Stadt Kempen Energiekosten und Emissionen senken

Stadt Kempen · Die Stadt Kempen lässt derzeit von einer Fachfirma städtische Gebäude in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz unter die Lupe nehmen. Die Stadtwerke machen sich in gleicher Weise Gedanken über die Wartsbergsiedlung.

 Die Straße "Seemannshof" in Tönisberg: Sie gehört zur Wartsbergsiedlung, die im Rahmen eines so genannten Quartierskonzeptes untersucht wird. Im Vordergrund steht dabei zunächst die Effizienz der Wärmeversorgung.

Die Straße "Seemannshof" in Tönisberg: Sie gehört zur Wartsbergsiedlung, die im Rahmen eines so genannten Quartierskonzeptes untersucht wird. Im Vordergrund steht dabei zunächst die Effizienz der Wärmeversorgung.

Foto: Kaiser

Klimaschutz war das beherrschende Thema in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planung und Klimaschutz des Kempener Stadtrates. Gleich zweimal ging es um umfangreiche Konzepte für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz.

Markus Leyendecker vom Ingenieurbüro Adapton legte einen Zwischenbericht über das Klimaschutzteilkonzept für öffentliche Bauten in Kempen vor. Die Aachener Fachfirma ist mit der Erstellung eines solchen Konzeptes von der Stadt Kempen beauftragt worden. Dabei handelt es sich um eine umfangreiche Aufgabe. Ziel soll nach dem Willen der Stadtverwaltung ein langfristiges Konzept sein, mit dem städtische Gebäude saniert und künftig unterhalten werden können. Dabei geht es nicht nur um die Einsparung von Energiekosten, sondern auch um die Verringerung des Ausstoßes des so genannten Treibhausgas CO2. Von den insgesamt rund 100 städtischen Liegenschaften wurden in einem ersten Schritt 17 Gebäude genauer untersucht. Seit 2009 erfolgte Sanierungen wurden erfasst und erste Planungen für künftige Sanierungen erstellt. Denn nur mit konkreten Planungen kann die Stadt Fördermittel erlangen.

Bestandteil solcher Maßnahmen, so Diplom-Ingenieur Leyendecker im Ausschuss, ist neben der Konzeption auch ein dauerhaftes Controlling. Alle Arbeitsprozesse müssen festgehalten werden. Dazu gehört dann auch eine ständige Verbesserung der Maßnahmen. Es ist wahrscheinlich kaum einem Bürger bewusst, dass die zunächst untersuchten 34 städtische Gebäude soviel CO2 produzieren wie 1000 Privathaushalte. Dazu fertigt das Aachener Ingenieurbüro derzeit genaue Steckbriefe für die einzelnen Gebäude an, deren Angaben in den kommenden Jahren immer aktualisiert werden sollen. Aus der Analyse entsteht auch ein Maßnahmenkatalog und eine Prioritätenliste: Welche Sanierungen sind dringend, welche kann man zeitlich noch etwas schieben.

Für die Stadt ist klar, dass mit möglichen Energie- und CO2-Einsparungen bei den städtischen Gebäuden nur ein geringer Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden kann. Sie betont allerdings ihre Vorbildfunktion. Außerdem: Immerhin eine Million Euro pro Jahr muss die Stadt für Strom, Wärme sowie Wasser und Abwasser für ihre Liegenschaften ausgeben.

Bei aller Anerkennung für die umfangreiche Berichterstattung durch das Fachbüro gab es jedoch auch Kritik aus den Fraktionen. Klare Zahlen fehlten in der Vorlage der Verwaltung für den Ausschuss. Gutachter Leyendecker entschuldigte dies damit, dass er bis kurz vor dem Ausschuss am Konzept gearbeitet habe und versprach, die vorgelegten Zahlen nachzureichen. Anfang nächsten Jahres soll es eine ausführliche Beratung des Teilkonzeptes im Ausschuss geben.

Auch die Wartsbergsiedlung in Tönisberg soll energetisch untersucht werden. Hier sind die Stadtwerke Kempen federführend tätig, da sie im vergangenen Jahr von der RWE die Wärmeversorgung der ehemaligen Zechensiedlung übernommen haben. Die Siedlung wird über ein kleines, aber veraltetes Blockheizkraftwerk und ein entsprechendes Netz mit Fernwärme versorgt. Die Konzession für die Anlage, die sich auf dem früheren Zechenglände befindet, läuft aus. Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Ferling erläuterte im Ausschuss das Vorgehen. Als "gute und lösbare Herausforderung" bezeichnete er dies, obwohl die Stadtwerke "kein einfaches Erbe" von der RWE übernommen hätten. Immerhin sei derzeit von einem Energieverlust von bis zu 30 Prozent bei der veralteten Anlage und den teilweise maroden Fernewärmeleitungen auszugehen. Bei der Erarbeitung des so genannten Quartierskonzeptes Wartsbergsiedlung werden die Stadtwerke von der Fachhochschule Düsseldorf unterstützt. Die Arbeiten für das Quartierskonzept haben im Juli dieses Jahres begonnen und werden voraussichtlich bis Juni kommenden Jahres dauern. Zunächst gibt es auch hier eine Bestandsaufnahme. Nicht nur der Wärmeversorgung, sondern auch der wirtschaftlichen und sozialen Bezüge in der Siedlung sollen einbezogen werden.

Eine Machbarkeitsstudie soll zeigen, welche Variante einer Wärmeversorgung sinnvoll ist. Die Stadtwerke wollen die Bewohner der Siedlung in die Planungen einbinden. Hauseigentümer sollen eigens beraten werden. Die Stadtwerke wollen einen speziellen Quartiersmanager installieren. Auch für dieses Projekt erhält die Stadt Kempen Fördermittel des Bundes.

(sr)
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