Niederrhein Die meisten Betriebe wollen einstellen

Niederrhein · Die Wirtschaft am Niederrhein befindet sich in guter Verfassung. Steigende Auftragseingänge und eine gut laufende Inlandsnachfrage stimmen die Unternehmen zuversichtlich.

 Blick auf HKM im Duisburger Süden, einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der Region.

Blick auf HKM im Duisburger Süden, einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der Region.

Foto: Reichwein

359 Unternehmen mit insgesamt rund 49.000 Beschäftigten haben sich an der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage beteiligt. Trotz der insgesamt guten Stimmung sind aber die Sorgen um wirtschaftspolitische Entwicklungen im In- und Ausland spürbar. Die Mehrheit der Unternehmen am Niederrhein ist mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Nachdem in den vergangenen Umfragen die Erwartungen eher verhalten ausfielen, äußern sich die Unternehmen jetzt optimistisch.

Sie erwarten, dass sich die positive Konjunkturentwicklung in den nächsten Monaten fortsetzt. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger: "Im Unterschied zu vielen anderen Regionen war die Industrie am Niederrhein im letzten Jahr ausgesprochen skeptisch. Das zu Jahresbeginn positivere Bild darf man deshalb nicht überbewerten." Bei vielen Unternehmen schlage sich die konstant gute Lage erst jetzt in den Erwartungen an die Zukunft nieder.

Die Binnennachfrage hat nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Investitionstätigkeit des Staates - vor allem in den Wohnungsbau - zugelegt. Handel und Dienstleistungssektor profitieren weiterhin von der ungebrochenen Konsumfreude der Verbraucher. Der Konjunkturklimaindex, der Lage und Erwartungen zusammenfassend widerspiegelt, erhöht sich von 110 auf 120 Punkte.

Das ist der beste Jahresstart seit 2011. Die gute Stimmung schlägt sich auf die Einstellungsbereitschaft der Befragten nieder. Auf ein Unternehmen mit geplantem Stellenabbau kommen zwei Unternehmen mit Stellenaufbau. Diese Pläne zu verwirklichen, wird indes immer schwieriger, da geeignete Fachkräfte zunehmend schwerer zu finden sind.

Mittlerweile sehen 43 Prozent - und damit doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren - im Fachkräftemangel ein Hauptrisiko für ihren weiteren Geschäftsverlauf. Besonders ausgeprägt ist diese Sorge im Dienstleistungssektor - und dort speziell bei den Unternehmen aus Verkehr und Logistik.

Weitere Risiken sehen die Unternehmen in den außenwirtschaftlichen und -politischen Entwicklungen. Das zeigt sich dadurch, dass die Unternehmen bei der Frage nach der Exportentwicklung weniger optimistisch antworten als bei der Frage nach der Entwicklung des Geschäftsverlaufs insgesamt. "In den verhaltenen Erwartungen an das Auslandsgeschäft zeigt sich auch die Sorge vor einer zunehmenden Abschottung der Märkte und Beschränkungen des Welthandels", so Dietzfelbinger. "Der Niederrhein beheimatet eine Vielzahl an exportorientierter Unternehmen. Sie alle sind auf offene Märkte und freien Handel angewiesen."

Mit der Brexit-Entscheidung, den Äußerungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump sowie den anstehenden Wahlen in den Niederlanden und Frankreich ist die Entwicklung der Handelsbeziehungen mit vier der wichtigsten Partnerländer der Unternehmen am Niederrhein ungewiss. Die Verunsicherung über die Entwicklungen im Ausland zeigt sich auch bei den Auslandsinvestitionen. Auf ein Unternehmen, das 2017 mehr im Ausland investieren möchte als noch in 2016, kommen drei Unternehmen, die planen, ihre Aktivitäten zurückzuschrauben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort