Kaarst Stadt gibt Vormundschaften an Verein ab

Kaarst · Weil das Jugendamt überlastet ist, übernimmt der Betreuungsverein Niederrhein einen Teil der Fälle.

 Ute Schnur leitet das Kaarster Jugendamt.

Ute Schnur leitet das Kaarster Jugendamt.

Foto: mreu

Wenn Minderjährige nicht unter elterlicher Sorge stehen oder die Eltern nicht zur Vertretung ihres Kindes berechtigt sind, wird für die Kinder ein Vormund bestellt. Im Jugendamt der Stadt Kaarst wird diese Arbeit von zwei Mitarbeitern erledigt, die zusammen eine Vollzeitstelle besetzen. In den vergangenen Jahren betreuten sie zusammen rund 50 Minderjährige — eigentlich zu viele, um sich um jeden einzelnen zu kümmern.

Ein Amtsvormund muss schließlich — so will es das Gesetz — regelmäßigen persönlichen Kontakt zu seinem Mündel halten und soll es mindestens einmal im Monat vor Ort besuchen. Jetzt setzt das Jugendamt zum Befreiungsschlag an: Vormundschaften sollen ausgelagert werden. Die beiden Mitarbeiter werden sich künftig gemeinsam nur noch um 40 Kinder und Jugendliche kümmern, die darüber hinausgehenden Fälle übernimmt der Betreuungsverein Niederrhein.

Handlungsbedarf hatte bestanden, nachdem immer mehr alleinreisende minderjährigen Flüchtlinge nach Kaarst gekommen waren. Dieser Zustrom trieb die Zahl der Vormundschaften auf zurzeit 64. "Wir haben immer so um die 50 Vormundschaften gehabt, das ist auf Dauer zu viel für zwei Teilzeitkräfte", erklärte Jugendamtsleiterin Ute Schnur jetzt im Jugendhilfeausschuss.

Die Alternative wäre gewesen, das Personal aufzustocken. Nur weiß niemand, wie viele minderjährige Flüchtlinge noch ohne ihre Eltern nach Kaarst kommen werden. "Für uns ist es die sinnvollere Alternative, die Zahl der von uns betreuten Mündel auf 40 zu begrenzen und darüber hinaus gehende Fälle an den Betreuungsverein Niederrhein abzugeben", erklärte Schnur und bekam einen einstimmigen Beschluss im Jugendhilfeausschuss.

Der Betreuungsverein Niederrhein mit Sitz in Mönchengladbach wurde von Mitarbeitern der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe gegründet, um eine qualifizierte und respektvolle Begleitung für Menschen in belasteten Lebenssituationen sicherzustellen. Die Betreuungs-Profis kooperieren unter anderem mit der Jugendpsychiatrie Viersen und Vereinen wie "Sprungbrett" oder "Integra". Durch die Inanspruchnahme kommen Kosten von rund 30.000 Euro pro Jahr auf die Stadt Kaarst zu.

(barni)
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