Kempen Chance für Unternehmen und Azubis

Kempen · Unternehmen und junge Menschen, die eine Ausbildung suchen, unkompliziert an einen Tisch bringen - das gab es im Berufskolleg. Dort fand das erste Azubi-Speed-Dating im Kreis Viersen statt.

Ein suchender Blick von Florian Langer geht durch die Aula des Berufskollegs Viersen. Dann hat der 19-jährige Schüler, der die Höhere Handelsschule besucht, in der Menge der dort stehenden Aufsteller und Tische das gefunden, was er sucht. Zielstrebig steuert er, seine Bewerbungsmappe in der Hand, den Tisch der Papierverarbeitung Suthor an und nimmt vor Lars Bühler Platz. Eine kurze Begrüßung und dann ist Bühler auch schon in die Bewerbungsmappe vertieft. "Warum möchten sie Groß- und Außenhandelskaufmann werden?", kommt die erste Frage - und damit stecken die beiden auch schon in einem intensiven Bewerbungsgespräch.

Und sie sind nicht die einzigen. In der gesamten Aula führen junge Menschen mit den unterschiedlichsten Unternehmen Gespräche. Sie alle haben nämlich eins gemeinsam. Im nächsten Jahr möchten sie eine Ausbildung starten. Ein etwas anderes Kennenlernen von Ausbildungsinteressierten und Unternehmen fand jetzt im Berufskolleg Viersen statt. Die IHK Mittlerer Niederrhein, die Kreishandwerkerschaft Niederrhein und die Agentur für Arbeit Krefeld hatten erstmalig zu einem sogenannten Azubi-Speed-Dating im Kreis Viersen eingeladen. Was seit mehreren Jahren schon erfolgreich in anderen Städten gelaufen ist, hielt jetzt in der Kreisstadt Einzug, wobei das Berufskolleg Viersen die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. 24 Unternehmen hatten sich in Dülken eingefunden und führten mit jungen Menschen jeweils zehnminütige Bewerbungsgespräche. "Ich war im vorigen Jahr schon in Krefeld dabei und habe dort eine Auszubildende als Verkäuferin im Lebensmittelhandwerk Fleischerei gefunden. Sie hat im August bei uns ihre Lehre begonnen", berichtet Jakob Kohnen vom gleichnamigen Fleischereifachgeschäft in Vorst. Und auch der heutige Tag ist für ihn erfolgreich verlaufen. Zwei interessierte Bewerber werden in seinem Betrieb Praktika machen. "Vielleicht kann ich nach vier Jahren Vakanz endlich wieder einen Azubi im Fleischerhandwerk einstellen", hofft Kohnen.

Auch bei der Debeka, Versicherungen und Bausparen, ist man begeistert. "Wir hatten bis jetzt zwei sehr interessante Gespräche, die von unserer Seite nachverfolgt werden. Das Speed-Dating ist ein anderer Zugangsweg, um mögliche Azubis zu erreichen. Ein Weg, den wir gerne nutzen", lobt Geschäftsstellenleiter Manfred Kalkreuth. Hier und heute kümmere man sich um die Zukunft, schließt sich Torsten Lüppertz vom gleichnamigen Kempener Friseurunternehmen an, der zum ersten Mal beim Azubi-Speed-Dating teilnimmt und begeistert ist.

Aber nicht nur die Unternehmen zeigen sich zufrieden. "Ich glaube, meine fünf Bewerbungsgespräche sind gerade alle gut gelaufen. Ich bin bei einem Unternehmen direkt zu einem Recall eingeladen worden und ein anderes war sehr interessiert und wollte sich wieder melden", erzählt Joshua Holtschoppen. Der 19-jährige Berufsschüler, der das Wirtschaftsgymnasium des Berufskollegs Viersen besucht und eine Lehrstelle als Groß- und Außenhandelskaufmann sucht, freut sich sichtlich. Tim Niedzballa ist hingegen ein wenig aufgeregt. Sein Bewerbungsgespräch als Mediengestalter steht noch an. Gerade hat er sich eines der sogenannten Zeitkärtchen geholt, die zwecks reibungslosem Ablauf an die zukünftigen Azubis verteilt werden. Dort ist die Uhrzeit für sein Speed-Dating samt Standnummer des zu besuchenden Unternehmens vermerkt. "Ich finde das Angebot sehr gut. Hier hat man die Chance sich direkt persönlich vorzustellen und seine Bewerbungsmappe abzugeben. Das ist schon etwas anderes, als einfach eine Bewerbung an ein Unternehmen zu schicken", bemerkt der 17-jährige Viersener.

(RP)
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