Kleve Awo-Bericht: Nur wenige Minderjährige treiben ab

Kleve · Die Beratungsstelle für Schwangerschaft, Partnerschaftsfragen und Familienplanung der Awo Kleve hat ihren Jahresbericht 2017 vorgestellt. Mehr als 1000 Gespräche führte das Team um Leiterin Nicole Saat. Soll ich das Kind bekommen oder abtreiben? Insgesamt 633 Personen suchten unter anderem wegen dieser Frage die Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt auf. Damit ist die Nachfrage konstant. Explizit wegen der Themen Schwangerschaft, Geburt, Verhütung und Sexualität suchten 420 Personen das Gespräch.

Primär berät die Awo über die Zeit während der Schwangerschaft, zudem führt sie Konfliktberatung bei ungewollten Schwangerschaften durch. Die dritte Säule ist die sexuelle Bildung. Im Berichtsjahr 2017 fanden 213 Frauen den Weg Awo, um über einen Schwangerschaftsabbruch zu sprechen. Am stärksten vertreten war dabei die Altersgruppe der 27- bis 34-jährigen. Nur sechs Minderjährige meldeten sich bei der Arbeiterwohlfahrt. "Auch bei älteren Leuten treten Verhütungspannen auf. Die Jugendlichen sind zudem keineswegs sorglos und haben auch ihren ersten Geschlechtsverkehr nicht früher", sagt Leiterin Nicole Saat. Die häufigsten Begründungen für eine Abtreibung waren die berufliche und finanzielle Situation, partnerschaftliche Probleme und eine abgeschlossene Familienplanung. Letztere ist zuletzt überdurchschnittlich häufig Auslöser gewesen. "Wir registrieren außerdem eine Überlastungstendenz in der Arbeitswelt, die Einfluss auf unsere Arbeit hat", sagt Saat. Bis zu drei Jahre nach der Geburt können junge Eltern begleitet werden.

Wer in Deutschland abtreiben will, ist zu einem Gespräch bei einer staatlich anerkannten Beratungsstelle angehalten. In vierten und achten Schulklassen sowie im Kindergarten führt das Team von Saat zudem Schulungen über sexuelle Bildung durch. Das seit mehr als 14 Jahren währende Konzept, das in diesem Jahr 980 Jugendliche erreichte, beinhaltet vor allem ein mediales Spiel, das sexuelle Sozialbildung vermittelt. "Wir wollen dabei spielerisch weg vom Bio-Unterricht. Schüler können sich uns leichter als gegenüber Lehrern öffnen", erklärt Sozialpädagogin Milena Wehren. In diesem Jahr will die Awo auch verstärkt die politischen Entwicklungen um das Verbot von Werbung für Schwangerschaftsabbrüche verfolgen. "Wir sind für ein uneingeschränktes Recht auf Information. Es würde uns freuen, wenn in dieses Thema Bewegung kommt", sagt Saat.

(mo)
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