Gemeinde Grefrath Kräutersuppe - Energie pur

Gemeinde Grefrath · Expertin Jenny Hengsten führte eine Gruppe durch das Freilichtmuseum. Ihre Suppe hat die Kraft, den Körper zu reinigen. Früher war das Sprießen der Kräuter ein Signal des Lebens nach einem langen Winter.

 Jenny Hengsten führt die Teilnehmer in die Welt der Kräuter ein. Aus Dingen, die andere wegwerfen, bereitet sie schmackhafte Gerichte zu.

Jenny Hengsten führt die Teilnehmer in die Welt der Kräuter ein. Aus Dingen, die andere wegwerfen, bereitet sie schmackhafte Gerichte zu.

Foto: wolfgang kaiser

Es sind die Pflanzen, die gemeinhin als Unkraut bezeichnet werden und die manch eifriger Gärtner mit viel Aufwand in seinem Garten bekämpft: Brennnessel, Löwenzahn oder Giersch etwa. Dabei gäbe es ein einfacheres und zugleich sehr gesundes Mittel, um diese Pflanzen zu dezimieren. "Essen", rät die Kräuterfachfrau Jenny Hengsten. Als Kräuterhexe führt sie an diesem Vormittag rund 20 Interessierte im Grefrather Freilichtmuseum Dorenburg in die Geheimnisse der Neun-Kräutersuppe ein. In die keltisch-germanische Epoche reiche dieses Rezept zurück, das in christlicher Zeit traditionell an Gründonnerstag zubereitet wurde, erzählt die kräuterkundige Dame.

Während ihrer Einführung zum Thema brennen bereits die Holzscheite im Kamin der historischen Hofanlage Rasseln und verbreiten einen kräftigen Rauch im Raum, der so manchen Hustenreiz und Augentränen auslöst. "Ganz wie früher", kommentiert Jenny Hengsten schmunzelnd. Denn hier wird später die Suppe ganz traditionell in einem Kessel über dem offenen Feuer köcheln, auf einer Basis von Kartoffeln, Zwiebeln und etwas Sahne.

Die jetzt sprießenden Kräuter steckten voller Energie, erzählt Jenny Hengsten den Teilnehmern des kleinen kulinarischen Seminars. Jetzt sei die Zeit, neu zu starten und sich von Altlasten zu befreien. "Dazu bietet uns die Natur wunderbare Mittel", erläutert sie. "Diese Kräuter haben die Kraft, unseren Körper zu reinigen und zu entgiften." Die Liste der positiven Effekte, die sie aufzählt, ist lang: Blutbildend, harntreibend, verdauungsfördernd und schleimlösend sind nur einige davon. Für die Menschen früherer Zeiten war das Sprießen der ersten Kräuter nach dem langen und entbehrungsreichen Winter ein Signal des Überlebens, denn die Vorräte waren im Regelfall um diese Jahreszeit aufgebraucht.

Die Zahl Neun sei dabei keineswegs zufällig, erzählt Jenny Hengsten. Schon die Drei sei eine heilige Zahl, die dann in potenzierter Form als "Zahl der höchsten Vollkommenheit" gelte. Und auch - wer hätte das gedacht - der Spruch "Ach du grüne Neune" sei in diesen Zusammenhang einzuordnen. Als sehr bedenklich empfindet es die Kräuterfrau, dass viele Pflanzen in den letzten Jahren früher erblühen würden, als zu allen Zeiten vorher und damit ein Indiz für den Klimawandel bilden. Doch jetzt genug der Theorie. Mit Körben ausgestattet schwärmen die Teilnehmer ins Gelände aus, um die neun grünen Zutaten unter Anleitung der Fachfrau zu sammeln. Nach wenigen Metern schon wird die Gruppe fündig. Am Rand des Geländes, unter den Gehölzen vor dem Zaun, breitet sich der Giersch, auch als Bodenholunder bezeichnet, üppig aus.

Er schmeckt ganz leicht und würzig. Kaliumreich und damit herzstärkend soll er sein. Weiter geht es in den Kräutergarten der Anlage. Dort blüht am Rand des Kieswegs ganz unscheinbar und leicht zu übersehen der Gundermann mit seinen lila Blüten. Etwas bitter schmeckt er, gar nicht so schlecht. "Das ist unser wichtigstes Kraut heute, es hat eine stark entgiftende Wirkung und hilft auch bei eitrigen und schlecht heilenden Wunden", erzählt Jenny Hengsten. Die Blicke der Teilnehmer auf das Grün am Boden sind nach dem Rundgang jedenfalls schon geschärft: "Lauft nicht in unserem Essen herum", heißt es da.

(evs)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort