Kaarst Kriegsgräber-Sammlern fehlt die Jugend

Kaarst · In diesen Tagen sammelt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wieder Spenden für den Erhalt und die Pflege der Gräber von Kriegsopfern. Doch die Sammler werden immer älter und es ist schwer, Nachwuchs zu rekrutieren.

 Der Ortsvorsitzende des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Peter Heines (vorn), und seine Mitstreiter an den Kriegsgräbern in Büttgen.

Der Ortsvorsitzende des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Peter Heines (vorn), und seine Mitstreiter an den Kriegsgräbern in Büttgen.

Foto: lber

Peter Heines ist Vorsitzender des Ortsverbandes Büttgen vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Er hat keinen leichten Job, schließlich gilt es, 55 Sammler zu motivieren. Einige wenige haben schon an unzähligen Haustüren geklingelt, die meisten Sammler schwärmen jetzt aus. Sie werden nicht immer mit offenen Armen empfangen. Das Ergebnis konnte sich in den letzten Jahren aber immer sehen lassen: So war im vergangenen Jahr die stolze Summe von 12.600 Euro zusammengekommen.

Die Sammler werden immer älter und es ist schwer, Nachwuchs zu rekrutieren. "Ich habe die Bruderschaften angeschrieben, aber die Resonanz war nicht sehr groß", sagt Peter Heines. Viele junge Spendensammler hätten bereits nach einem Jahr die Nase voll. "Sie werden manchmal nicht fair behandelt und schlimm wird es, wenn die Leute ausfallend werden", erklärte Heines. So müssten sich die Sammler häufig Sätze anhören wie "Tut lieber was für die, die noch leben" oder "das ist doch schon so lange her".

In großen Häusern mit vielen Wohnungen sei die Wahrscheinlichkeit, auf Ablehnung zu stoßen, größer als in Vierteln mit Einfamilienhäusern. Viele der Ehrenamtler, die seit Jahren mitmachen, kennen ihre "Pappenheimer" - und konzentrieren sich auf diejenigen, die zu geben bereit sind. "Das sind vor allem Menschen, die im Krieg selber Angehörige verloren haben", weiß Heines. Und auch Personen, die erkennen, dass die Pflege von Kriegsgräbern nichts für Nostalgiker ist, sondern etwas in die Zukunft Gerichtetes: Kriegsgräber sind Mahnmale zum Erhalt des Friedens. "Wir waren im vergangenen Jahr auf einem Soldatenfriedhof in der Nähe von Venlo, dort haben 32.000 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhestätte gefunden, junge Leute, die alle noch gerne gelebt hätten - das bewegt einen schon", sagt Peter Heines.

Was er toll findet: "Viele Sammler sind über 75 und denken noch nicht ans Aufhören." Hans Rach ist in diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben: Er geht auf die 90, lebt mittlerweile in Bad Sassendorf, kommt aber immer wieder nach Büttgen, um für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zu sammeln. Sehr rührig ist auch Gisbert Verbücheln mit seinen 85 Jahren, er war bis vor fünf Jahren der Vorsitzende des Ortsverbands Büttgen. Jetzt geht die Tendenz dahin, vor allem am Abend die Tür nicht mehr zu öffnen aus Angst, es könnte eine zwielichtige Gestalt geklingelt haben. Die Sammler können sich deshalb alle ausweisen. Viele werden schon erwartet und bekommen ohne viele Worte einen Schein zugesteckt. Was Peter Heines, der bis zu seiner Pensionierung Leiter des Rechnungsprüfungsamtes der Stadt Kaarst war, hervorhebt: "Jeder Cent kommt dem eigentlichen Zweck zugute, es gibt keine Verwaltungskosten oder Ähnliches." Und er organisiert auch die Gedenkstunde am 19. November in der Kapelle auf dem Büttgener Friedhof. Nach der Messe in der Pfarrkirche St. Aldegundis geht es um 12.30 Uhr im Schweigemarsch zur Kapelle. Heines und Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus gehören zu denen, die Gedenkreden halten werden, der Chor "Cantare" wird für einen feierlichen Rahmen sorgen.

(NGZ)
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