Stadt Kempen Kita-Plätze: Ausbau, Umbau, Neubau

Stadt Kempen · Ein Kraftakt liegt vor den Verantwortlichen: Schon im Sommer 2018 werden rund 180 Betreuungsplätze in Kindergärten zusätzlich gebraucht. Übergangsweise sollen Kinder in ehemaliger Schule betreut werden. Neues Personal muss her.

Förmlich erschlagen wurden die Mitglieder des Kempener Jugendhilfeausschusses am Donnerstagabend in einer Mammutsitzung mit rekordverdächtiger Dauer von rund vier Stunden. Vor allem beim Tagesordnungsordnung zur Ausbauplanung für die Kindergärten in der Stadt rauchten den Ausschussmitgliedern die Köpfe. Jugendamtsleiterin Heike Badberg bombardierte das Gremium geradezu mit einer Fülle von Zahlen, Prognosen und Ideen für eine künftige Entwicklung bei der Kinderbetreuung in Kitas und in der Tagespflege. Die Beratungsvorlage, die die Ausschussmitglieder in den vergangenen Wochen ausgiebig beraten konnten, sei in weiten Teilen überholt, sagte Heike Badberg. Das vielleiche Positive an vielen eher negativen Botschaften der Jugendamtsleiterin: Das Amt hat noch mal nachgerechnet. Danach fehlen zum Beginn des neuen Kindergartenjahres 2018/2019 am 1. August 2018 nur noch acht Gruppen in den Kitas. Im Vorfeld war die Stadt von neun fehlenden Gruppen ausgegangen.

Sei's drum: Fakt ist, es fehlen jede Menge Plätze. Die Stadt ist mit den freien Trägern, die in Kempen Kindertagesstätten betreiben, im Gespräch. Vor allem die beiden Kirchen, aber auch die beiden Elterninitiative seien gesprächsbereit, hätten aber signalisiert, dass sie die Kosten für An- oder gar Neubauten nicht ohne finanzielle Beteiligung der Stadt stemmen können. Alle bestehenden städtischen Einrichtungen wurden auf den Prüfstand gestellt. Der Ausbau des Kindergarten "Spatzennest" in Kamperlings ist bereits beschlossen. Auch Anbauten an der Kita "Regenbogen" im Hagelkreuz, bei "Kleine Hände" oder Hermann-Josef - beide befinden sich in Trägerschaft der Kirchen - in Kempen sind denkbar. In jedem Fall muss ein zusätzlicher Neubau her. In Tönisberg soll die Grundschule einen Raum für die benachbarte Kita "Schlösschen" abgeben.

Da die meisten Bauvorhaben aber nicht bis zum Sommer 2018 fertig sein können, muss die Stadt improvisieren. Provisorisch, so der Plan des Jugendamtes, sollen vier Kindergartengruppen im hinteren Teil der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule eingerichtet werden. Nach Angaben von Heike Badberg sei eine solche Übergangslösung machbar. Probleme gibt es allerdings auch dabei: Die Sanitäranlagen sind nicht auf Kindergartenkinder zugeschnitten und es fehlt ein Kindergarten gerechtes Außengelände. Aber daran will die Stadt arbeiten.

Ein ganz anderes Problem ist die personelle Ausstattung der neuen Gruppen. Der Arbeitsmarkt für Erzieherinnen oder Erzieher ist leer gefegt, weil alle Städte und Gemeinde händeringend qualifiziertes Personal suchen. Beim Jugendamt werden bereits regelmäßig Bewerbungsgespräche mit potenziellen Mitarbeiterinnen geführt.

Auch über Berufskollegs in der Region oder die Hochschule Niederrhein, die Erzieherinnen und Erzieher ausbilden, versucht die Stadt, frühzeitig an geeignetes Personal zu kommen. Schon während der Ausbildung soll den jungen Leuten eine Anstellung in Kempen schmackhaft gemacht werden. Gerade das hatte zuletzt die CDU-Fraktion gefordert. Es wird bereits gemacht. Der Erfolg sei mäßig, räumte Jugendamtsleiterin Heike Badberg ein. Auch hier sei die Konkurrenz anderer Kommunen groß. Künftig soll Personal auch mit unbefristeten Arbeitsverträgen gelockt werden. Das ist ganz im Sinne der Politik. Zusätzlich braucht das Jugendamt Personal, um das Ausbauprogramm der nächsten Jahre organisatorisch steuern zu können. Auch die Bearbeitung von zusätzlichen Elternanträgen oder Gebührenberechnungen sei mit den vorhandenem Personal nicht zu leisten, erklärte Heike Badberg.

Die Fraktionen, angesichts von Zahlen und Prognosen geradezu erschlagen, lobten die Arbeit im Jugendamt und stimmten einmütig dafür, dass die Stadt alles Mögliches unternimmt, um das Betreuungsangebot auszuweiten. Über tatsächliche Kosten wurde dabei am Donnerstagabend noch nicht gesprochen. Klar ist: Es gibt auch Landesmittel, die müssen nun schleunigst beantragt werden. Externe Hilfe von Planern oder Investorenmodelle stehen ebenfalls zur Diskussion.

Für Eltern gilt: Von ihnen wird zumindest im Übergang Flexibilität gefordert. Der Betreuungsplatz für das Kind wird möglicherweise nicht mehr in unmittelbarer Nähe der Wohnung liegen. Übergangsweise müssten Kempener Kinder auch nach St. Hubert gebracht werden.

(RP)
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