Bedburg-Hau Bäume fallen für freie Fahrt

Bedburg-Hau · Die ersten Arbeiten für die lang ersehnte Ost-West-Verbindung durch die LVR-Klinik in Bedburg-Hau sind angelaufen. Für einen Gehweg wurden 60 - teils Jahrhunderte alte - Bäume gerodet. Die Maßnahme sorgt auch für Kritik.

Die 60 Bäume sind gerodet - nun soll ein Gehweg sicherstellen, dass Patienten gefahrlos vom Klinikgelände ins Ortszentrum kommen.

Die 60 Bäume sind gerodet - nun soll ein Gehweg sicherstellen, dass Patienten gefahrlos vom Klinikgelände ins Ortszentrum kommen.

Foto: Markus van OFfern

Die geplante Öffnung des Klinikgeländes in Bedburg-Hau für den Straßenverkehr wirft ihre Schatten voraus. Ein Streifen Wald, ausgehend vom neuen Kreisverkehr Uedemer Straße, ist in den vergangenen Tagen gerodet worden. 60 - teils Jahrhunderte alte - Bäume fielen der Kettensäge zum Opfer. "Die Fällungen dienen zur Errichtung eines Gehweges, der sicherstellt, dass künftig Patienten der Rheinischen Kliniken gefahrlos das Gemeindezentrum erreichen können", teilte die Verwaltung mit.

Der Hintergrund: Viele Bedburg-Hauer wünschen sich seit Jahren, mit dem Auto ohne Umwege zum Gemeindezentrum gelangen zu können. Doch bislang liegt die LVR-Klinik wie ein Keil zwischen den Ortsteilen Hau und Schneppenbaum, eine Durchfahrt ist nicht möglich. Da soll sich ändern. Der Landschaftsverband Rheinland hat beschlossen, die Straßen "Am Gutshof/Nördlicher Rundweg" und "Buchenallee" an die Gemeinde abzugeben, so dass diese als öffentliche Verkehrswege genutzt werden können. Die Maßnahme wird in mehreren Schritten vorbereitet. So wurde ein Kreisverkehr zwischen Gemeindezentrum und Klinikgelände errichtet, allerdings ist die Abfahrt zur Klinik derzeit noch nicht möglich. Jetzt die Baumfällungen.

Die jüngsten Rodungen haben auch Kritik hervorgerufen. Günter van Meegen, Vize-Ortsverband-Vorsitzender der Grünen und sachkundiger Bürger, beklagt: "Bei den Fällarbeiten sind Klinikpatienten durch Gefahrenbereiche gelaufen, ohne dass sie zurückgehalten wurden." Bauamtsleiter Dieter Henseler betont auf Anfrage unserer Redaktion, dass der Bauhof Absperrböcke aufgestellt habe, um genau dies zu verhindern. Zudem hätten die Mitarbeiter die Arbeiten regelmäßig kontrolliert, "ich selbst war auch einige Male vor Ort", sagte Henseler. "Falls tatsächlich Klinikpatienten durch die Absperrungen gelangt sein sollten, hätte dies nicht passieren dürfen. Das hätten die Angestellten der ausführenden Firma verhindern müssen", sagt der Bauamtsleiter.

Auch die Ausmaße der Rodungen rufen bei van Meegen Unmut hervor. "Das wäre so nicht nötig gewesen. Die Straße ist breit genug, um einen Gehweg zu errichten, ohne dass so viele Bäume gefällt werden müssen", sagt van Meegen. Zudem findet er es "schade", dass unter den gefällten Bäumen eine Eiche sei, die mindestens 300 Jahre alt sei. Henseler entgegnet: "Die Fällungen sind genau so vom Regionalforstamt Wesel genehmigt worden."

Die geplante Ost-Westverbindung durch die Klinik ist auch ein Teil des sogenannten Integrierten Handlungskonzepts (IHK), das die Gemeinde unter der Beteiligung der Bürger und eines Planungsbüros erstellt. Ziel ist es dabei, an Fördergelder für diverse Vorhaben zur Verbesserung der Infrastruktur zu kommen. Das IHK, das die Ratsmitglieder im Oktober 2017 einstimmig beschlossen haben, wurde inzwischen angepasst. Unter anderem wurde ausgeführt, dass weitere Rodungsmaßnahmen folgen sollen. Auch das kritisiert van Meegen: "Die Gemeinde will das IHK auf Teufel komm' raus umsetzen, ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt. So wird es bald keinen Wald auf dem Klinikgelände mehr geben." Henseler gibt Entwarnung: "Es steht noch nicht fest, was gefällt werden darf. Das wird im Bebauungsplanverfahren geregelt." Priorität habe jetzt die Fertigstellung der Ost-West-Verbindung. Im Mai soll die Buchenallee freigegeben werden.

(RP)
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