Fußball Wenn Pascal Hühner ins Rollen kommt

Kleve · Fußball-Landesliga: Tabellenführer 1. FC Kleve gastiert morgen beim VfB Uerdingen. Anstoß am Rundweg ist um 16 Uhr.

Fußball: Wenn Pascal Hühner ins Rollen kommt
Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das dritte Pflichtspiel nach der Winterpause wartet morgen auf den 1. FC Kleve. Der Spitzenreiter gastiert beim VfB Uerdingen, der im Abstiegssumpf steckt. Eine Momentaufnahme allerdings nur, nicht mehr. Mit bisher erreichten 19 Punkten hat das Team von Trainer Stefan Rex, der in unterschiedlichen Funktionen ein gefühltes Leben lang für die Krefelder verantwortlich ist, nachwievor gute Chancen, das rettende Ufer zu erreichen. Da geht es den Uerdingern keinen Deut anders als dem SV Hönnepel-Niedermörmter II, dem anderen Aufsteiger.

Der Spielplan meinte es nach der Winterpause nicht gut mit den Fußballern vom Rundweg. Drei Topteams der Liga wurden ihnen aufgetischt: zunächst kam der VfR Rhede, der Uerdingen mit 2:5 vom eigenen Gelände fegte. Eine Woche später gab es für die Krefelder bei Union Nettetal, einem weiteren Vorzeigeteam der Liga, die nächste Niederlage - wenn auch nur mit 0:1. Jetzt also folgt mit dem 1. FC Kleve das dritte Topteam der Liga, und erneut ist Uerdingen in der Außenseiterposition. Was kein Nachteil sein muss.

So lamentiert denn auch Uerdingens Coach Rex im Vorfeld der morgigen Partie, die im Übrigen erst um 16 Uhr angepfiffen wird, nicht lange herum. Er nimmt die Gegner so, wie sie kommen. Man dürfe sich von dem schweren Auftaktprogramm nicht mental blockieren lassen, sagt Rex. "Meine Mannschaft soll sich gegen den Tabellenführer in die Aufgabe reinbeißen, und es ihm vergleichbar schwer machen wie zuletzt Union Nettetal."

Charakter ist also auf Uerdinger Seite gefragt. Keine andere Tugend spricht Kleves Trainer Thomas von Kuczkowski an, wenn die Sprache auf den in Uerdingen zu erwartenden Untergrund kommt. "Uns wurde signalisiert, dass auf Asche gespielt wird. Da wird sich zeigen, wer sich aus der Mannschaft bedingungslos in den Dienst der Sache stellt", sagt von Kuczkowski, der in der Vorbereitung auf das morgige Spiel mit seiner Mannschaft zweimal auf der Asche in Rindern trainiert hat. Zur Überraschung des wieder genesenen "Tiko" Garzajan, der auf so einem Belag noch nie zuvor gespielt hatte.

Die "Sache" heißt für Kleve Aufstieg. Da beißt keine noch so pfiffige Maus einen Faden ab. Von Kuczkowski irritiert in diesem Zusammenhang nicht, dass seine Mannschaft in den beiden Spielen nach der Winterpause von den sechs zu vergebenden Punkten nur zwei geholt hat. "Doch allmählich stünden uns drei Punkte wieder einmal gut zu Gesicht", sagt von Kuczkowski, der spürt, dass seine Mannschaft nicht mehr weit davon entfernt ist, dass der Knoten platzt und sie sich wie zuletzt gegen Rhede mehr als nur eine Halbzeit lang wie ein Titelaspirant präsentiert.

"Positiv ist für mich, dass gegen St. Tönis und Rhede die Mannschaft nach dem Gegentreffer eine Reaktion gezeigt hat und ins Spiel zurück gekommen ist", sagt von Kuczkowski, der seine Mannschaft in beiden Partien dem Sieg näher gesehen hat. Das ist nicht so schlecht, zumal beide Gegner in der Liga schon etwas hermachen. Der VfL Rhede aufgrund seiner vorzüglichen Tabellenposition sowieso, aber auch St. Tönis, das nach den zur Winterpause getätigten Verstärkungen mit dem Team aus der Hinrunde nur noch bedingt vergleichbar ist.

In beiden Spielen brauchte es eine Initialzündung durch den Trainer, der mit den Einwechslungen und der dadurch bedingten Veränderung in der Architektur des Klever Spiels für neue Impulse sorgte. Als gegen Rhede Otman Maehouat ins Spiel kam und sich ohne lange Anlaufzeit als vorbildlicher Ballschlepper Fleißkärtchen verdiente, wurde die Offensivkraft des Klever Spiels deutlich stärker. Damit einher ging der Wechsel von Niklas Klein-Wiele ins Zentrum des Klever Mittelfelds, das dadurch einen wirkungsvolleren Zugriff auf das Spiel bekam. Von diesem Zeitpunkt an brauchten sich Kleves technisch feinen Angreifer Levon Kurikciyan und Pascal Hühner weniger um die Räume hinter ihnen zu kümmern, sondern durften sich ganz ihrer eigentlichen Aufgabe widmen und Tore schießen.

Ausgangspunkt des Ausgleichstores am vergangenen Sonntag war dann genau die Ideenschmiede im Klever Mittelfeld. Von dort kam der Pass in die Schnittstelle der gegnerischen Abwehr - so steil und so scharf, dass er nur von Spielern mit der Qualität eines Pascal Hühner zu kontrollieren war. Es war gegen Rhede vielleicht der spielerische Höhepunkt des Nachmittags und gleichzeitig die Geschichte der im nebenstehenden Bild wiedergegebenen Szene. Eine unglaubliche Entstehung. Wie das Bild zeigt, war Hühner bei der Ballannahme von seinem Rheder Gegenspieler schon fast abgeräumt worden, bekam dann aber doch noch irgendwie die Füße unter den Körper, berappelte sich, nahm erneut Geschwindigkeit auf und setzte anschließend mit einem herrlichen Rückpass den nachrückenden Levon Kurikciyan ein, der den Ball trocken und schmerzlos zum Ausgleichstor ins kurze obere Toreck jagte.

Ein Spielzug in einer Phase des Spiels am vergangenen Sonntag, in dem der 1. FC Kleve belegte, über was für Fähigkeiten er trotz der eingeschränkten personellen Möglichkeiten verfügt. Von daher sollte es nicht mehr lange dauern, bis der Tabellenführer nicht nur Teilen einer Begegnung, sondern ihr in der Gesamtheit wieder den Stempel aufdrückt. Allerdings - und dazu braucht es keinen Blick in die Gaskugel, drei Punkte in Uerdingen sind dazu zwingend nötig. Und das nicht allein deshalb, weil eine Woche später der Vierte Union Nettetal in die Volksbank-Arena kommt. Nein, auch mit Blick auf die morgigen Spiele der Konkurrenz. Im Verfolgerduell duellieren sich der Zweite Rhede mit dem Dritten Homberg. "Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, könnte das für uns ein schöner Sonntag werden", sagt Kleves Trainer.

(RP)
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