Kleve Kreis befürwortet Klever e-Bahn-Strecke

Kleve · Die 1547 Bäume, die in Kleve und Kranenburg für die Schnellradbahn gefällt werden müssen, seien als Pioniergehölze bloße Folge unterlassener Pflegemaßnahmen, sagt Hermann Reynders. Reaktivierung der Bahnstrecke nicht gefährdet.

 Viel Wildwuchs muss entfernt werden, um die Trasse, auf der früher ein zweites Bahngleis verlief, als Radweg nutzen zu können.

Viel Wildwuchs muss entfernt werden, um die Trasse, auf der früher ein zweites Bahngleis verlief, als Radweg nutzen zu können.

Foto: Markus van Offern

Die Sache wird öffentlich gefördert. Schon deshalb hat sie viele Fürsprecher. Vor allem aber klingt es natürlich gut, durch eine schnelle Radwegeverbindung eine Verlagerung vom motorisierten Verkehr zum Radverkehr zu bewirken. Das spart - selbst wenn E-Bikes etwas Strom benötigen - Treibhausgase. Weniger gut kommt bei vielen Menschen allerdings die Vorstellung an, dass für die geplante grenzüberschreitende e-Rad-Bahn Kleve-Nimwegen in Kleve und Kranenburg viele Bäume verschwinden müssen. Wegen des Einflusses der Planung auf die Landschaft war jetzt auch der Naturschutzbeirat des Kreises Kleve gefragt. Es wurde intensiv diskutiert - und am Ende folgten die Beiratsmitglieder dem Vorschlag der Kreisverwaltung, das Projekt zu befürworten. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung sei nicht nötig.

Auf dem Gebiet der Stadt Kleve wurde mit den Arbeiten längst begonnen, bis zum Draisinenbahnhof ist der Weg fertiggestellt. Bis Ende 2018 soll das Projekt e-Rad Bahn aus Klever Sicht abgeschlossen sein. Dann führt ein Radweg von der Kreisstadt aus elf Kilometer weit bis an die niederländische Grenze. An Kosten sollen 6,5 Millionen Euro anfallen, von denen 85 Prozent Bund und Land übernehmen. Nach den Planungen bleiben für Kleve 610 850 und für Kranenburg 690 150 Euro - jeweils eine Menge Geld für das "Leuchtturmprojekt", wie es Michael Bay (Grüne) als Vorsitzender des Klever Umweltausschusses nannte. Damals wussten er und die übrigen Kommunalpolitiker allerdings noch nicht, wieviel Grün für den Bau des Radwegs weichen muss.

Inzwischen ist von 1547 Gehölzen die Rede, die weichen müssen. Das sind allerdings keinesfalls alles wertvolle Bäume. 166 dicke Altbäume 361, mittlere Bäume und eine Vielzahl mit geringem Stammdurchmesser haben sich seit den 60-er Jahren ausgebreitet. Was sich dort ansiedelte, sind "Pionierpflanzen", vorwiegend Birken, Weiden, Pappeln, sicher auch Eichen, sagte auf Anfrage Fachbereichsleiter Hermann Reynders. Angepflanzt habe diese Bäume niemand, der Bewuchs sei eine Folge unterlassener Pflege. In diesem Zusammenhang erklärte der leitende Umweltfachmann der Kreisverwaltung auch die "Natur-auf-Zeit-Regelung". Die Maßnahme, so viele Gehölze zu entfernen, sei nicht schön, aber vom Bundesnaturschutzgesetz gedeckt.

Das anfallende Holz müsse vollständig verwertet werden und für den Eingriff in das Landschaftsbild seien Ausgleichspflanzungen (blütenreiche Gehölze und Obstbäume) vorzunehmen. Zum Schutz der Fledermäuse werden nur Teile der Strecke beleuchtet und zwar mit Leuchtmitteln, die kaum Insekten (die Nahrung der Fledermäuse) anlocken. Weil die dort nistende Nachtigall gestört wird, bekommt sie eine angrenzende Fläche zur Verfügung gestellt. Luftaufnahmen hätten im übrigen ergeben, dass einige Landwirte einen bis zu drei Meter breiten Streifen der Trasse beackerten. Dieser Zustand müsse beendet werden; "Blühstreifen aus Regio-Saatgut" sollen stattdessen angelegt werden.

Was die Vertreter der Naturschutzvereinigungen in der Sitzung besonders beschäftigte, war die Frage, ob ein Ja zur e-Rad-Bahn eventuell der gewünschten Reaktivierung der Bahnstrecke Richtung Nimwegen entgegenstehe. Das sei keinesfalls zu befürchten, versicherte Reynders. "Im Gegenteil ermöglicht die Planung sogar ein Nebeneinander von Radweg und Schiene." Der Radfahrverkehr sei für die Regional- und Landesplanung "ein wichtiger Belang". Wenn aber tatsächlich in einigen Jahren die Reaktivierung der Bahn vollzogen werde, "dann hätte die Schiene Vorrang". Zwischennutzungen, wie auch die Draisine eine sei, schadeten nicht - außer, dass sie einige Millionen Euro kosten, wie Susanne Frauenlob vom NABU anmerkte.

Adalbert Niemers vom NABU fehlte ebenso wie dem Beiratsvorsitzenden Hans Peter Böving ein Verkehrskonzept, das sämtliche Verkehrsträger einbeziehe und auch die Erwartungen an die Radstrecke konkretisiere.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort