Stadt Kempen Volksmusik von unwiderstehlicher Schlichtheit

Stadt Kempen · Die Musiker von "The Good Ones" waren gute Botschafter der Musikszene des afrikanischen Landes Ruanda.

Auch für gestandene Freunde afrikanischer Musik ist Ruanda eher ein weißer Fleck auf der Landkarte. Am Dienstag nun hatte die Kempener Paterskirche Besuch aus dem Land, bei dessen Namen man unweigerlich an die fürchterlichen Massaker zwischen Hutu und Tutsi im Jahre 1994 denkt. Diese vier Musiker aber sind "The Good Ones" - die Guten, weil sie singen, nicht meucheln, und weil von ihren Liedern kein feindseliger Gedanke zu befürchten ist.

Eine auf verschiedene Weisen gezupfte akustische Gitarre, eine Bass-Gitarre und ein wenig Rasselwerk bildeten das bescheidene Instrumentarium, mit dem Band-Gründer Adrien Kazigira, Janvier Havugimana. Stani Hitimania und Javon Mahoro die Bühne betraten, drei von ihnen in bunte Trachten, einer in Taubengrau gewandet und gelegentlich tanzend. Das tragende Element ihrer Musik aber war der mehrstimmig arrangierte Gesang. Meist in sanft wiegenden Rhythmen schwingend und sich ohne große Intervallsprünge in der oberen Mittellage bewegend, verströmte er trotz rauer Bauernkehlen die Lieblichkeit der Kora-Musik von den Ufern des Niger, Senegal und Gambia. Einmal klang es nach Walzer, einmal nach Tahiti und einmal nach der Mbube Tradition Südafrikas.

Und heimliche Fans von Bob Marley und Carlos Santana sind diese vier Männer auch. Aber sie hielten ihre Musik von poppigen und kommerziellen Elementen völlig frei. Der Reiz dieses Konzerts lag auch nicht in ausgeprägter Virtuosität, sondern in der nahezu unwiderstehlichen Schlichtheit kompromisslos authentischer Volksmusik, wie man sie nur noch selten zu hören bekommt. Und sie sangen Geschichten aus dem richtigen, aus ihren eigenen Leben, die vorher immer ein Dolmetscher übersetzte.

Ein Lied erzählte von der ledigen jungen Frau, die ihre ungeplante Schwangerschaft einem Rechenfehler ihrer Freundin zuschrieb, ein anderes von Nachbarschaftsproblemen im teuren Kigali, eines von einem leichtsinnigen Schuldner, ein anderes von einer liebenswerten Nichte, eines von Ehen, in denen auch die Frauen zuschlagen, ein anderes war der posthume Dank eines trauernden Witwers an die früh verstorbene Gattin und Mutter seiner vier Kinder. Und schließlich noch eine Warnung an alle Handwerker: Betrüge niemals einen Sänger oder die Seinen, denn sonst wird ein Lied daraus, dass Dich öffentlich an den Pranger stellt. Das Publikum in der Paterskirche war begeistert und sparte nicht am Beifall.

(mojo)
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