Stadt Kempen Ein Meister der Glaskunst

Stadt Kempen · Der Glasmaler Heinrich Dieckmann (1890-1963) hat Spuren auch in seiner Heimatstadt Kempen hinterlassen: Für die Propsteikirche gestaltete er prächtige Fenster. 2011 widmen sich ein Buch und eine Ausstellung dem Künstler.

Das Buch wird als siebter Band in der "Schriftenreihe über Leben und Werk niederrheinischer Künstler" erscheinen. Sie wird seit 20 Jahren von der Sparkassenstiftung "Natur und Kultur im Kreis Viersen" begleitet und finanziert. Die Kunsthistorikerin Dr. Margret Cordt hatte den Kempener Künstler Heinrich Dieckmann der Stiftung ans Herz gelegt und gleich eine fachkundige Autorin genannt: Dr. Monika Joggerst aus Offenburg.

Diese tieß auf Dieckmann, als sie 1990 bis 1992 ein Volontariat im Kempener Kramer-Museum absolvierte und dort eine Ausstellung zu dessen 100. Geburtstag gestaltete. "Sein Leben, seine Person haben mich sehr fasziniert", erzählt Joggerst – so sehr, dass sie 2002 ihre gewichtige Doktorarbeit über ihn schrieb. Die wird sie nun für die Schriftenreihe überarbeiten, um ein gut lesbares, farbig bebildertes Buch für ein breiteres Publikum zu schaffen. Dafür sucht sie noch Materialien zu Dieckmann.

Aufgewachsen an der Peterstraße

Er wurde 1890 in Kempen als ältester Sohn eines Oberlehrers an der Taubstummenschule geboren. Er wuchs in dem katholisch geprägten und engagierten Elternhaus an der Peterstraße 13 auf, besuchte das Gymnasium Thomaeum und später die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Krefeld. Dieckmann unterhielt engen Kontakt zum "Blauen Reiter" und zu den Krefelder Künstlern Heinrich Nauen und Heinrich Campendonk. In den 20er Jahren musste sich Dieckmann als bettelarmer Künstler durchschlagen, erzählt Monika Joggerst: "Oft musste er sich Geld für Leinwand und Farbe leihen."

Das änderte sich, als Dieckmann 1930 dank seines Rufs als revolutionärer Erneuerer der christlichen Kunst zum Professor und Direktor der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Trier berufen wurde. Er baute sie laut Joggerst zu einem "Zentrum für moderne christliche Kunst" aus – bis ihn die Nazis 1934 "aus dem Dienst entfernten", wie es damals hieß. 1947 wurde er wieder als Leiter der Schule eingesetzt, 1960 starb er in Mönchengladbach.

Dieckmann befasste sich vorwiegend mit Monumentalmalerei, also großformatigen Werken der Glas- und Wandmalerei und der Mosaikkunst. Seine sakralen Arbeiten sind in 60 Kirchen in Rheinland und in der Region Trier zu sehen, darunter Tafelbilder und Glasfenster in der Kempener Propsteikirche und in St. Heinrich in Mülhausen.

Seine Werke, mehr als 1500, sind typisch expressionistisch. Joggerst: "In der Glasmalerei im religiösen Raum hat Dieckmann den Historismus überwunden und die klassische Moderne mitgegründet." Seinem malerischen Werk wird sich im Herbst 2011 eine Schau im Kempener Kramer-Museum, verbunden mit Führungen zu seinen Glasfenstern in der Propsteikirche, widmen, so Museumsleiterin Dr. Elisabeth Friese. Frage des Tages

Hinweise zu Heinrich Dieckmann an Dr. Monika Joggerst, Brucknerstraße 19 in 77654 Offenburg, Ruf 0781-250 8686

(RP)
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