Aktuelles besprochen, aus alten Tagen erzählt und anschließend gegessen." Es gibt sogar ein von drei Mitgliedern verfasstes fünfstrophiges Vereinslied, das bei passender Gelegenheit gesungen wird. Beim nächsten Mal werde er die Pläne für den von ihm organisierten Tagesausflug vorstellen, so Bodewitz. "Ich habe an einen Ausflug nach Wuppertal, einer Fahrt mit der Schwebebahn und einen Besuch der Hattinger Altstadt gedacht", verrät er.

Die jährlichen Ausflüge sind ein fester Bestandteil des Vereinslebens. Leipzig, Berlin, Köln, Hamburg, Brüssel, die Pfalz und Bad Ems waren nur einige der Ziele. Zuerst gab es reine Herrentouren. Dies änderte sich 1964, als erstmals auch die Ehefrauen mitfuhren. Die Fotos zeigen eine fröhliche Gesellschaft im Bus auf dem Weg zur Ahr, wo auch übernachtet wurde. "Heute reicht es noch für Tagestouren mit den Autos", sagt Bodewitz.

Gemeinsam wurden auch Karneval und Silvester gefeiert. Das Vereinsleben erlebte mit der Schützenkönigswürde von Hans Bodewitz 1987/1988 seinen Höhepunkt. Das Königssilber mit 40 Anhängern befindet sich heute im Safe. Aus Alters- und Gesundheitsgründen endete 1989 die aktive Zeit als Jägerzug. Bodewitz marschiert seitdem bei den "Koch'schen Jongens" mit. "Die ,Frohe Runde' hat immer Freud und Leid miteinander geteilt", erzählt Bodewitz. Das spiegelte sich auch im würdigen Begehen des 70-jährigen Bestehens wider. Denn außer Bodewitz leben nur noch noch Fritz Forstreuter (81) und Hans-Peter Hüsen (86). "Gemeinsam mit den Witwen der Verstorbenen - insgesamt sind wir noch neun Personen - feierten wir eine Gedächtnismesse in Sankt Martinus, gingen anschließend zum Friedhof und brachten Blumensträuße zu den Gräbern", erzählt Bodewitz. Abschließend war ein gemütliches Essen angesagt.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort