Heino Tiskens "Beim Auftritt muss der erste Gag sitzen"

Kempen · Der Kaldenkirchener Liedermacher und Kabarettist Heino Tiskens (42), im Hauptberuf Physiotherapeut, wurde für den niederrheinischen Kabarettpreis "Das Schwarze Schaf" nominiert - einen Preis, den er sich gerne sichern möchte.

Kreis Viersen Nach der Normierung will Heino Tiskens das "Schwarze Schaf" auch haben. Im Interview spricht der 42-Jährige über seine Beziehung zum Karneval und zur Fastenzeit, über seine Lieder und vom Wunsch, endlich mal in der Werner-Jaeger-Halle in Nettetal aufzutreten.

Wie sieht Ihr Lieblings-Karnevalskostüm aus, Herr Tiskens?

HEINO Tiskens Wenn ich mich verkleide, dann gehe ich als Pirat, genau gesagt: als unbewaffneter Pirat natürlich.

Das klingt, als seien Sie nicht sonderlich aktiv im Karneval: Sind Sie kein Jeck?

TISKENS Doch, eigentlich schon. Mittlerweile bin ich zwar nur privat manchmal dabei, aber früher war ich ja in Karnevalsvereinen aktiv, in Bracht und Walbeck. Da habe ich meine ersten Bühnenerfahrungen gesammelt, das war schon wichtig für mich.

Früher im Karneval, heute als Liedermacher auf der Bühne: Bestehen da Ähnlichkeiten?

TISKENS: Eher weniger, sieht man davon ab, dass ich natürlich auch unterhalten möchte. Bühne und Saal sind kleiner, im Karneval bist du Teil eines Programms vor einem Publikum, das karnevalistisch gestimmt ist. Als Liedermacher trete ich allein auf, und das Publikum hat eine ganz andere Erwartungshaltung als im Karneval. Schließlich ist heute bei mir inhaltlich vieles anders, ökologischer zum Beispiel.

Ökologisch? Wie meinen Sie das, was sind überhaupt die Inhalte Ihrer Lieder und Texte?

TISKENS Nun, ich will natürlich was rüberbringen, mir geht es um Hintergründe und Kritik an Fehlentwicklungen, Umwelt ist immer ein Thema, aber auch das Gesundheitswesen oder Fußball. All das versuche ich in meinen Liedern und Texten so pointiert darzustellen, dass sie vielleicht nachdenklich stimmen, aber auch Spaß machen.

Gelingt Ihnen das immer?

TISKENS Meistens schon. Viel hängt vom Anfang des Auftritts ab, ob der erste Gag sitzt, darum feile ich daran besonders, manchmal noch bis kurz vorm Auftritt.

Gibt es Themen, die für Sie tabu sind?

TISKENS Eigentlich nicht. Wenn ich etwa übers Sterben nachdenke und was dann kommt oder bleibt, kann ich das durchaus in einem Lied thematisieren. Allerdings würde mich nicht auf Kosten anderer, alter Menschen zum Beispiel, lustig machen. Für mich hat Kunst, hat Kultur auch mit Respekt zu tun. Deshalb nehme ich auch diejenigen aufs Korn, die keinen Respekt vor anderen haben, die über Flüchtlinge herziehen oder Schwache ausbeuten.

All das klingt nach der Liedermacher-Szene alter Schule. Sehen Sie sich da in dieser Tradition, haben Sie Vorbilder?

TISKENS Vorbilder würde ich nicht sagen, aber ich mag natürlich Reinhard Mey, ich schätze von früher Franz-Josef Degenhardt oder von heutigen Künstlern Hagen Rether, aber wichtig sind mir auch Kabarettisten wie Dieter Hildebrandt. Und wenn wir schon von Tradition sprechen: Ja, ich nenne mich bewusst Liedermacher, weil ich auch politisch bin, obwohl man heute eher von der Singer-Songwriter-Szene spricht.

Und als Liedermacher möchten Sie nun das Schwarze Schaf gewinnen?

TISKENS Eigentlich hab ich ja schon ein schwarzes Schaf, so ein Kuscheltier: Meine Familie meint zwar, es wäre weder ein Schaf noch richtig schwarz, aber für mich ist es ganz klar ein schwarzes Schaf.

Ich meine den niederrheinischen Kabarett-Preis, für den Sie nominiert sind. ...

TISKENS Ja, ist mir schon klar, darum ernsthaft: Dass ich nominiert worden bin, ehrt mich, und jetzt will ich dabei natürlich auch erfolgreich sein. Bald stehen ja schon die ersten Ausscheidungsauftritte an.

Diese Veranstaltungen sind zum Beispiel in Wesel oder Moers, in Nettetal aber sind Sie noch nicht aufgetreten, oder?

TISKENS Nein, leider noch nicht. Das wär' schon was, mal in der Stadtbücherei aufzutreten, in der Alten Kirche oder in der Werner-Jaeger-Halle.

In der Werner-Jaeger-Halle? Ist das so Ihr Traum, größere Hallen zu füllen, von der Liedermacherei zu leben?

TISKENS Also, die Werner-Jaeger-Halle, die traue ich mich mir durchaus zu. Ansonsten bin ich nicht der Typ, der viel Werbung für sich macht oder machen lässt. Ich warte ab, was kommt, so wie es jetzt läuft, bin ich schon ganz zufrieden. Und allein durch die Nominierung zum Schwarzen Schaf wächst das Interesse von Veranstaltern.

Wie bereiten Sie sich auf den Wettbewerb und die Auftritte vor, mehr durch Abschalten oder durch Proben?

TISKENS Beides. Beim Spaziergang im Grenzwald kann ich gut abschalten. Und immer wieder proben, das ist wichtig, auch ganz klassisch vorm Spiegel Mimik einstudieren. Das Publikum hat einen Anspruch darauf, das ich gut vorbereitet bin. Und fürs Proben muss ich auch schon mal auf anderes verzichten.

Apropos verzichten: Da müsste Ihnen ja die Fastenzeit, die Aschermittwoch beginnt, gerade recht kommen, oder?

TISKENS Auf jeden Fall. Ich nehme die Fastenzeit durchaus ernst. Wenn ich auf etwas verzichte, dann fällt die Konzentration leichter auf das, worum es mir geht, dann wird mir manches wieder bewusster, Werte zum Beispiel, die wir im Alltag sonst leicht vergessen.

JOACHIM BURGHARDT FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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