Nach schweren Unfällen in Kevelaer Experte: Deshalb sind Landstraßen so gefährlich

Kevelaer · Auf der Kreuzung Weller Landstraße und Wember Straße ist es in Kevelaer innerhalb von 24 Stunden zu zwei schweren Verkehrsunfällen gekommen - einer davon mit Todesfolge. Mit einem Verkehrssicherheitsexperten klären wir, was Statistiken zu Unfalltoten auf Landstraßen sagen, welche Gefahren es dort gibt und wie sich schwere Unfälle verhindern lassen.

Zwei Tote bei Unfall in Twisteden
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Zwei Tote bei Unfall in Twisteden

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Das sagt die Statistik

Rund 60 Prozent der Menschen, die bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen, werden auf Landstraßen tödlich verletzt. Der ADAC, der sich bei seiner Auswertung der Daten auf das statistische Bundesamt beruft, bezieht die Todeszahlen zudem auf die gefahrene Strecke. Auf Landstraßen gibt es pro Milliarde gefahrener Kilometer 6,7 Unfalltote. Bei Unfällen innerhalb von Ortschaften gibt es bei der selben Fahrleistung 4,7 Unfalltote, auf Autobahnen sind es nur 1,9.

Diese Gefahren lauern auf Landstraßen

Nach Angaben von Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat lassen sich die Gefahren auf Landstraßen vor allem an drei Punkten festmachen. "Zum einen trügt oft die Umgebung. Landstraßen, die als Alleen angelegt sind, wirken erst einmal schön und dementsprechend sicher", sagt Sven Rademacher. Viele Verkehrsteilnehmer unterschützen mögliche Risiken und fahren tendenziell eher etwas schneller.

Hinzu kommt, dass es auf Landstraßen Gegenverkehr gibt und Frontalzusammenstöße in der Regel größere Schäden anrichten als beispielsweis Auffahrunfälle.

Auf Landstraßen treffen aber auch alle Arten von Verkehrsteilnehmern aufeinander. Neben Autos und Motorrädern sind hier mitunter landwirtschaftliche Fahrzeuge oder im direkten Umfeld auch Fußgänger und Radfahrer unterwegs. Sven Rademacher fasst zusammen: "Landstraßen sind schön, aber gefährlich."

So können Unfälle vermieden werden

Wenn es um die Vermeidung von Unfällen auf Landstraßen geht, appeliert der Deutsche Verkehrssicherheitsrat vor allem an die Verkehrsteilnehmer. So sollten Überholvorgänge immer gut überlegt sein und auf gerader und gut einsehbarer Strecke stattfinden. "Bei jedem Zweifel sollte man sofort darauf verzichten", sagt Sven Rademacher. Neben der Einsicht von Fahrern können jedoch auch bauliche Maßnahmen helfen.

In Kreisen und Kommunen kommen nach jedem Unfall Unfallkommissionen zusammen. Hier überlegen vor allem Vertreter von Städten und Polizeibehörden, ob Gefahrenstellen entschärft werden können. An einigen Stellen können beispielsweise separate Spuren für Linksabbieger helfen oder aber ein bestimmter Bodenbelag, der den Fahrer spüren lässt, dass er an einer bestimmten Stelle nicht fahren darf. "Letztendlich gibt es jedoch keine Maßnahme, die alle Probleme löst", sagt Sven Rademacher.

(ac)
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